Adam Yates breitete seine Arme aus und fuhr nach dem spektakulären Zwillingsduell mit Bruder Simon jubelnd ins Ziel von Bilbao. Der britische Radprofi ist zum Auftakt der 110. Tour de France im bebenden Baskenland ins erste Gelbe Trikot geflogen.
Der 30-Jährige vom UAE Team Emirates setzte sich nach 182 intensiven Kilometern vor seinem Bruder Simon und seinem Kapitän Tadej Pogacar durch. Der zweifache Sieger aus Slowenien setzte damit im Duell mit dem dänischen Titelverteidiger Jonas Vingegaard eine erste kleine Duftmarke im Kampf um den Toursieg - er liegt vier Sekunden vor seinem großen Kontrahenten. "Wir haben eine sehr enge Bindung. Diese Erfahrung mit Simon zu teilen, ist echt besonders", sagte Yates.
Yates, als Edelhelfer Pogacars zur Tour gereist, zog am letzten giftigen Anstieg des Tages das Tempo an - nur sein Kapitän sowie Vingegaard und der starke Franzose Victor Lafay (Cofidis) konnten folgen. In der anschließenden Abfahrt schloss die Gruppe um weitere Topfavoriten wieder auf, während sich Yates vorne plötzlich an der Seite seines Zwillingsbruders vom Team Jayco Alula wiederfand. Am Ende hatte er die besseren Beine.
Gegen halb eins war der Startschuss für die Tour in der Altstadt von Bilbao gefallen. 31 Jahre nach dem letzten Grand Depart in der Region herrschte Volksfeststimmung. Als schließlich um 12.55 Uhr die ersten offiziellen der insgesamt 3.405,6 km anstanden ging es dann direkt zur Sache.
Schnell bildete sich eine fünfköpfige Fluchtgruppe, das Feld aber hielt sie an der kurzen Leine - mehr als drei Minuten fuhren die Ausreißer zu keinem Zeitpunkt heraus. Die 176 Fahrer arbeiteten sich bei angenehmen Witterungsbedingungen an der malerischen Atlantikküste entlang durch den kniffligen Rundkurs mit über 3000 Höhenmetern. Das Peloton ließ die Spitzengruppe lange zappeln, rund 50 km vor dem Ziel war die Zeit des Quintetts an der Spitze aber abgelaufen.
Zimmermann verpasst Bergtrikot nur knapp
Die Topfavoriten auf den Toursieg und deren Teams an der Spitze präsentierten sich nun ganz vorne und zogen das Tempo am vorletzten Anstieg des Tages merklich an. Am Gipfel des Cote de Vivero kämpfte der starke Georg Zimmermann (Intermarche-Circus-Wanty) um das Bergtrikot. Der kletterstarke Augsburger, einer von nur sieben deutschen Startern im Feld, musste als Zweiter bei der größten Wertung des Tages aber Neilson Powless den Vortritt lassen - der US-Amerikaner wird das gepunktete Trikot am Sonntag tragen.
Auf der Abfahrt des Cote de Vivero erwischte es dann gleich zwei Fahrer aus dem erweiterten Kreis der Podestanwärter bei einem schweren Sturz. Der spanische Movistar-Fahrer Enric Mas und Olympiasieger Richard Carapaz aus Ecuador kollidierten und verloren jede Menge Zeit. Carapaz, für den mindestens alle Ambitionen auf die Gesamtwertung endeten, quälte sich unter Schmerzen weiter, für Mas dagegen endete die Tour bereits am ersten Tag auf schmerzhafte Weise. Vorne läuteten die Topteams das Finale ein.
Am Sonntag steht eine ganz ähnliche Etappe auf dem Programm - wieder sind fünf kategorisierte Anstiege zu überwinden, wieder geht es auf fast durchgehend welligem Terrain durchs Baskenland. Von Vitoria-Gasteiz führt das längste Teilstück der diesjährigen Tour über 209 km nach San Sebastian.
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