Sky Experte Nick Heidfeld beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Diesmal geht es um die Gründe für Sebastian Vettels schlechten Saisonstart und das kommende Rennen in Baku.
Auch nach inzwischen drei Saisonrennen bleibt Sebastian Vettel noch hinter den Erwartungen zurück. Das hat unterschiedliche Gründe.
Zum einen scheint das Auto nur spezifisch zu funktionieren, je nach Strecke. Man spricht ja immer davon, dass es in Barcelona beim Testen so gut geklappt hat. Ich denke, da sitzt man einem Trugschluss auf, wenn man denkt, es würde auf allen anderen Strecken genauso gut funktionieren.
Reifenprobleme und eigene Fehler
Ferrari hat speziell Probleme, die Reifen auf Temperatur zu bekommen. Der Belag in Barcelona ist relativ rau. Auf den anderen Strecken wie Melbourne oder Shanghai, wo das nicht der Fall ist, hatte man Probleme, die Reifen in das optimale Temperaturfenster zu bekommen.
Zum anderen hat Vettel auch selbst Fehler gemacht. Mit dem Dreher in Bahrain hat er seine gute Position eingebüßt. Das war für mich sein bisher größter Patzer in dieser Saison.
Leclerc ein richtig harter Gegner
Man muss ihm aber zugutehalten, dass er mit Charles Leclerc einen richtig harten Gegner im eigenen Team hat. Der 21-Jährige macht einen extrem guten Job. Man kann nicht erwarten, dass Vettel Leclerc einfach so wegbügelt, wie er das mit einigen anderen Teamkollegen gemacht hat.
Leclerc hat auf jeden Fall den Anspruch, den Nummer-eins-Status zu erlangen - noch hat er diesen aber nicht. Dennoch bringt das natürlich Unruhe ins Team. Das ist ein Aspekt mehr, über den sich Vettel Gedanken machen muss.
Vettel als Nummer eins nachvollziehbar
Allerdings wird es von außen zu extrem dargestellt, dass Leclerc bisher der bessere Fahrer war. Ich finde, das kann man nicht so klar sagen. In Bahrain war Leclerc eindeutig schneller, bei den anderen Rennen war es sehr eng. Da waren die beiden sehr nah zusammen.
Aufgrund der Historie von Vettel ist es nachvollziehbar, dass Ferrari weiter auf ihn als Nummer eins setzt. Ob das am Ende des Jahres der richtige Weg war, wird man erst dann sehen.
Mercedes mit Vorteilen in Baku
Beim Großen Preis von Aserbaidschan sehe ich klar Mercedes vorne. Zum einen aufgrund der bisherigen Leistungen in dieser Saison und zum anderen aufgrund der Reifen, weil der Streckenbelag auf dem Baku City Circuit sehr glatt ist.
Für Ferrari und Vettel liegt eine große Hoffnung darin, dass man ein paar neue Teile mitbringt - das erste kleine Update für diese Saison. Die Tatsache, dass Baku eine lange Gerade und damit einen großen Vollgasanteil hat, ist allerdings nicht genug, um Ferrari vorne zu sehen. Was in Baku mehr heraussticht, ist der engere Großteil der Strecke, wo es sehr kurvig ist. Da wird Mercedes eher seinen Vorteil ausspielen können.
Außerdem wird interessant, wie Red Bull sich dort schlägt. Von denen weiß man aus den vergangenen Jahren, dass sie in den Kurven aerodynamisch ein sehr starkes Auto haben und da vielleicht auch ein bisschen näher an die Spitze rücken können - auch weil Honda ein Update beim Motor bringt.
Wichtiger Zeitpunkt für Ferrari
In Hinblick auf die WM ist für Ferrari jetzt ein wichtiger Zeitpunkt, zu sehen, ob man mit dem Update wieder etwas auf die Konkurrenz aufschließen kann. Den Kopf in den Sand stecken würde ich definitiv noch nicht. Allerdings sehe ich Hamilton und Mercedes aktuell ganz klar als Favoriten auf den WM-Titel.