Drama um Nico Hülkenberg: Ein technisches Problem an seinem Racing Point hat das märchenhafte Formel-1-Renncomeback des Emmerichers nach 245 Tagen verhindert.
Der "krasse Krimi" des Nico Hülkenberg hatte ein bitterböses Ende. Am wohl turbulentesten Rennwochenende seiner Karriere wurde der unerwartete Rückkehrer zur tragischen Figur der Formel 1: Minuten vor dem Start zum Großen Preis von Großbritannien trat am Racing Point des Emmerichers ein Problem an der Antriebseinheit auf, hektische Betriebsamkeit in der Garage der Pink Panther brach aus - am Ende blieben pure Enttäuschung und betretene Mienen.
"Ganz genau kann ich nicht sagen, was los war", sagte ein geknickter Hülkenberg am Sky-Mikrofon: "Der Motor war nicht zu starten. Es ist sehr kurios und bitter für das Team. Wir haben uns das anders vorgestellt." Hülkenbergs Achterbahnfahrt der Gefühle endete am absoluten Tiefpunkt. "Ein krasser Krimi, in dem ich mich befinde. Es ging nix, da war nix zu reparieren", ergänzte er bei RTL.
Hülkenberg: Von Kölner Cafe nach Silverstone
Dabei begann alles wie ein modernes Formel-1-Märchen: Am Donnerstag, Hülkenberg befand sich zwecks Testfahrten für das ADAC GT Masters auf dem Weg zum Nürburgring, klingelte in einem Cafe am Kölner Flughafen das Handy des langen Blonden. Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer hatte ihm ein verlockendes Angebot zu machen: Stammpilot Sergio Perez stand unter Coronaverdacht, ein Ersatz musste her. Hülkenberg zögerte nicht, und nachdem das positive Testergebnis des Mexikaners feststand, machte sich der Deutsche auf den Weg nach Silverstone.
Am Freitagmorgen zwängte er sich notgedrungen in den Rennoverall des zweiten Racing-Point-Fahrers Lance Stroll, der kurzfristig angepasste Sitz zwickte noch, doch Hülkenberg schlug sich ordentlich. Manch einer mutmaßte schon, dass er in seinem 178. Rennen endlich seinen ersten Podestplatz feiern könnte.
Hülkenberg merkt längere Pause am Körper
Nach den ersten Einheiten machte sich aber nach gut neun Monaten Formel-1-Pause der Körper bemerkbar. Die Beschleunigungskräfte in den schnellsten Kurven in Silverstone betragen mehr als 5G, trainieren kann man so etwas dummerweise nur im Rennwagen.
"Der Nacken streckt im Moment die Zunge raus", erklärte Hülkenberg in seiner pointierten Art: "Das Adrenalin hält mich wach. Ohne Vorbereitung ins Eisbad geschmissen zu werden, ist keine einfache Aufgabe."
Im Qualifying reichte es "nur" zu Rang 13 - doch von seinen Fahrerkollegen erntete der bei Renault Ende 2019 ausgemusterte "Hülk" jede Menge Anerkennung. "Es sah so aus, als wäre er nie weg gewesen", lobte Weltmeister Lewis Hamilton. Red-Bull-Star Max Verstappen erklärte: "Er ist glücklich, dass er hier dabei ist. Und er sollte auch hier sein, weil er diesen Platz auf dem Grid verdient."
Hülkenberg auch am kommenden Wochenende im Einsatz?
Hülkenberg stellte sich am Sonntagmittag auf "das härteste Rennen meiner Karriere" ein - doch dazu sollte es nicht kommen. Ob er am kommenden Sonntag an identischer Stelle eine weitere Chance erhält, wird sich laut Szafnauer "spätestens" am Donnerstag entscheiden. Abhängen wird es davon, ob Perez - einen negativen Coronatest vorausgesetzt - tatsächlich grünes Licht erhält. "Ich werde mich weiterhin vorbereiten auf einen möglichen Einsatz", erklärte Hülkenberg bei Sky.
"Höchstwahrscheinlich" werde Hülkenberg am kommenden Sonntag (ab 14 Uhr LIVE auf Sky Sport 1 HD) in Silverstone fahren, prognostizierte Szafnauer. Vielleicht nimmt die Fortsetzung von Hülkenbergs Krimi ja einen besseren Verlauf.