Der 1. FC Nürnberg befindet sich in der 2. Bundesliga im freien Flug Richtung Tabellenende. Die Stimmung um den Traditionsverein wird vor dem Duell beim VfB Stuttgart immer unruhiger.
"Natürlich ist die Stimmung nicht gut. Es ist für jeden schwer", erklärt Mittelfeldmann Johannes Geis. Nach der 0:2-Heimniederlage gegen Kellerkind SV Wehen Wiesbaden am vergangenen Wochenende rutschte der ruhmreiche 1. FC Nürnberg selbst in die Gefahrenzone der 2. Bundesliga. Aktuell belegen die Franken Relegationsplatz 16 - eine alarmierende Entwicklung, die auch den leidgeprüften Club-Fans Sorgen bereitet.
Nach Abpfiff machten die Anhänger ihren Unmut minutenlang Luft. Die Mannschaft des 1. FC Nürnberg ließ das verbale Feuerwerk aus der Fankurve über sich ergehen - auch weil die Profis wussten, dass die Fans nicht ganz falsch liegen mit ihrer Kritik.
Club mit zahlreichen Negativstatistiken
Individuelle Fehler in der Defensive, fehlendes kollektives Verteidigen, kein gemeinsames Angreifen, unzulängliches Passspiel, fehlende Zweikampfhärte - die Mängelliste beim Bundesliga-Absteiger ist lang und führt letztendlich zu einer absoluten Horror-Statistik:
- Nach 15 Spielen hat Nürnberg nur 15 Zähler auf dem Konto und spielt damit die schwächste Zweitliga-Saison in der Vereinsgeschichte.
- Nie zuvor hat der Club in der eingleisigen 2. Bundesliga nur drei der ersten 15 Spiele gewonnen.
- Nie zuvor hat der FCN im deutschen Unterhaus an den ersten 15 Spieltagen mehr Gegentore kassiert wie in dieser Saison (29).
- In den letzten zehn Jahren hat es mit dem SC Paderborn nur einen Bundesliga-Absteiger gegeben, der nach 15 Spieltagen genau so schlecht dagestanden hat, wie der Club; am Ende ist der SCP in die 3. Liga abgestiegen.
- Der Club ist seit sieben Spielen sieglos und damit die in diesem Zeitraum formschwächste Mannschaft der 2. Bundesliga.
- Eine so lange Sieglos-Serie hatte der FCN im Unterhaus zuletzt vor knapp fünf Jahren.
Zahlen, die nicht unbedingt für Sicherheit bei den Profis sorgen. Vielmehr tragen diese zum identifizierten fränkischen Hauptproblem bei.
Keller: "Verunsicherung ist das größte Problem"
"Es ist eine gewisse Verunsicherung da. Man merkt, dass die Mannschaft nach Rückschlägen lange braucht, um wieder zurückzukommen und die Sicherheit zu gewinnen. Die Verunsicherung ist aktuell das größte Problem", stellt Trainer Jens Keller fest. "Es herrschen eine gewisse Angst und Respekt. Allerdings ist Angst immer ein schlechter Ratgeber. Jeder kennt die Situation und wir müssen das jetzt gemeinsam ausmerzen. Wir müssen die Mannschaft mental stärker machen, damit wir die Rückschläge besser wegstecken."
Und dafür scheint Keller genau der richtige Mann zu sein - zumindest wenn es nach der Meinung von Geis geht. "Ich kenne ihn schon aus Schalke. Er gibt uns viel mit, hat viel Erfahrung und das zahlt sich jetzt aus. Er weiß, wie er mit uns sprechen und uns motivieren muss, wann er draufhauen oder streicheln muss."
Geis spricht von "Kopfproblem"
Besonders im mentalen Bereich scheint der Übungsleiter seine Profis trotz der zahlreichen Misserfolgserlebnisse erreicht zu haben. "Keiner will ein Spiel verlieren. Das hat sich ein bisschen zum Kopfproblem entwickelt. Aber wenn ich das Training und die Jungs in der Kabine sehe, dann glaube ich, dass das jetzt vorbei ist. Wir können dem VfB Stuttgart weh tun", gibt sich Geis optimistisch.
Auch Keller geht zuversichtlich in die anstehende Aufgabe bei den Schwaben, die zwar auch in einer Krise stecken, tabellarisch aber deutlich besser dastehen als der FCN. "Ich sage nie, dass wir der Underdog sind. Wir spielen in der gleichen Liga. Stuttgart ist eine Top-Mannschaft, aber sie haben es derzeit auch nicht einfach. Allerdings müssen wir für einen Erfolg in dem einen oder anderen Bereich über uns hinauswachsen."
Geis: "Müssen uns auf so ein Spiel freuen"
Neben der spielerischen Qualität gelte es für die Club-Profis aber auch mit Freude in das Spiel zu gehen und die Angst und den Respekt vor Fehlern abzulegen, wie Geis erklärt. "Wir können aggressiv sein. Das haben wir schon gezeigt und daran müssen wir anknüpfen. Trotz der nicht einfachen Situation müssen wir uns aber auch darauf freuen, so ein Spiel mitmachen zu dürfen. Da müssen wir 100 Prozent geben. Ich denke, das hat jetzt jeder begriffen."
Ob den Worten von Geis auch Taten auf dem Platz folgen werden, zeigt sich am Montagabend in der Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart (LIVE und EXKLUSIV ab 20:15 Uhr auf Sky Sport Bundesliga 1 HD). Sollte dies so eintreten, dürften sich die Profis sicherlich versöhnlichere Worte der Fans anhören, als dies zuletzt der Fall war.
Kann das Team im Vergleich zu den letzten Auftritten allerdings keine Schippe drauflegen, droht im schwarz-rot-geprägten Frankenland eisige Weihnachten ...