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Heidfeld-Kolumne: Ferrari ist in Monza der Favorit

Heidfeld-Kolumne: Ferrari ist in Monza der Favorit

Nick Heidfeld beleuchtet in seiner Kolumne bei Sky die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus.
Image: Nick Heidfeld beleuchtet in seiner Kolumne bei Sky die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus.  © Sky

Sky Experte Nick Heidfeld beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Diesmal geht es um den schockierenden Crash in der Formel 2, die Rolle als Nummer eins bei Ferrari und den Heim-GP der Italiener in Monza.

Das letzte Rennen in Spa wurde vom tödlichen Unfall Anthoine Huberts überschattet. Auch wenn es über die letzten Jahre und Jahrzehnte immer weniger tödliche Unfälle gab, muss allen bewusst sein, dass es bei so hohen Geschwindigkeiten immer gefährlich ist. Trotzdem war und ist es ein Schock, einen Kollegen aus der Motorsport-Familie zu verlieren. Meine Gedanken sind bei seinen Freunden und seiner Familie.

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HALO- und HANS-System sinnvoll

Das Gute ist, dass die FIA nicht erst nach dem Crash, sondern permanent alle Unfälle auswertet und immer überlegt und schaut, wo man die Sicherheit verbessern kann. Wir haben seit kurzem das HALO-System, über das sich einige beschwert haben. Nicht nur Fans, sondern auch der eine oder andere Fahrer. Ich aus meiner Fahrersicht sage: Ich nehme alles, was das Auto sicherer macht, auch wenn es dadurch nicht mehr ganz so schön aussieht. Wenn ich dadurch den Reifen nicht mehr an den Kopf bekomme und überlebe, dann nehme ich das HALO gerne. Das HANS-System kam in den letzten Jahren dazu, die Reifen sind mit einem speziellen System so befestigt, dass sie nicht mehr so leicht vom Fahrzeug abgehen.

Jedes Jahr werden die Normen höher, aber eine hundertprozentige Sicherheit ist nie gegeben. Ich weiß nicht, wie schnell die Fahrzeuge bei Anthoine Huberts Unfall waren, aber in der Eau Rouge ist man auch in der Formel 2 mit schätzungsweise über 250 km/h unterwegs. Hubert musste Alesi jr. ausweichen und wurde nach dem Aufprall in die Streckenbegrenzung rückwärts zurück auf die Strecke geschleudert und dann in einem ganz unglücklichen Winkel mit hoher Geschwindigkeit von Juan Manuel Correa getroffen. Dieser liegt nach wie vor auf der Intensivstation und hat Beinbrüche und leichte Wirbelsäulenverletzungen davongetragen.

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Monza nicht so gefährlich wie Spa

Man sollte so einen Crash aber nicht einfach fatalistisch hinnehmen. Ich kann von außen ohne alle Daten und Bilder, die andere Leute haben, keine Lösung vorschlagen. Aber man sollte den Unfall anschauen und vielleicht kann man in Zukunft verbessern, dass das Auto nach einem Aufprall nicht mehr so zurück auf die Strecke geworfen wird. Auch an der Streckenführung und an den Autos kann und sollte man immer weiter Verbesserungen vornehmen. Die Strecke in Monza ist von ihrer Charakteristik nicht so gefährlich wie Spa. Man erreicht dort zwar noch höhere Geschwindigkeiten, die Kurven sind jedoch nicht so schnell wie in Spa.

In Belgien hat Charles Leclerc seinen ersten Sieg in der Formel 1 gefeiert und in dem Rennen seinem Teamkollegen Sebastian Vettel den Rang abgelaufen. Er war schneller als Sebastian, hat die beiden Mercedes in Schach gehalten und keinen Fehler gemacht.

Begeisterung für Leclerc ist groß

Über die ganze Saison gesehen war es aber bisher relativ ausgeglichen zwischen beiden. Es ist aber auch klar, dass es ein bisschen anders bewertet wird, wenn Sebastian vorne steht als das umgekehrt der Fall ist. Ich glaube, die meisten haben zwar schon auf dem Schirm, dass Leclerc ein fantastischer Fahrer ist, trotzdem ist es eher noch "normal", wenn der viermalige Weltmeister vorne steht. Andersherum ist es nicht so normal, auch wenn Leclerc zuletzt in den Qualifyings mehrmals vor Sebastian war.

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Leclerc dominiert nicht eindeutig, aber die Geschichte ist auf jeden Fall in den Köpfen der Leute. Nicht nur bei Ferrari, sondern sicher auch bei den Fahrern, den Zuschauern und den Teams. Es ist ein ganz spannendes Thema zu schauen, ob sich Leclerc die Rolle als Nummer eins bei Ferrari herausfahren kann.

Bei einigen Ferrari-Fans ist da sicher auch ein bisschen Wunschdenken dabei, jetzt den nächsten Superstar im Team zu haben. Vettel hat mit Ferrari den WM-Titel noch nicht geholt, und ein junger Fahrer bietet viel mehr Projektionsfläche und die Möglichkeit, Wünsche an ihn zu heften. Dementsprechend ist die Begeisterung für Leclerc gerade recht groß.

Vettel ist unter Druck

Ich glaube, dass Vettel jetzt schon unter Druck ist, auch wenn Sebastian es nach außen hin nicht zeigen wird. Aber sechsmal hintereinander das Qualifying-Duell verloren zu haben und das letzte Rennen nicht gewonnen zu haben, wird ihn schon unter Druck setzen. Teamintern wird Leclerc mehr und mehr Unterstützung bekommen, das ist für Vettel keine leichte Situation. Interessant ist aber, dass Monza nicht Leclercs Lieblingsstrecke zu sein scheint. Wenn man sich seine bisherigen Rennen auf dieser Strecke anschaut, stand er dort noch nie auf dem Podium.

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Ferrari ist in Monza der Favorit

Ferrari ist beim Heimrennen ausnahmsweise mal in der Favoritenrolle. Sie haben in Spa nicht durch Glück, sondern durch eine überragende Quali-Performance und eine sehr gute Leistung im Rennen gewonnen. Über die Saison gesehen, war Ferrari gerade im Top-Speed-Bereich den anderen Teams überlegen. In Monza sollten sie deshalb die besten Karten haben. Andere Besonderheiten dort sind aber die Schikanen und die Curbs, die man sehr stark mitnehmen muss. Die sind relativ einzigartig, auch wenn über die letzten Jahre etwas entschärft, und man kann von den letzten Rennen nicht so viele Rückschlüsse ziehen. Tendenziell ist Mercedes ein bisschen besser, was die Aufhängung und Dämpfung angeht. Aber für mich ist Ferrari trotzdem der Favorit.

Erster Saisonsieg direkt vor dem Heimrennen, 90-jähriges Ferrari-Jubiläum und den vermeintlichen nächsten Superstar im eigenen Team - die Stimmung wird gewaltig sein. Das wird mit Sicherheit ein tolles Rennen - und für die Ferrari-Piloten ein ganz besonderes.

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