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Formel 1 News: Vier Fragen zum Saisonstart - Interview mit Sky Kommentator Sascha Roos

Noch vier Wochen! Die vier wichtigsten Fragen vor dem F1-Saisonstart

Mick Schumacher (links oben) feiert sein F1-Debüt, Lewis Hamilton (rechts unten) will seinen Titel verteidigen und muss sich wohl besonders gegen Red Bull (links unten) erwehren. Eine große Rolle werden in diesem Jahr auch die Reifen (rechts oben) spielen. (Quellen: Imago/ https://www.redbullcontentpool.com)
Image: Mick Schumacher (l. oben) feiert sein F1-Debüt, Lewis Hamilton (r. unten) will seinen Titel verteidigen und muss sich wohl besonders gegen Red Bull (links unten) zur Wehr setzen. Eine große Rolle werden auch wieder die Reifen (r. oben) spielen.

In genau vier Wochen geht das erste Rennen der neuen Formel -1-Saison über die Bühne. In bereits zwei Wochen stehen die ersten und einzigen Tests für die Teams in Bahrain an. Bevor es wieder laut wird, sprechen wir mit Sky Kommentator Sascha Roos über die Saisonvorbereitung, die anstehenden Tests und vieles mehr.

Sky Sport: Vier Wochen vor dem ersten Rennen, zwei Wochen vor den Tests: Wo liegt aktuell der Fokus der Piloten? Arbeit im Simulator oder doch eher im Fitnessstudio? Und sind die Fahrer vielleicht sogar schon in einer eigenen Corona-Blase?

Sascha Roos: Auch für die Formel-1-Fahrer ist Corona aktuell das Hauptthema - aus einem ganz einfachen Grund: Wer seinen Hauptwohnsitz aktuell zum Beispiel nicht in Großbritannien hat, dort wo sieben von zehn Teams beheimatet sind, hat ein Problem, weil er dort gar nicht oder nur mit Verspätung hinkommt. Beispiel Mick Schumacher, der bis heute* aufgrund der Einreiseproblematiken noch nicht so wirklich bei seinem neuen Team, Haas, war.

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Vor dem Formel-1-Debüt von Mick Schumacher erklärt Sky Kommentator Sascha Roos alles Wissenswerte zum deutschen Hoffnungsträger. (Video: 27:18 Minuten)

Das heißt natürlich auch für die betroffenen Fahrer, dass Simulator-Arbeiten aktuell überhaupt nicht durchgeführt werden können. In der "Vor-Corona-Welt" wären die Fahrer jetzt bei ihren Teams in der Basis und würden dort im Simulator sitzen. Das ist jetzt teilweise eben nicht der Fall.

Andere hingegen sind bereits in Großbritannien. Das McLaren-Team hat zum Beispiel jetzt schon getestet und war schon zu Filmaufnahmen mit dem neuen Auto in Silverstone unterwegs gewesen. Daniel Ricciardo und Lando Norris gehen dort schon ihrem Job nach.

Aber klar, in erster Linie gilt es jetzt, sich für die neue Saison fitzumachen, den Körper in Form zu kriegen, um dann bei den Tests, die sicherlich anstrengend werden, weil an diesen drei Tagen viel gefahren wird, fit zu sein. Die körperliche Arbeit ist das große Thema. Alles andere wird sich dann erst ergeben, wenn die Fahrer auch wirklich im Auto sitzen und fahren können - also ab dem 12. März. Dann werden die Motoren in den Autos auch zum ersten Mal richtig angelassen. Ausnahme wie erwähnt sind die Filmaufnahmen bei McLaren. Allerdings waren dort auch die Zeit und die Kilometer, die gefahren wurden, begrenzt. Mit einem wirklichen Test ist das nicht zu vergleichen.

Und zu Fernando Alonso noch ein paar Worte: Der Spanier ist natürlich auch einer, der zusehen muss, dass er fit bleibt. Er hatte vor gut zwei Wochen einen Fahrradunfall inklusive Oberkieferbruch. Er kann aktuell noch nicht so Sporttreiben, wie er dies normalerweise tun würde. Da ist derzeit noch Regeneration angesagt. Ich habe aber auch schon Bilder auf Social Media gesehen, die zeigen, wie er seine Nackenmuskulatur stärkt.

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Sky Sport: Du hast die Tests bereits angesprochen: Welchen Einfluss hat es, dass diese diesmal nicht wie gewohnt in Barcelona sondern in Bahrain stattfinden?

Roos: Das Gute daran ist, dass wir die Tests von der ersten bis zur letzten Minute live begleiten auf unserem neuen Formel-1-Kanal bei Sky. Das heißt, wir können genau draufschauen, was dort passiert. Es wird auf jeden Fall viel Betrieb auf der Strecke geben. Das war in den letzten Jahren nicht immer der Fall, aufgrund von Autos, die nicht rechtzeitig fertig wurden, die nicht funktioniert haben. Nachdem das Reglement ja sehr stabil geblieben ist und es nur wenige kleine Veränderungen gegeben hat, gehe ich davon aus, dass alle Autos direkt von Beginn an funktionieren und fahren können.

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Weil es nur drei Tage sind und sich die Fahrer eines Teams ein Cockpit teilen, heißt das folglich, dass viel gefahren wird. Das ist ein großer Vorteil für die Fahrer. Außerdem können sie viel mehr Erkenntnisse sammeln als zum gleichen Zeitpunkt in Barcelona in den vergangenen Jahren, weil es dort viel kälter war und man nicht wirklich viele Daten sammeln konnte - besonders was die Reifentemperatur betrifft. Das ist in Bahrain völlig anders. Dort werden wir zu den Tests um die 30 Grad Celsius haben. Also tolles Wetter und beste Bedingungen.

