Nach der Niederlage im Derby liegt der Vizemeister der vergangenen Saison 22 Punkte hinter dem BVB. Die Experten bei "Wontorra - der o2 Fußball-Talk" haben den Grund der Misere ausgemacht.
Acht Punkte lag Schalke 04 am Ende der vergangenen Saison vor Borussia Dortmund. Nach dem 1:2 im 177. Revierderby ergibt sich ein völlig anderes Bild: 22 Punkte liegt Königsblau hinter Schwarz-Gelb. Macht insgesamt 30 Punkte Differenz in den vergangenen sieben Monaten und 14 Bundesligaspielen.
Den Vizemeister der Vorsaison trennen nur noch drei Punkte vom Relegationsplatz. Domenico Tedesco war im Mai noch der gefeierte Held, nun steckt er in der schwierigsten Situation seit seinem Dienstantritt. Doch die Schuld trägt nicht der Trainer allein.
"Dortmund hat kontinuierlicher gearbeitet als Schalke"
"Letztes Jahr war er der Messias, jetzt wollen wir ihn verteufeln? Das ist mir viel zu einfach", meint Büskens. "Die Mannschaft muss die Verantwortung für diese Situation übernehmen", nimmt der ehemalige Profi die Spieler in die Pflicht.
Den Hauptgrund für die Krise der Königsblauen sehen die Experten bei "Wontorra - der o2 Fußball-Talk" aber nicht beim Trainer oder den Spielern, sondern in der fehlenden Kontinuität und Identität im Verein. "Dortmund hat kontinuierlicher gearbeitet. Die Schalker Spieler wissen nicht, wofür der Verein steht und wo ihr Platz ist", erklärt Steffen Freund, der von 1991 bis 1993 für S04 spielte.
Fehler in der Vereinsführung
Büskens glaubt, dass Schalke in Sachen Identität "noch Nachholbedarf" habe. "Du musst wachsen können als Verein. Wenn du auf den entscheidenden Positionen permanente Wechsel hast, wird es schwer. Wenn du keinen Leitfaden hast, wird es noch schwer", sagt der ehemalige Eurofighter.
Es habe in der jüngeren Vergangenheit zu viele unterschiedliche Philosophien und auch zu viele Trainerwechsel gegeben, findet der 50-Jährige, der 1997 mit Schalke den UEFA-Pokal gewann.
Doch nicht nur auf Trainerbank fehlt Konstanz. "Die Vereinsführung hat in der Vergangenheit bei einigen Spielern verpasst, die Verträge zu verlängern", kritisiert Freund. Viele gute Spieler haben den Klub in der jüngeren Vergangenheit ablösefrei verlassen, zuletzt Leon Goretzka und Max Meyer.
BVB hat es S04 vorgemacht
"Was können die anderen, was wir nicht können?", fragt sich deshalb Schalke-Mitglied Büskens. Dortmund macht es dem Revier-Rivalen vor. Der BVB setzt auf ehemalige Profis in den Schlüsselpositionen der Vereinsführung, baut neben Sportdirektor Michael Zorc auf die Kompetenz der Ex-Kapitäne Matthias Sammer und Sebastian Kehl.
"Kehl ist genau diese Position, die jetzt Schalke braucht, eine Person zwischen Trainer und Vorstand", meint Freund. Die Unterstützung ehemaliger Spieler, die Lucien Favre in Dortmund bekommt, könnte Tedesco auf Schalke dringend gebrauchen, sind sich die Experten einig.
"Schalke muss wieder unangenehm werden"
Einen Rat für Tedesco hat Büskens noch. "Wenn wir über das Fußballerische reden, müssen wir wieder unangenehm werden. Letztes Jahr waren wir das. Da müssen wir wieder hinkommen."
Freund ist sich sicher, dass Königsblau zumindest an Schwarz-Gelb so schnell nicht wieder vorbeikommt. "Ich denke, Dortmund wird die nächsten fünf Jahre vor Schalke sein", sagt der 48-Jährige, der 1997 mit dem BVB die Champions League gewann.