Roy Nissany feiert im Freien Training von Barcelona sein Debüt in der Formel 1. Ein Meilenstein für den Israeli, der mit viel Stress und Arbeit verbunden ist.
Es ist der Traum nahezu jedes Rennfahrers: Die Formel 1. Der Weg in die Königsklasse führt in den meisten Fällen über die Formel 3 und Formel 2 - und in Letzterer ist der Abstand in die Champions League des Motorsports oftmals kürzer, als es sich viele vorstellen. Über die Hälfte der Nachwuchspiloten hat bereits eine Verbindung zu einem der Rennställe im "Oberhaus", sprich: sie sind Juniorpiloten und im Förderprogramm eingebunden.
Das ist bei Mick Schumacher und der Ferrari Academy so, ebenso wie es bei Guanyu Zhou und Renault der Fall ist. Aber auch dort, wo kein Werk dahintersteht, gibt es die Kooperationen mit dem Nachwuchs, so beispielsweise beim Traditionsrennstall Williams. Für das britische Traditionsteam steigt an diesem Freitag im ersten Freien Training Roy Nissany ins Cockpit.
"Muss wie ein Roboter abliefern"
Ein besonderer Moment für den Israeli, der damit sein F1-Debüt im Rahmen eines Grand Prix-Wochenendes gibt. "Ich werde schlafen wie ein Baby", sagte er noch am Abend zuvor, als er nach einem außerordentlich intensiven Vorbereitungstag im Hotel ankam. Am Donnerstag stand für ihn zum einen der Seatfit, also die perfekte Anpassung des Sitzes im Auto an, genauso wie nochmals alles durchzugehen im technisch deutlich anspruchsvolleren F1-Auto.
Die gleiche Arbeit musste er parallel auch noch für seinen "normalen" Einsatz im Formel 2-Auto von Trident erledigen. "Für mich ist das ein großer Meilenstein, jetzt ins Auto zu gehen. Aber trotzdem muss ich fokussiert und am Boden bleiben. Es wird ein Arbeitstag, ein besonderer, aber ein Arbeitstag." Nissanys Aufgaben im Auto sind klar definiert: Daten herausfahren, Auto einfahren für die Strecke in Barcelona und wenn möglich, ein paar sogenannte "Performance Laps" absolvieren, also Rennrunden auf der Strecke simulieren.
"Ich muss dabei wie ein Roboter abliefern. Immer wieder versuchen, die Vorgaben auf die Tausendstel und die Ziele des Teams zu erfüllen. Das ist die Aufgabenstellung. Aber natürlich möchte ich auch Spaß haben."
Nissany hofft auf gutes Gefühl
Hinter den Kulissen steht ebenso harte Arbeit an bzw. ist diese nun bereits erledigt. Damit Nissany perfekt zwischen Formel 2 und Formel 1 hin- und herwechseln kann, mussten von beiden Teams die Zeitpläne synchronisiert werden. Denn: Das Fahren auf der Strecke ist nur der sichtbare Teil - und: Nissany verbleiben zwischen dem Freien Training der F1 und dem Training in der F2 knapp 30 Minuten, um das Fahrerlager zu wechseln, kurz zu akklimatisieren sowie unter Corona-Bedingungen auch entsprechend der Hygiene-Vorschriften all das korrekt zu absolvieren.
Nissany hofft auf ein gutes Gefühl im Freien Training der Königsklasse, um dieses auch in seinen eigentlichen Arbeitsplatz mitzunehmen. Dabei wird sich dieser grundsätzlich etwas anders anfühlen im Vergleich zu den vergangenen Wochen: Unter der Woche hat Nissany ein neues Chassis bekommen, da das seines bisherigen Formel 2-Autos gebrochen war. Das hat das Team nach dem zweiten Silverstone-Wochenende festgestellt. Entsprechend hat Nissany auch seinen Optimismus für die Meisterschaft zurück.
Nissany optimistisch für Zukunft in der Formel 1
"Ich will nach dem Tausch und der harten Arbeit, die wir in die Vorbereitung gesteckt haben, in die Punkte. Das ist klar mein Ziel."
Und für die Zukunft in der Formel 1 ist er ebenfalls optimistisch. "Wir sind bereits in Gesprächen, dass ich in diesem Jahr nochmal in den Williams gehen kann. Da kommen interessante Strecken, von denen ich jede nehmen würde. Ich bin schon heute auf die nächste Gelegenheit gespannt."