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Lewis Hamilton stellt nach kuriosem Sieg in Silverstone Superlative auf

Herzstillstand auf drei Rädern! Hamilton erklärt seinen Höllenritt

Lewis Hamilton ist bereits nach vier Rennen der neuen Saison auf dem besten Weg, seinen WM-Titel zu verteidigen. Dabei stellt der Brite immer weiter Superlative auf und lässt sich sogar von widrigen Umständen nicht vom Sieg abbringen - wie sein Höllenritt auf drei Reifen in Silverstone untermauert.

Zwei neue Rekorde kann sich Lewis Hamilton nun in die Vita schreiben. Mit seinem Erfolg beim Großen Preis von Großbritannien übernimmt der Brite die Führung in der Statistik der meisten Heim-GP-Siege. Mit sieben Triumphen auf "seiner" Strecke in Silverstone zog er an Alain Prost (sechs Siege beim Frankreich-GP) vorbei. Zudem ist Hamilton nun Führender, wenn es um Start-Ziel-Siege geht (20), bei welchen der Pilot durchgehend im Rennen auf Platz eins liegt. Hier ließ er Formel-1-Legende Ayrton Senna hinter sich.

Noch viel beeindruckender als Hamiltons Rekordjagd ist jedoch die Art und Weise, mit der der 35-Jährige seine Siege einfährt - bestes Beispiel: der Große Preis von Großbritannien.

Hamilton: "... wäre eine Katastrophe gewesen"

In der letzten von 52 Runden war auch Hamilton - wie bereits zuvor sein Teamkollege Valtteri Bottas und McLaren-Fahrer Carlos Sainz - nicht von den Verschleißerscheinungen gefeit, die die besonders für das linke Vorderrad anspruchsvolle Strecke in Silverstone parat hielt. Eben jenes Rad löste sich nämlich buchstäblich in Luft auf, wie der amtierende Weltmeister detailliert am Sky Mikrofon beschreibt.

"Ich dachte, die letzte Runde würde geschmeidig zu Ende gehen. Ich hatte insgesamt gut auf die Reifen geachtet. Als ich gehört habe, dass der Reifen von Valtteri (Bottas, Anm. d. Red.) geplatzt war, habe ich auf meinen geschaut und mich etwas zurückgenommen. In der letzten Runde auf der Geraden ist der Reifen dann immer platter geworden. Mir ist zu diesem Zeitpunkt das Herz in die Hose gerutscht. Als ich auf die Bremse bin, ist der Reifen nach und nach von der Felge gerutscht. Wäre das in einer Hochgeschwindigkeitskurve passiert, wäre es eine Katastrophe gewesen."

Hamilton: "So etwas habe ich noch nie erfahren"

Doch Hamilton ließ sich auch von diesen außergewöhnlichen Vorkommnissen nicht aus Ruhe bringen und zeigte wahrlich weltmeisterliche Qualitäten. "Ich musste noch eine halbe Runde fahren. Ich dachte mir dann aber: 'Nein! Bleib dabei! Bleib bei dem Speed, der Leistung. Konzentriere dich!' Der Reifen ist dann immer mehr auseinander geflogen. Ich hatte die Befürchtung, dass er mir den Flügel zerstört. Ich habe aber ein paar Schalter umgestellt und versucht, die Geschwindigkeit zu halten, nicht zu langsam in die Kurven zu kommen", erklärt Hamilton seine Gedankenwelt und Reaktionen auf den letzten Kilometern.

Formel 1: Rennkalender 2020
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Der amtierende Weltmeister geriet dabei immer weiter unter Druck, denn von hinten näherte sich Red-Bull-Pilot Max Verstappen in großen Schritten. Erst waren es 19 Sekunden Rückstand, dann nur noch zehn. "Ich habe gehört, wie Max immer näherkommt. Ich habe Vollgas gegeben, in der letzten Kurve hatte ich sehr viel Untersteuern. So etwas habe ich noch nie erfahren. Mein Herz hat fast aufgehört zu schlagen."

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Hamilton rettet sich mit "Überlebensinstinkt" ins Ziel

Am Ende rettete sich Hamilton jedoch mit drei Rädern über die Ziellinie. "Es war der pure Überlebensinstinkt", gibt ein sichtlich erleichterter Hamilton nach seinem dritten Sieg in dieser noch jungen Saison zu.

Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sieht in dem Sieg eine absolute Glanzleistung, hebt dabei am Sky Mikro vor allem die Schwierigkeiten beim ungewöhnlichen "Dreiradfahren" hervor. "Das Ende war dramatisch. Einerseits musst du das Auto um die Strecke tragen, damit der Reifen nicht gänzlich kaputt geht, aber andererseits musst du auch den Speed behalten." Und genau dies gelang Hamilton in Perfektion.

Neben den eigenen brillanten Fähigkeiten spielten aber auch die Entscheidungen der Konkurrenz Hamilton in die Karten. So entschied sich Red Bull Max Verstappen in der vorletzten Runde zum Reifenwechsel in die Box zu holen, um mit frischen Pneus noch den Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde einzusacken. Hätte der Rennstall anders entschieden und den Niederländer auf der Strecke gelassen, würde der Sieger nun womöglich Verstappen heißen - auch wenn natürlich nicht genau abzuschätzen ist, ob Verstappen in diesem Fall von einem Reifenschaden verschont geblieben wäre.

Hamiltons Rekordjagd kann weitergehen

Es bleibt aber festzuhalten: Hamilton fährt in der Formel 1 in einer eigenen Liga - und gewinnt sogar auf drei Rädern. Die Dominanz von Mercedes ist erdrückend und zeigt - wie im Fall Bottas - dass sich der deutsche Rennstall derzeit nur selbst schlagen kann.

Passiert dies in der kommenden Woche - wieder in Silverstone - nicht, winkt Dominator Hamilton der nächste GP-Sieg und vielleicht erneut der eine oder andere Rekord. Dann bestimmt wieder auf vier Reifen.

Mehr zum Autor Udo Hutflötz

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