Der WM-Führende Max Verstappen crasht im Qualifying zum GP von Saudi-Arabien in der letzten Kurve. Der Niederländer geht im Kampf um die beste Startposition voll ins Risiko - und das, obwohl er sowieso schon auf Pole-Kurs ist. Womöglich eine verhängnisvolle Szene im Hinblick auf den WM-Fight mit Lewis Hamilton.
Es laufen die letzten Sekunden im Qualifying zum GP von Saudi-Arabien. Lewis Hamilton hält die Bestzeit, doch Verstappen schickt sich an, diese nochmals zu unterbieten. Nach dem zweiten Sektor ist der Niederländer knapp eine halbe Sekunde schneller als sein WM-Widersacher.
Verstappen hadert mit Crash in letzter Kurve
Verstappen geht jedoch nicht vom Gas, sondern pusht auch im letzten Streckenabschnitt. In Kurve 27, der letzten auf dem Jeddah Corniche Circuit passiert es dann. Der Niederländer rutscht etwas zu weit raus und kann seinen Boliden nicht mehr auf dem Kurs halten. Er touchiert auf dem teils engen Highspeed-Stadtkurs die Mauer und muss seinen Wagen abstellen. Mit hängendem Kopf steigt er aus und verlässt die Strecke im Wissen, dass er nicht nur die Pole Position in Saudi-Arabien weggeworfen hat, sondern womöglich auch die Weltmeisterschaft.
VOTING: Wer holt sich die WM-Krone?
"Es ist wirklich schlimm. Es war ein super Qualifying, aber es ist hart, weil man hier schon etwas herumrutscht. Aber ich wusste, dass wir die Pace haben und das habe ich gezeigt mit der letzten Runde. Wir müssen jetzt verstehen, was das passiert ist. Ich habe versucht, das Auto auf der Strecke zu halten. Aber das Heck ist weggerutscht und so ist Platz drei etwas enttäuschend, wenn man weiß, auf was für einer Runde ich da unterwegs gewesen bin. Aber es zeigt, dass das Auto sehr schnell ist", versucht Verstappen noch das Beste aus dem am Ende doch enttäuschenden Ergebnis zu ziehen.
Dr. Marko: "... aber das ist nicht Max"
Hat der Niederländer zu viel gewollt? Obwohl er schon mit der zweiten Zwischenzeit deutlich vor Hamilton gelegen hatte, drückte er weiter aufs Gas, fuhr seinen Wagen am Anschlag und wollte damit wohl ein Statement gegen Mercedes und Hamilton setzen. Er wollte wohl zeigen, dass man trotz des Wunder-Motors in Hamiltons Boliden mithalten und in Saudi-Arabien um den Sieg mitfahre könne. Letztendlich sei dies eine Eigenschaft, die sein Boss Dr. Helmut Marko an Verstappen schätze. So erklärt dieser am Sky Mikrofon, dass auch Andere den Crash von Verstappen hätten verhindern können.
"Vielleicht hätten ihn die Ingenieure sagen können 'Du bist schon vier Zehntel vorne und brauchst nicht mehr alles riskieren', aber das ist nicht Max. Der geht aufs Ganze. Schade, sehr schade. Aber so etwas kann passieren."
Wolff über Verstappen: Hätte Pole verdient gehabt
Auch von Seiten der Konkurrenz gab es eher lobende Worte für den mutigen Auftritt Verstappens. "Es ist unglaublich. Er hat in Turn 2 bereits die Wand geküsst. Und da dachten wir schon es könnte sich für uns ausgehen. Dann hat er aber so einen rausgehauen und einen solchen Mega-Sektor hingelegt, dass er fast eine halbe Sekunde vorne war", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff am Sky Mikrofon.
"Und dann ist er in der letzten Kurve einfach weit gerutscht, aber trotzdem auf dem Gas geblieben und dadurch eingeschlagen. Er hat mit Sicherheit vom Speed her die Pole Position verdient. Aber so verrückt kann die Formel 1 sein."
Hamilton warnt vor Red-Bull-Speed
Auch Pole-Setter Hamilton beeindruckte die Geschwindigkeit von Verstappen im Qualifying, weshalb es am Sonntag auch durchaus ein enger Fight werden könne. "Ganz klar. Sie (Red Bull, Anm. d. Red.) sind immer nah dran was die Rennpace angeht. Ich glaube mein Longrun gestern war gut, aber sie haben auch etwas gefunden am Setup. Heute waren sie schnell und morgen wird es ein harter Kampf werden. Valtteri und ich werden aber aufpassen."
Und genau darin liegt auch das Problem für Verstappen. Der Niederländer startet aufgrund seines Crashs nur von P3 aus ins Rennen - hinter den beiden Mercedes-Piloten. So ist er aus Strategie-Sicht eher im Nachteil, da Mercedes vor ihm auf unterschiedliche Taktiken reagieren und ihn so strategisch ausstechen könnte.
So sieht das auch Wolff, der Mercedes über die Renndistanz besser gerüstet sieht. "Unsere Longruns waren gut, sie haben gar keine gemacht. Also wenn wir vorne bleiben mit wenig Überholmöglichkeiten, dann haben wir eine gute Chance."
Verstappen im strategischen Nachteil
Zudem ist nicht klar, wie Verstappens Bolide den Crash in der Quali überstanden hat. Sollte das Getriebe einen Schaden davongetragen haben - was am Samstag kurz nach dem Qualifying auch nicht von Dr. Marko ausgeschlossen werden konnte, droht dem Niederländer bei einem Tausch sogar noch eine Startplatz-Strafe.
Die Aussichten für Verstappen sind damit alles andere als rosig. Vor dem GP von Saudi-Arabien sind viele davon ausgegangen, dass die beiden WM-Aspiranten bei einem normalen Verlauf im schlimmsten Fall aus Verstappen-Sicht punktgleich ins letzte Rennen in Abu Dhabi gehen. Doch durch die weggeworfene Pole hat sich die Ausgangslage deutlich verändert.
Verstappen mit Rückstand ins Saisonfinale?
Würden die Piloten nämlich in der Startreihenfolge auch ins Ziel kommen, würde der Niederländer die WM-Führung verlieren und mit einem Rückstand von zwei bzw. drei (sollte Hamilton auch die schnellste Runde fahren) Punkten zum Saisonfinale reisen.
Spätestens dann wäre klar, dass Verstappen in Saudi-Arabien nicht nur die Pole Position sondern womöglich auch die gesamte WM weggeworfen hat ...
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