Insgesamt sind die Tests aber nicht mit einem Rennen oder den Trainings während der Saison zu vergleichen. Es geht mehr darum, Abläufe zu testen und zu schauen, wie sich Ideen am Computer und im Windkanal dann auch in Wirklichkeit umsetzen lassen. Es kann durchaus vorkommen, dass Fahrer mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit von 100 km/h mehrere Runden fahren, was natürlich nicht ans Limit geht. Richtige Zeitenjagden werden wir wohl erst am letzten Tag (Sonntag, Anm. d. Red) erleben. Aber wir sehen fahrende Autos, wir sehen neue Autos, wir sehen neue Lackierungen und wir sehen auch neue Fahrer - allen voran Mick Schumacher.

Sky Sport: Du hast es bereits erwähnt: Die ganz große Regel-Revolution ist für diese Saison noch ausgeblieben. Dennoch hat man an der einen oder anderen Stellschraube gedreht. Glaubst du, dass die Veränderungen für eine engere, spannendere Saison sorgen?

Roos: Der Mercedes - was die Ausnutzung seiner Komplettperformance betrifft - war schon ziemlich am Limit. So denkt man zumindest. Jeder glaubt ja, recht viel besser geht nicht mehr. Es ist in vielen Bereichen so und auch kein Geheimnis mehr, dass die letzten Prozent bis zu den 100 Prozent die schwierigsten sind.

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Dementsprechend haben alle Verfolger mehr Möglichkeiten aufzuschließen - allen voran Red Bull. Da bin ich schon sehr gespannt, wie das aussehen wird. Die ersten Bilder lassen darauf schließen, dass sich der Rennstall etwas einfallen lässt - gerade im Bereich des Hecks. Dort hat man eine andere Hinterradaufhängung gewählt als in den letzten Jahren. Das macht man nicht ohne Grund. Da steckt logischerweise eine Idee dahinter, die ihrer Ansicht nach schneller und besser sein soll, als das, was man vorher hatte. Red Bull wird Jäger Nummer eins von Mercedes sein und ich bin ziemlich sicher, dass das eine super spannende Saison werden wird. Auch wegen der neuen Fahrerkonstellation bei Red Bull. Max Verstappen und Sergio Perez sehe ich persönlich als die hochwertigere, bessere Fahrerpaarung als Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. Wichtig wird aber sein, wie der Start in die Saison gelingt. Wenn sie gleich auf Augenhöhe sind, wird es super. Wenn es aber so läuft wie im vergangenen Jahr, als sie die ersten vier, fünf Rennen fast abschenken mussten, wird es schwierig.

Auch Ferrari wird einen Sprung nach vorne machen. Der Motor ist komplett überarbeitet. Das darf man in diesem Jahr ja einmal machen. Man hat wohl alle Komponenten verbessert. Das war allerdings auch dringend notwendig. Dementsprechend wird es auch dort einen Schub nach vorne geben. Ähnliches erwarte ich auch von Aston Martin, dem neuen Auto von Sebastian Vettel. Auch dort glaube ich, dass man noch einmal ein paar Schritte nach vorne macht. Das heißt: Alle werden ein bisschen näher an Mercedes heranrücken. Und wenn es sich dann auch so bewahrheitet, wie wir uns das vorstellen, wird das alles sehr abwechslungsreich.

Sky Sport: Abschließend noch kurz und knapp: Auf was dürfen sich die Zuschauer und Fans in der anstehenden Saison auf Sky freuen?

Roos: Der Motorsport-Fan kann sich auf eine leidenschaftliche Berichterstattung freuen. Die ist natürlich auch immer abhängig von dem, was auf den Kursen dieser Welt passiert. Die Voraussetzungen für eine spannende Saison sind aber gegeben. Mercedes wird der Gejagte sein, alle anderen werden aufschließen und eng um die Plätze kämpfen. Gerade im vorderen Mittelfeld und an der Spitze wird es eng zugehen.

Wir haben Sebastian Vettel in grüner Rennuniform, der endlich wieder zu alter Stärke finden will und auch wird, weil er bei Aston Martin anders behandelt wird, als dies zuletzt bei Ferrari der Fall war.

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Und: Wir haben Mick Schumacher endlich in der Formel 1. Er wird sicherlich ein schwieriges Jahr vor sich haben. Für ihn wird es aber zunächst einmal wichtig sein, seinen Teamkollegen Nikita Mazepin zu schlagen. Da bin ich aber sehr zuversichtlich, dass er das schaffen wird. Und wenn er es hinbekommen sollte, mit etwas Glück vielleicht in die Punkte zu fahren, wäre das ein Riesenerfolg. Ansonsten wird er mit Leidenschaft, Freude und positiver Ausstrahlung in die Saison gehen. Diese sollten wir alle mitnehmen. Dann wird das ein super Jahr 2021 - und vielleicht in der zweiten Jahreshälfte sogar wieder mit Zuschauern an der Strecke.

*Stand: Mittwoch, den 24. Februar / Mittlerweile ist Mick Schumacher in Großbritannien wie Bilder seines Instagram-Accounts zeigen. Der Newcomer befand sich dort zunächst in Quarantäne. Nach Beendigung dieser konnte der F1-Newcomer immerhin schon einmal die Sitzanpassung vornehmen.

Das Interview führte Udo Hutflötz

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