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Kretzschmar: Ich habe keine Lust auf ein VELUX EHF FINAL4 ohne deutsche Beteiligung!

Die Handball-Kolumne

Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs
Image: Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs  © Sky

Sky Experte Stefan Kretzschmar beleuchtet in seiner Kolumne jede Woche die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs. Dieses Mal analysiert der ehemalige Weltklasse-Linksaußen die Champions-League-Rückspiele der deutschen Mannschaften. Schafft der THW Kiel die Sensation gegen Skopje? Und setzt sich Flensburg in Montpellier durch?

Am Wochenende heißt es vor allem eines: Daumen drücken! Da warten zwei wahnsinnig spannende Spiele in der Königsklasse: Beide deutschen Teams haben eine große Herausforderung vor sich.

Montpellier - Flensburg

Nach dem Unentschieden im Hinspiel hat man sich so ein bisschen gefragt warum. Flensburg hätte gewinnen können oder sogar müssen. Das soll nicht respektlos gegenüber Montpellier klingen, aber in so einem Spiel vor heimischer Kulisse hätte die SG alle Chancen gehabt relativ deutlich zu gewinnen. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass das nicht wie bei den anderen Rückspielen aussieht: Flensburg ist im Rückspiel nicht der absolute Außenseiter! In Frankreich sehe ich die SG sogar ein bisschen vorne. Nach der Analyse beider Teams ist die SG für mich einen Ticken besser.

Natürlich müssen sie härter verteidigen: 28 Tore zu bekommen - das ist schon eine Menge. Der brandgefährliche Melvyn Richardson auf der rechten Seite und der Argentinier Diego Simonet mit seinem herausragenden 1:1-Verhalten müssen in den Griff bekommen werden. Abgesehen von Jonas Truchanovicius ist auf der linken Seite niemand, der aus zehn Metern ein Tor werfen kann. Montpellier ist spielerisch eine Top-Mannschaft: Sie lassen den Ball gut laufen - eine ähnliche Spielanlage wie die SG.

Flensburg hat eine realistische Chance!

Die Flensburger müssen deswegen kompakt agieren und das Torhüter-Duell gewinnen: Vincent Gerard vs. Mattias Andersson. Der Flensburger will unbedingt in das VELUX EHF FINAL4! Vor allem zum Abschluss seiner Karriere will man so ein Ereignis noch mitnehmen. Das ist ein wahnsinniger Anreiz. Das gilt auch für Thomas Mogensen: Die beiden werden alles in die Waagschale werfen. Sie waren schon in Köln und haben da gewonnen - das wird kein melancholisches Geplänkel!

Alle Kolumnen von Stefan Kretzschmar
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Sky Experte Stefan Kretzschmar beleuchtet in seiner Kolumne jede Woche die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs.

Vor allem aber muss man auswärts die technischen Fehler minimieren und die Dinger vorne einfach reinmachen! Sie spielen in der großen Arena, das ist ein Vorteil: Da ist die Stimmung nicht so aufgeheizt. Wichtig ist es nämlich, die Nerven zu behalten. Dann glaube ich, dass Flensburg gewinnen kann. Das wäre für mich auch keine große Überraschung, sondern eine realistische Chance. Die Überschrift wäre für mich dann nicht „Wunder von Montpellier". Nein! Und mit diesem Bewusstsein und dieser Einstellung müssen sie auftreten. Flensburg hat die Chance ins VELUX EHF FINAL4 einzuziehen!

Skopje - Kiel

In Kiel hingegen ist etwas passiert, was bei den Zebras öfter geschieht: Wenn ein Fehler gemacht wird, dann bricht der THW zusammen. Dann haben sie niemanden, der Lösungen findet und ihnen Selbstvertrauen gibt. Wenn es läuft, dann sind sie wahnsinnig schwer zu schlagen. Aber wenn ein, zwei Fehler passieren, dann ist ihr Selbstbewusstsein auf Sand gebaut. Ein wackliges Kartenhaus! Momentan haben sie nicht die mentale Stärke sich aus schwierigen Situationen herauszuziehen und auf Automatismen zurückzugreifen. Aber sie haben sich natürlich gesteigert und zu einer Form zurückgefunden, die ihnen in der Meisterschaft eine beeindruckende Serie ermöglicht hat. Die hat ihnen auch im Hinspiel gezeigt: Moment mal, wir können hier auch gewinnen. Und das gegen den amtierenden Titelgewinner.

