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Hamann: Bayern muss in der Königsklasse jeden Gegner fürchten

"Hamanns Top 3" - Die Kolumne des Sky Experten

'Hamanns Top 3' ist die regelmäßige Kolumne des Sky Experten Didi Hamann.
Image: 'Hamanns Top 3' ist die regelmäßige Kolumne des Sky Experten Didi Hamann.

In seiner Kolumne "Hamanns Top 3" zollt der Sky Experte Schalke Respekt, zweifelt an BVB-Torjäger Alcacer und glaubt noch nicht an Bayerns wiedergewonnene Stärke nach der Gala gegen Benfica.

TOP1: Respekt für Schalke

Wenn man die Gruppenphase der deutschen Teams bisher Revue passieren lässt, war das 4:0 der Dortmunder gegen Atletico aus heutiger Sicht das Highlight. Und trotzdem muss ich sagen, dass man den Schalkern das größte Kompliment machen muss.

Mit den Widrigkeiten, die sie in der Liga bisher mitschleppen, haben sie sich in der Gruppe mit Istanbul, Porto und Lok Moskau am Ende souverän qualifiziert. Man muss erst einmal in Russland und der Türkei bestehen. Das ist nicht so leicht, wie viele vielleicht denken. Andere Top-Teams wie Manchester United oder City haben gegen vermeintlich kleinere Teams große Probleme gehabt. Und wer sich vor dem 5. Spieltag qualifiziert, verdient dafür großen Respekt.

Das Spiel in Porto würde ich aus der Bewertung rauslassen. Die Schalker waren schon weiter, sind dann mit den Gedanken bestimmt schon ein Stück weit beim nächsten Liga-Spiel. Außerdem ist Porto wirklich eine richtig starke Truppe. Deshalb ist für mich Schalke das positivste Beispiel aus deutscher Sicht.

Dass Bayern sich in dieser leichten Gruppe durchsetzt, war so gut wie klar. Dortmunds tolle Leistungen dürfen natürlich nicht verschwiegen werden. Da darf dann so ein unterdurchschnittliches Spiel wie gegen Brügge auch mal drin sein. Nach den peinlichen Leistungen in der letzten Saison, ohne Sieg und zwei Unentschieden gegen eine Mannschaft aus Zypern (Nikosia), war das bisher wirklich herausragend.

TOP2: Für Bayern ist jeder Gegner gefährlich

Abgesehen davon, dass es in der Runde der letzten 16 in Europa keine leichten Gegner mehr gibt, muss der FC Bayern in der aktuellen Lage rund um den ganzen Verein, jede Mannschaft fürchten. Was da momentan los ist, lässt alles zu, aber gewiss kein ruhiges Arbeiten. Weder für die Mannschaft noch für den Trainer und natürlich auch nicht für die Bosse. Nur gut, dass das Achtelfinale nicht schon nächste Woche stattfindet.

Dass jetzt die Jahreshauptversammlung ansteht, könnte das Ganze noch unruhiger machen als ohnehin. Dort sitzen die Menschen, denen dieser Verein unglaublich wichtig ist. Die Mitglieder, die dem Klub seit 50 Jahren das Geld hinterhertragen. Und bisher gab es dort meistens nur Lob und Applaus für Hoeneß und Co. Ich habe in verschiedenen Foren bereits gelesen, dass einige Aktionen geplant sind, um Unmut zu äußern. Und wenn sich diese Basis erst einmal gegen die Führungsfiguren stellt, merken die Bosse spätestens dann, was sie in den letzten Monaten angerichtet haben.

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Angefangen hat das Ganze mit der berüchtigten Pressekonferenz. Das Grundgesetz zitieren, dann aber Spieler und Medien beleidigen. Legenden wie Paul Breitner aus der Loge verbannen, aber Spieler nicht sanktionieren, die handgreiflich gegenüber Journalisten werden. Da fehlen mir die Worte.

Alle Kolumnen von Didi Hamann
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In seiner Kolumne "Hamanns Top 3" auf skysport.de bewertet der 59-malige Nationalspieler immer drei aktuelle Themen.

Der FC Bayern ist seit 50 Jahren das Aushängeschild des deutschen Vereinsfußballs. Es laufen Tausende Kinder mit Ribery-Trikots herum und dieser Spieler darf sich dann mit einer Entschuldigung davonschleichen, nachdem er einem Reporter eine Watschn verpasst hat. Wenn bei der nächsten Mannschaftssitzung einer zu spät kommt und 500 Euro Strafe zahlen soll, wie genau soll man ihm das erklären? Alle miteinander haben beim FC Bayern eine große Verantwortung der Gesellschaft gegenüber. Diese wurde mit Füßen getreten. Das Zeichen nach außen ist fatal.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie jetzt in Bremen gewinnen. Aufgrund ihrer Qualität werden sie natürlich immer wieder Spiele gewinnen. Aber in der jetzigen Konstellation alle Bereiche in ruhige Gefilde zu führen, erscheint mir fast unmöglich. Zumindest in absehbarer Zeit. Jetzt sieht es so aus, als ob Niko Kovac von Spiel zu Spiel denken und hoffen muss. Ich bin gespannt, was passiert, sobald der Rückstand auf Dortmund noch größer wird.

TOP3: Ich bleibe skeptisch bei Alcacer

Dortmund wäre in dieser Saison ohne die tollen und entscheidenden Tore von Paco Alcacer nie so erfolgreich, das steht fest. Aber man hat mit Sicherheit keine 25 Millionen Ablöse gezahlt, um "nur" einen genialen Joker verpflichtet zu haben. Und dass er quasi im Dezember noch immer nicht körperlich bei 100 Prozent sein soll, kann ja wohl nicht sein. Wenn er jetzt noch nicht fit ist, wann denn dann?

Alcacer: Super-Joker mit Startelfphobie
Alcacer: Super-Joker mit Startelfphobie

Paco Alcacer hat sich als wahrer Glücksgriff herausgestellt. Allerdings gibt es einen kleinen Schönheitsfehler.

Das Problem ist, dass es mit den Joker-Toren irgendwann enden wird und sich viele Gegenspieler auch besser auf ihn einstellen werden. Er hat jetzt mal wieder von Beginn an gegen Brügge gespielt und nicht getroffen. Irgendwann, vor allem wenn er das immer hört und liest, glaubt er selbst, dass er "nur" ein Joker ist. Und dann wird's gefährlich. Denn wenn ein Stürmer nicht das Selbstvertrauen hat, dass er auch von der ersten Minute an eine Waffe ist, wird das ganz schnell zum Problem.

Ich bleibe weiterhin skeptisch, ob er einer ist, der wie Lewandowski meistens von der ersten Minute an voll da ist und fast immer das 1:0 schießt, oder ob sich diese Entwicklung nicht einstellt. Es steht außer Frage, dass er die Qualität innehat. Ein guter, positiver Typ, der super in diese tolle BVB-Mannschaft passt. Aber: Alcacer muss so schnell wie möglich auch von Beginn an die wichtigen Tore erzielen.

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