Die Stimmung auf Schalke ist mit dem Debakel gegen Düsseldorf endgültig gekippt. Ultras nehmen Stambouli nach Abpfiff die Kapitänsbinde weg. Die Wontorra-Runde warnt.
Gellende Pfiffe, ein makaberes "Oh wie ist das schön", Ultras auf dem Rasen und schließlich sogar die Konfiszierung der Kapitänsbinde. Die Szenen nach der 0:4-Pleite gegen Düsseldorf hatten es in sich. Heribert Bruchhagen, der selbst bei Schalke 1989 - 1992 als Manager tätig war, glaubt, dass die heftige Kluft zwischen Fans und Mannschaft die Situation für Königsblau weiter erschwert. Bei Wontorra - der o2 Fußballtalk findet er scharfe Worte für die Reaktion der Fans.
"Irgendwo ist eine Grenze zu ziehen. Das geht einfach zu weit. Das ist ein Eingriff, der an Arroganz nicht zu überbieten ist. Die Ultras müssen akzeptieren, dass es Krisen und Niederlagen im Fußball gibt. Die Binde zu fordern und ein Machtspiel zu demonstrieren, das hätte ich nicht akzeptiert", so der 70-Jährige.
Kapitänsbinde adé: Was war passiert?
Zwei Vorsänger der "Ultras Gelsenkirchen" geigten den Spielern nach der 0:4-Pleite im eigenen Stadion auf dem Rasen die Meinung und nahmen Benjamin Stambouli letztendlich sogar die Kapitänsbinde weg.
Hintergrund: Die Binde mit der Aufschrift "Nordkurve Gelsenkirchen" wurde von den Ultras gestaltet und vor der Saison Ralf Fährmann übergeben. Sie sollte den Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Fans symbolisieren.
Matthäus: Stambouli hatte vielleicht Angst, auf Maul zu bekommen
Auch Sky Experte und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sieht dringend Redebedarf zwischen Fans und Verein. Seiner Meinung nach haben die Zuschauer auf den Rängen heutzutage einen fast schon bedrohlich großen Einfluss.
"Vielleicht hat ein Spieler wie Stambouli auch Angst gehabt, wenn ich die Binde nicht abgebe, bekomme ich gleich eine aufs Maul. Man muss da mittlerweile mit allem rechnen. Die Fans waren ja richtig aufgebracht, haben Spieler und Trainer beleidigt. Natürlich sind sie nicht zufrieden und sollen meinetwegen die Spieler auspfeifen und ihnen den Rücken zudrehen. Aber dieser Hass, der Trainer und Spielern teilweise entgegen gebracht wird, da muss man sich Gedanken machen und auch Gespräche suchen", so Matthäus bei Wontorra.
Fach mit Kritik: "Hätte die Binde nicht abgegeben"
Ein Gast in der Runde macht nicht dem Schalker Anhang, sondern Kapitän Stambouli einen Vorwurf: Ex-Profi Holger Fach. Er bewertet das Abgeben der Kapitänsbinde als fatales Zeichen und Bankrotterklärung der Mannschaft. Seiner Meinung nach hätte sich der 28-Jährige wehren und die Binde behalten müssen.
"Ich war schockiert. Überall, wo ich war, war ich Kapitän, aber so etwas habe ich noch nie erlebt", so Fach: "Ich hätte die Binde nicht abgegeben, weil das ein Zeichen meines Kapitänsamt für die Mannschaft ist. Ich hätte mir das nicht gefallen lassen, denn ich bin in erster Linie Kapitän für die Mannschaft und nicht für den Verein oder die Fans."
