Lewis Hamilton hat sich mit Rang drei in Kanada erfolgreich zurückgemeldet. Auch der Konkurrenz ist das nicht entgangen.
Im Laufe dieser Formel 1-Saison sorgte Lewis Hamilton eher mit Schlagzeilen abseits der Rennstrecke für Aufsehen. Zuletzt gab es die Meldung, ein großer Formel 1-Film komme unter Hamiltons Beteiligung in die Kinos. Die Apple Studios bestätigten diese Meldung inzwischen. Hollywoodstar Brad Pitt übernehme die Hauptrolle. Hamilton ist als beratender Produzent mit von der Partie, eine Schauspielrolle strebt er jedoch nicht an, wie der Mercedes-Pilot klarstellt: "Ich habe nicht vor, mitzumachen."
Hamilton will lieber wieder die Hauptrolle auf der Rennstrecke einnehmen. Der dritte Platz in Montreal hat ihm Lust auf mehr gemacht. "Es fühlt sich großartig an, wieder vorne mitzumischen", sagte er nach dem Rennen erleichtert. Nach seinem zweiten Podiumserfolg seit dem Auftaktrennen in Bahrain sehnt sich Hamilton nun nach weiteren Erfolgserlebnissen.
Rekordsieger in Silverstone
Der Rennkalender spielt ihm dabei in die Karten. Denn nun steht ausgerechnet Hamiltons Heimrennen in Silverstone vor der Tür. (alle Trainings, das Qualifying und Rennen vom 1. bis 3. Juli live auf Sky Sport F1 und mit WOW im Stream)
Beim Großbritannien-GP fuhr Hamilton mit dem Mercedes-Silberpfeil seit 2014 jedes Mal aufs Podest. Sieben Siege und zwei zweite Plätze konnte er in Silverstone seither einfahren. Insgesamt hat Hamilton in Silverstone sogar acht Mal gewonnen, was ihn dort zusammen mit Michael Schumacher zum Rekordsieger macht.
Bouncing in den Griff bekommen
Dass 2022 ein weiterer Podestplatz hinzukommt, schien noch vor wenigen Wochen so unwahrscheinlich wie eine Schauspielkarriere Hamiltons. In Baku musste man schon fast Mitleid mit dem 37-Jährigen haben, als er sich nach dem Rennen voller Schmerzen aus dem W13 quälte. Das sogenannte Bouncing seines Rennfahrzeugs auf der langen Geraden hatte ihm arge Rückenschmerzen beschert.
Nach dem Kanada-GP ging es dem Briten wesentlich besser: "Ich fühle mich fast wieder jung", antwortete er auf die Frage nach seinem Rücken. Sein Bolide hüpfte in Montreal um ein Vielfaches weniger. Das hatte zum Teil mit der Streckencharakteristik zu tun, aber das Mercedes-Team drehte auch an ein paar Stellschrauben.
"Ich denke, wir haben das, was wir als 'Porpoising' oder 'Bouncing' definieren, in gewisser Weise seziert. Und ich denke, dass wir das 'Porpoising' - also die aerodynamische Bewegung des Autos - gelöst haben", stellte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach dem Rennen zufrieden fest.
Verstappen flucht wegen Hamilton
Aber nicht nur was das Bouncing angeht, haben sich die Silberpfeile in Kanada verbessert. "Wir hatten nicht ganz die Pace von Max oder Carlos, aber die meiste Zeit fühlte es sich so an, als fehlten uns nur zwei oder drei Zehntel, was uns alle anspornen wird, weiter daran zu arbeiten, diese Lücke zu schließen", freute sich der Leitende Renningenieur Andrew Shovlin.
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Wie nah Mercedes an Red Bull und Ferrari herangerückt ist, bekam auch Max Verstappen während des Rennens zu spüren. Als er nach einem Reifenwechsel wider Erwarten nur knapp vor Hamilton zurück auf die Strecke kam und sich vom siebenfachen Weltmeister überholen lassen musste, erschrak der Niederländer und fluchte Richtung Box. Auch Red Bull-Motorsportchef Helmut Marko sind die wiedererstarkten Silberpfeile nicht entgangen: "Mercedes hat massiv aufgeholt."
Zuverlässigkeit als Trumpf
Und in einem Punkt ist Mercedes schon jetzt stärker als Red Bull und Ferrari: bei der Zuverlässigkeit der Fahrzeuge. Während Hamilton und George Russell noch kein einziges Mal in dieser Saison ausgeschieden sind, wurden die Rivalen jeweils schon vier Mal durch technische Defekte gestoppt.
Trotz der nun verbesserten Performance macht man sich bei Mercedes aber keine Hoffnungen mehr, in den Titelkampf eingreifen zu können. Da sei "der Zug schon lange abgefahren", ist sich Wolff sicher. Auch an den Zweitplatzierten Ferrari noch heranzukommen, wird schwer. 40 Punkte liegt Mercedes in der Teamwertung hinter den Italienern.
Steifigkeit als Grundproblem
Der Fokus liegt deshalb darauf, mit Rennsiegen den Stern wieder strahlen zu lassen. "Und ich glaube, das können wir schaffen", gibt sich Wolff zuversichtlich. Dazu muss man bei Mercedes noch ein zweites Problem in den Griff bekommen, wie Wolff andeutet: "Die Autos sind einfach alle zu steif. Das Fahrverhalten über die Randsteine ist schlecht, das Fahrverhalten bei Bodenwellen ist schlecht."
In Silverstone mit seinem glatten Asphalt und den flachen Randsteinen werden die Mercedes-Defizite wohl nicht so stark zum Tragen kommen. Und so besteht berechtigte Hoffnung, für die britischen Fans, wieder einen "jungen" Hamilton erleben zu dürfen - vielleicht auch wieder auf dem Podest.