Es ist zum Verzweifeln: Sebastian Vettel und Ferrari suchen in der Formel 1 auch am Ende des ersten Saisondrittels noch immer nach Lösungen für die anhaltenden Probleme. Beim Großen Preis von Kanada wagt das Krisengespann einen weiteren Anlauf.
Sebastian Vettel hat seine Fans leiden lassen, natürlich nicht aus bösem Vorsatz, doch dafür in unschöner Regelmäßigkeit. Keine Pole Position, kein Sieg, die Titelchancen viel zu früh auf ein Minimum reduziert - die fünfte Formel-1-Saison im Ferrari-Cockpit ist für den viermaligen Weltmeister und seine Anhänger bislang geprägt von Enttäuschungen und Rückschlägen.
Vor dem Großen Preis von Kanada am Sonntag (20.10 Uhr LIVE auf Sky Sport 1 HD) deutet wenig darauf hin, dass Vettel in Übersee die Trendwende gelingt. Selbst Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hat wenig Hoffnung. "Wir wissen, dass wir momentan nicht konkurrenzfähig genug sind", sagte der 49-Jährige, der erstaunlich deutlich wurde: "In absehbarer Zeit haben wir keine Möglichkeiten für Änderungen am Auto, die einen entscheidenden Einfluss auf unsere Probleme nehmen könnten."
Vettel-Fans machen mobil
Immerhin: Der Glaube an der Basis ist ungebrochen - Vettels größte Fans machen im Internet mobil. Unter den Hashtags #WeSupportSeb ("Wir unterstützen Seb") oder #AlwaysBelieveInSeb ("Glaubt immer an Seb") sammelt eine Fanseite Aufmunterungen für den zuletzt viel gescholtenen Deutschen.
Erlaubt ist alles, was Vettel aufbauen und damit vielleicht zu einer Wende im scheinbar aussichtslosen WM-Kampf mit Mercedes beitragen könnte: Grußbotschaften, Fotos, Zeichnungen. In gebundener Form sollen sie Vettel im Juli beim Großen Preis Silverstone überreicht werden. Bis dahin stehen für Vettel und Ferrari aber noch drei weitere Grand Prix an. Schon beim kommenden in Montreal muss das Krisengespann endlich liefern. Das wird schwierig genug.
"Wir fahren mit dem gleichen Auto nach Kanada", sagte Binotto: "Wir haben keine magische Lösung. Wir haben nur eine andere Strecke, andere Reifen, andere äußere Bedingungen."
Reifenmanagement sorgt für Probleme bei Ferrari
Binotto und die Roten müssen gleich zwei anhaltende Fehlerquellen beheben. Die Patzer der Strategen, die im Fürstentum Monaco Vettels Teamkollegen Charles Leclerc ins Debakel verkalkulierten, sind dabei wohl einfacher zu beheben als die technischen Defizite am SF90.
Das vermeintliche Wunderauto lahmt in langsamen Kurven. Auf dem Circuit Gilles Villeneuve mit seinen langen Geraden dürfte dieses Problem weniger ins Gewicht fallen. Die Schwierigkeiten, die Reifen beim aktuellen Auto konstant auf die richtige Temperatur zu bringen, bereiten dagegen weiterhin Kopfzerbrechen.
"Wir sind immer noch nicht da, wo wir sein wollen. Wir haben viel Arbeit vor uns", sagte Vettel, der mit Rang zwei in Monaco zwar sein bislang bestes Saisonergebnis erzielte, dabei aber vor allem von Fehlern der Konkurrenz profitierte. Mercedes, so Vettel völlig zurecht, sei weiter "das Maß der Dinge".
Vettel mit guten Erinnerungen an Kanada
Bereits 55 Punkte Rückstand hat der WM-Dritte Vettel nach nur sechs Rennen auf Mercedes-Weltmeister Lewis Hamilton. Saisonübergreifend wartet er seit 14 Rennen auf einen Sieg. Der Druck auf den Heppenheimer wird nicht geringer.
Dass Vettel in Kanada siegfähig ist, hat er - wenn auch unter anderen Voraussetzungen - schon bewiesen. 2013 und 2018 gewann der 31-Jährige, in beiden Fällen startete er von Startplatz eins. "Ich werde für ein gutes Resultat mein Bestes geben", sagte Vettel nun.
Auf die Unterstützung seiner Anhänger darf sich Vettel in jedem Fall verlassen. Die Frist für die Einsendung der verschiedenen Grußbotschaften endet am 10. Juni, einen Tag nach dem Rennen in Montreal. Für Gratulationen zum ersten Saisonsieg wäre im geplanten Fan-Buch also noch Platz.