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91 Tage nach dem Triumph: Frankfurt gelähmt vor Entsetzen

Eintracht Frankfurt ist als erster Titelverteidiger seit 22 Jahren in der ersten Runde des DFB-Pokals ausgeschieden. Die derzeitige Verfassung der Mannschaft verheißt nichts Gutes.

Ulm (SID) Nach dem zweiten Desaster innerhalb von sechs Tagen besaßen die Spieler von Eintracht Frankfurt immerhin noch den Anstand, auf die Kurve ihrer Anhänger zuzugehen. Unmut bekamen sie von dort aber nicht zu hören - das Entsetzen über das 1:2 (0:0) beim Viertligisten SSV Ulm 1846 Fußball war offenkundig so groß, dass es eine lähmende Wirkung hatte. 91 Tage nach dem grandiosen Triumph im Endspiel um den DFB-Pokal sind Eintracht Frankfurt und seine Fans schon wieder am Boden zerstört.

Erst das 0:5 im Endspiel um den Supercup gegen den FC Bayern, den im Pokalfinale so grandios besiegten Rekordtitelträger - nun die Blamage beim Tabellenzweiten der Regionalliga Südwest: Als erster Pokalsieger seit 22 Jahren ist Frankfurt schon beim ersten Schritt zur Titelverteidigung gescheitert. "Gegen den FC Bayern kann man verlieren", sagte der Trainer Adi Hütter, "dass wir hier verlieren, ist enttäuschend, da braucht man nicht um den heißen Brei rumzureden".

Nein, beschönigen wollten sie bei der Eintracht nun in der Tat nichts. Danny Da Costa etwa sagte: "Es gibt kaum ein Wort, das beschreiben kann, wie schlecht wir uns angestellt haben." Der genervt wirkende Sportdirektor Bruno Hübner betonte mehrfach, wie "enttäuschend" das Ausscheiden sei, dass "man bei einem Viertligisten nicht verlieren darf" und dass "man das nicht schönzureden braucht". Trainer Hütter sagte mit leiser Stimme: "Dass ich mir das anders vorgestellt habe, ist klar."

Die Spieler gingen derweil hart mit sich ins Gericht - und sie wollen das auch weiter tun. "Wir waren zweimal nacheinander im Finale, aber jetzt haben wir eine andere Realität", mahnte der fassungslos wirkende Pokalheld Mijat Gacinovic und forderte: "Wir müssen ehrlich miteinander reden und schauen, dass wir schnell auf einen anderen Weg kommen." Hübner versicherte, schon beim Bundesligaauftakt am kommenden Samstag beim SC Freiburg "werden wir ein anderes Gesicht zeigen".

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In Ulm hinterließ die Eintracht nicht den Eindruck, als werde sich schnell etwas ändern. Makoto Hasebe bemängelte vor allem, die Mannschaft habe "keine Leidenschaft" gezeigt. Sie hatte freilich auch jede Menge Pech: zweimal, bei Schüssen von Luka Jovic (37.) und Juan De Guzmann (65.) stand der Pfosten im Weg, den Treffern von Jovic (40.) und Sebastien Heller (60.) versagten die Schiedsrichter um Timo Gerach (Landau) wegen Abseits die Anerkennung. Im Fall von Jovic wohl zu Unrecht.

"Wir haben nicht unverdient, aber auch mit ein bisschen Glück gewonnen", sagte der Ulmer Trainer Holger Bechthaler, bislang bei der U19 von Red Bull Salzburg beschäftigt. Die Treffer für den früheren Bundesligisten, der seit dem Abstieg 2000 einen Lizenzentzug und drei Insolvenzen überstanden hat, die letzte erst im Jahre 2014, erzielten Steffen Kienle (48.) nach einem Freistoß und Vitalij Lux (75.) nach einem Spurt über das halbe Spielfeld. Goncalo Pacienca (90.) verkürzte nur noch.

Es war übrigens nicht die erste Sensation in Ulm: Bei ihrer letzten Pokal-Teilnahme vor mittlerweile 17 Jahren hatten die Gastgeber als Fünftligist den damaligen Erstligisten 1. FC Nürnberg besiegt. Das ist einmalig in der Geschichte des Wettbewerbs.

SID th tl

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