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Skopje ist eine Mannschaft, die den Kielern erstmals physisch überlegen war. Die einen unangenehmen, konzentrierten, fokussierten Handball spielen. Sportlich muss man diesen Gegner jetzt analysieren. Das andere ist die Psyche: Diese Halle wird am Sonntag die absolute Hölle sein! Das sind fanatische Fans in diesem Hexenkessel. Es wird am Wochenende keine lautere Halle geben als die in Skopje. Da muss man abgebrüht, voller Selbstbewusstsein und cool sein, um dort bestehen zu können. Man darf nicht vergessen: Diese Saison hat in dieser Halle noch niemand gegen Skopje gewonnen.

Das Wunder von Skopje?

Für mich ist beim Gastgeber der entscheidende Mann auf der Mitte: Luka Cindric. Über ihn läuft jeder Angriff. Die Spieler auf den Halbpositionen Dainis Kristopans und Vuko Borozan profitieren nur von seinen Auslösehandlungen. Dazu kommt das Zusammenspiel mit dem Kreisläufer: Eine elementar wichtige Position - eine nahezu 100% Wurfquote. Das müssen die Kieler so gut wie möglich verteidigen. Sie haben eine sehr antizipative 3:2:1-Formation und auch eine stabile 6:0-Abwehr. Sie müssen ihre Defensivreihen aggressiv spielen. Und Niklas Landin oder Andreas Wolff müssen wirklich überragend halten. Da reicht keine normale Leistung!

Gislason hört auf - Jicha soll übernehmen
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Die Ära Alfred Gislason geht nach der nächsten Saison beim deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel zu Ende.

In Skopje musst du nämlich mindestens drei oder vier Tore besser sein, um eine realistische Chance auf den Sieg zu haben. Das hat Alfred Gislason ja auch nach dem Spiel gesagt. Wenn alle an ihrem Maximum spielen, selbstbewusst auftreten und gut ins Spiel finden, dann hat Kiel sicherlich die Qualität auch dieses wahnsinnig schwere Spiel zu gewinnen. Aber ganz ehrlich: Das ist extrem schwer. Das wäre das „Wunder von Skopje". Weil du spielst nicht nur gegen Skopje, sondern auch gegen das Publikum und wahrscheinlich auch gegen die Schiedsrichter. Das ist die maximale Herausforderung! Und Skopje ist der ganz klare Favorit!

Flensburg muss die deutsche Fahne hochheben!

Ich habe keine Lust auf ein VELUX EHF FINAL4 mit drei französischen Teams und Skopje! Ich hoffe, dass Flensburg die deutsche Fahne hochhebt. Eine kleine prozentuale Wahrscheinlichkeit liegt bei Kiel, aber ich glaube die großen und realistischeren Hoffnungen liegen bei Flensburg. Es wäre einfach schade, wenn es beide nicht packen! Natürlich habe ich auch Angst, dass gar keine deutsche Mannschaft dabei ist. Das wäre eine Katastrophe!

Aber was heißt Katastrophe: Das wäre natürlich nicht das attraktivste Final Four. Aber dann eben verdient. Die drei französischen Mannschaften sind schon sehr stark. Das sind die großen französischen Drei und eine Visitenkarte, die Frankreich hier abgibt. Paris ist outstanding - das muss man schon sagen. Aber: Wenn es so kommt, dann darf man auch nicht heulen! Dann muss man die Herausforderung annehmen. Ich finde, dass die deutschen Vereine einen guten Job machen. Sie haben eine gute Personalpolitik betrieben. Sie werden auch nächste Saison wieder wettbewerbsfähig sein.

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