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Kretzschmar: Jetzt ist Flensburg der Favorit Nummer eins

Die Handball-Kolumne

Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs
Image: Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne die spannendsten Themen aus der Welt des Handballs  © Sky

Sky Experte Stefan Kretzschmar beleuchtet in seiner Kolumne jede Woche die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs. Dieses Mal blickt der ehemalige Weltklasse-Linksaußen auf Tabellenführer Flensburg.

Die SG Flensburg-Handewitt schlägt Vizemeister Rhein-Neckar Löwen 27:20 und ist damit auch nach 13 Spielen ohne Verlustpunkt. Das war ein Ausrufezeichen von Flensburg! Wie die SG um Abwehrchef Tobias Karlsson in der zweiten Halbzeit defensiv stand, hat mich sehr beeindruckt. Sowas kann kein Team der Welt Woche für Woche abrufen - aber in dieser Partie war das eine echte Macht-Demonstration! Wenn einem Genie wie Andy Schmid nichts mehr einfällt, spricht das Bände! Und hinter der Abwehr hatte Torwart Benjamin Buric einen super Tag.

Beste Saisonleistung von Flensburg

In den zweiten 30 Minuten war das die beste Saisonleistung des Meisters. Im Angriff: clever, mit Jim Gottfridsson als Strippenzieher. In der Abwehr: einfach überragend! Die wohl beste Abwehrleistung, die ich in diesem Jahr überhaupt gesehen habe.

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Die SG Flensburg-Handewitt hat das Spitzenspiel der Handball-Bundesliga gegen die Rhein-Neckar Löwen mit 27:20 gewonnen und die Tabellenführung ausgebaut. (Videolänge: 2:04 Minuten)

Die Löwen auf der anderen Seite haben einige falsche Entscheidungen getroffen. Flensburg stand relativ defensiv, dafür sind Steffen Fäth und Co. viel zu nah an die Gegenspieler gegangen. Klar, Andy Schmid wirft gerne am Mann, doch gegen ihn hat Tobias Karlsson einen herausragenden Job gemacht. Die Flensburger haben sich super geholfen, schnell die Räume dicht gemacht, stark geblockt. Und durch die defensive 6:0-Formation war der Weg zu Kreisläufer Jannik Kohlbacher fast immer zu. Er ist offensiv aktuell der beste Kreisläufer der Liga, war aber fast komplett aus dem Spiel.

Kritik an Löwen-Trainer Jacobsen nicht angebracht

Nach der Partie kam Kritik an Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen auf. Meiner Meinung nach hat er aber alles auf die Platte geschickt, was ihm an taktischem Repertoire zur Verfügung steht. Wenn du im Spitzenspiel in Flensburg gewinnen willst, musst du Andy Schmid durchspielen lassen. Ihn kannst du nicht draußen lassen! Er ist derjenige, der solche Spiele im Normalfall entscheidet. Das zeigt aber wieder einmal, wie abhängig die Löwen von Andy sind. Wenn er nicht so zur Geltung kommt, haben es die Mannheimer schwer. Natürlich haben sie noch weiter gute Spieler wie Petersson, Fäth, oder Mensah Larsen. Sie sind ja keine Gurken, sondern verfügen ebenfalls über internationale Klasse. Dennoch hängt extrem viel an Andy, und ihn hatte Flensburg sensationell gut im Griff. Jacobsen hat den siebten Feldspieler ausprobiert, hat es mit einer 5:1-Abwehr versucht - mehr konnte er nicht machen! Zur Halbzeit war ja auch noch alles in Ordnung. Dann ist Flensburg über sich hinausgewachsen. Das passiert im Handball. Mir auf der Tribüne ist auch nichts eingefallen, was ich gerne noch von Nikolaj gesehen hätte.

Handball live im Free-TV & Livestream: Füchse vs. Löwen
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Sky zeigt das DHB-Pokal-Viertelfinale am 18. Dezember live und kostenlos im TV und im Livestream. Die Füchse Berlin empfangen die Rhein-Neckar Löwen.

Maik Machulla macht einen überragenden Job

Flensburg war auf den Punkt vorbereitet. Dafür ein großes Lob an Maik Machulla! Es ist beeindruckend, wie er nie den Fokus verliert. Er ist nicht zu emotional, sondern hat immer den Blick für das Spielgeschehen. In den Auszeiten bespricht er haargenau, was er spielen möchte. Da gibt's keine Phrasen! Und er reagiert perfekt auf das Spiel: Gegen die Löwen beispielsweise hat er fast komplett auf Wechsel verzichtet. Holger Glandorf hat durchgespielt, auf den Rechtshänder-Positionen haben sich nur Rasmus Lauge, Jim Gottfridsson und Goran Johannessen die Spielzeit geteilt.

Flensburg könnte mit null Minuspunkten in die Pause gehen

Spätestens jetzt ist Flensburg Topfavorit Nummer eins auf den Titel! Wenn alles "normal" läuft, werden sie mit null Minuspunkten in die WM-Pause gehen. Das ist eine Ansage! Und sie haben schon gegen alle Top-Teams gespielt, während sich die Konkurrenz in der restlichen Hinrunde noch Punkte gegenseitig abnimmt. Aber: In der Rückrunde muss Flensburg bei allen Top-Mannschaften auswärts antreten! Und die Spiele gegen die etwas schwächeren Gegner sind auch noch nicht gewonnen. An die wiedererstarkten Melsunger sei an dieser Stelle erinnert. Oder daran, wie viele Spiele Flensburg nur hauchdünn gewann. So dominant, wie es die Punkteausbeute vermuten ließe, war die SG bisher auch nicht. Es gibt noch einige Fragezeichen bis zum Saisonende. Ich sehe nach wie vor einen Vierkampf um den Titel. Hätten die Füchse Berlin nicht solch ein Verletzungspech, wäre es sogar ein Fünfkampf.

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Nur die Löwen sind nicht im Soll

Wer hat sich den von den Top-Vier bisher einen Schnitzer erlaubt? Die Löwen haben zuhause drei Punkte abgegeben. Das darf nicht passieren. Die müssen sie sich wieder holen, zwei davon vielleicht ja schon an Weihnachten in Kiel. Der THW hat nur auswärts in Flensburg und Magdeburg verloren, der SCM nur in Berlin und Flensburg. Das ist auch in Ordnung. Theoretisch sind also außer den Löwen alle im grünen Bereich. Fazit: Alle vier haben weiter die Chance auf die Meisterschaft - an Flensburg führt auf dem Weg zum Titel aber kein Weg vorbei.

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