Die freien Cockpits werden weniger, doch Nico Hülkenberg demonstriert Gelassenheit. "Es gab gegenseitiges Interesse, aber am Ende hat es nicht funktioniert mit Haas", erklärte der Formel-1-Pilot am Donnerstag knapp und aufgeräumt.
Der US-Rennstall bestätigte am Rande des Großen Preises von Singapur (Sonntag ab 14.05 Uhr live auf Sky Sport 2 HD) seine bisherige Fahrerpaarung Kevin Magnussen/Romain Grosjean für 2020. In der einstigen "Formel Deutsch" könnte damit bald nur noch Sebastian Vettel hinter dem Lenkrad sitzen.
Zum Durchklicken: Die Formel-1-Cockpits 2020
Platz bei Red Bull wäre "Träumchen"
Nur bei Alfa Romeo, Red Bull, Toro Rosso und Williams sind noch Plätze frei. Red Bull ist darunter das einzige Top-Team, der noch bei Renault angestellte Hülkenberg sprach beinahe schwärmerisch von einem "Träumchen". Allerdings sei diese Option "im Moment nicht realistisch", glaubt der 32-Jährige. Red-Bull-Teamchef Christian Horner erklärte am Freitag am Rande des Großen Preises von Singapur, dass eine Verpflichtung des 32-Jährigen "kaum vorstellbar" sei. Horner fügte unverblümt an: "Er steht nicht auf unserer Liste."
So ist der Thailänder Alexander Albon an der Seite von Spitzenfahrer Max Verstappen zwar noch nicht für 2020 bestätigt, allerdings überzeugte der 23-Jährige seit seiner Beförderung von Toro Rosso in den Premium-Bullenstall.
Toro Rosso hat noch keinen Fahrer für das kommende Jahr benannt, jedoch versteht sich das Team seit jeher als Talentschuppen. Hülkenberg mit seinen 32 Jahren und 170 Formel-1-Rennen seit 2010 (für Williams, Force India, Sauber und Renault) fällt nicht in diese Kategorie.
Bliebe noch Hinterbänkler Williams, wo Robert Kubica am Jahresende gehen wird. Allerdings ist kaum anzunehmen, dass der in der Branche geschätzte Hülkenberg ans Ende des Feldes wechseln würde.
Alfa Romeo wahrscheinlichste Option
Eher schon würde ein Engagement beim Sauber-Nachfolgerteam Alfa Romeo passen. Dort muss Antonio Giovinazzi noch um seine Weiterbeschäftigung zittern. Zudem wird das Team von Frederic Vasseur geführt, unter dem Hülkenberg 2009 Champion der Formel-2-Vorgängerserie GP2 wurde. Der Franzose Vasseur lotste ihn auch 2017 zu Renault, wo Hülkenberg im kommenden Jahr durch Esteban Ocon ersetzt wird.
Deutsches Duo ab 2021?
Hülkenberg erklärte bezüglich eines möglichen Engagements vielsagend: "Das wird von anderen Leuten entschieden." Für den Sky F1-Experten Sascha Roos ist jedenfalls klar: "Alfa ist die vielversprechendste Möglichkeit für ihn."
Momentan hat Kimi Raikkönen noch einen Einjahresvertrag. Roos hält einen Zweijahresvertrag für Hülkenberg und ein deutsches Duo ab 2021 für möglich. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Mick Schumacher ab 2021 für Alfa fahren wird. Wieso ihm nicht mit Hülkenberg einen deutschen Lehrmeister geben?"
Alfa-Romeo-Teamchef Vasseur verwies allerdings darauf, dass Giovinazzi "auf einem guten Weg" sei. Andererseits müsse sich "jeder in der Formel 1 seinen Platz verdienen".
Zeit der "Formel Deutsch" vorbei
Damit droht die einstige "Formel Deutsch" weiter auszudünnen. Fuhren 2011 in der Spitze noch sieben deutsche Piloten um Rekordweltmeister Michael Schumacher und auch Hülkenberg in der Formel 1, hat nach derzeitigem Stand für das kommende Jahr nur Ferrari-Pilot Sebastian Vettel einen Vertrag in der Tasche.
Hülkenberg beteuerte, dass ihn dieses Szenario nicht umwerfen würde. Er müsse "nicht auf Gedeih und Verderb in der Formel 1 bleiben." Über Alternativen zur Motorsport-Königsklasse will der Le-Mans-Sieger von 2015 "derzeit noch nicht nachdenken." Denkbar sei auch ein Jahr Pause.