Deutschland bei der WM 2026 vielleicht mitten in der Nacht im Einsatz

Die WM könnte zu einem Turnier für Schulschwänzer werden. Denn extreme Hitze zwingt die FIFA dazu, den Spielplan zu überdenken.

Image: Deutsche Fans beim Länderspiel gegen die USA in East Hartford im Bundesstaat Connecticut im Jahr 2023.

Was sagen Nagelsmann und Tuchel zu späten Anstoßzeiten?

Die WM wirft ihre Schatten voraus. Das Turnier selbst dürfte hingegen eine Hitzeschlacht in der prallen Sonne werden. Spielern und Stadionbesuchern drohen schweißtreibende Stunden in den USA, Kanada und Mexiko. Die Fans in Deutschland müssen sich hingegen auf lange Nächte einstellen, denn manche Partien starten wohl erst nach Mitternacht.

Die Erfahrungen der Klub-WM und die hohen Temperaturen zwingen die FIFA, die Anstoßzeiten des XXL-Turniers zu überdenken. Die WM-Planung wird zum Drahtseilakt für den Weltverband: Wie kann man die Gesundheit der Profis bestmöglich schützen und gleichzeitig die Rechteinhaber und Fans vor den Bildschirmen zufriedenstellen?

Nach der Auslosung am 5. Dezember soll der finale Spielplan entstehen. "Wird jedes Spiel hinsichtlich der Anstoßzeit und der Fernsehübertragung absolut perfekt sein? Ich weiß es nicht", hatte FIFA-Vizepräsident Victor Montagliani zuletzt erklärt und so die verschiedenen Parteien schon einmal auf mögliche Enttäuschungen eingestellt.

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ZUM DURCHKLICKEN: Die WM-Lostöpfe

TOPF 1: USA (Gastgeber / Nord-, Mittelamerika & Karibik)
TOPF 1: Mexiko (Co-Gastgeber / Nord-, Mittelamerika & Karibik)
TOPF 1: Kanada (Co-Gastgeber / Nord-, Mittelamerika & Karibik)
TOPF 1: Argentinien (Südamerika)
TOPF 1: Spanien (Europa)
TOPF 1: Brasilien (Südamerika)
TOPF 1: Niederlande (Europa)
TOPF 1: England (Europa)
TOPF 1: Frankreich (Europa)
TOPF 1: Portugal (Europa)
TOPF 1: Belgien (Europa)
TOPF 1: Deutschland (Europa)
TOPF 2: Japan (Asien)
TOPF 2: Iran (Asien)
TOPF 2: Kolumbien (Südamerika)
TOPF 2: Schweiz (Europa)
TOPF 2: Uruguay (Südamerika)
TOPF 2: Senegal (Afrika)
TOPF 2: Kroatien (Europa)
TOPF 2: Marokko (Afrika)
TOPF 2: Südkorea (Asien)
TOPF 2: Ecuador (Südamerika)
TOPF 2: Österreich (Europa)
TOPF 2: Australien (Asien)
TOPF 3: Algerien (Afrika)
TOPF 3: Elfenbeinküste (Afrika)
TOPF 3: Schottland (Europa)
TOPF 3: Paraguay (Südamerika)
TOPF 3: Ägypten (Afrika)
TOPF 3: Norwegen (Europa)
TOPF 3: Tunesien (Afrika)
TOPF 3: Saudi-Arabien (Asien)
TOPF 3: Südafrika (Afrika)
TOPF 3: Usbekistan (Asien)
TOPF 3: Katar (Asien)
TOPF 3: Panama (Nord- und Mittelamerika)
TOPF 4: Neuseeland (Ozeanien)
TOPF 4: Ghana (Afrika)
TOPF 4: Kap Verde (Afrika)
TOPF 4: Jordanien (Asien)
TOPF 4: Curacao (Nord- und Mittelamerika)
TOPF 4: Haiti (Nord- und Mittelamerika)
TOPF 4: Italien / Nordirland / Wales / Bosnien
TOPF 4: Türkei / Slowakei / Kosovo / Rumänien
TOPF 4: Schweden / Ukraine / Polen / Albanien
TOPF 4: Dänemark / Tschechien / Irland / Nordmazedonien
TOPF 4: Irak / Bolivien / Surinam
TOPF 4: DR Kongo / Neukaledonien / Jamaika

Spielt Deutschland mitten in der Nacht?

Bei der ersten WM mit 48 Teams müssen insgesamt 104 Spiele im Turnierplan untergebracht werden. Bis zu sechs Spiele pro Tag werden während der Gruppenphase stattfinden. Für die europäischen Fans mitunter auch mitten in der Nacht. Müssen sich die Anhänger der DFB-Elf einen Wecker stellen?

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Zumindest in der Vorrunde scheint dieses Szenario unwahrscheinlich. Die Interessen der deutschen Rechteinhaber wurden bislang immer stark berücksichtigt. Bei der WM 1994 in den USA absolvierten Rudi Völler und Co. etwa die Gruppenspiele am Nachmittag, als es hierzulande 21.00 oder 22.00 Uhr war. 2014 in Brasilien starteten die Vorrundenpartien des DFB-Teams zwischen 18.00 und 21.00 Uhr deutscher Zeit.

Wahrscheinlicher ist es, dass auf die DFB-Fans in einer möglichen K.-o.-Phase Nachtspiele zukommen. Denn wo die Teams ihre Partien ab dem Sechzehntelfinale bestreiten, hängt vom Abschneiden in der Vorrunde ab und ist damit aktuell nicht kalkulierbar.

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Tuchel: "Wird viele Schulschwänzer geben"

Bundestrainer Julian Nagelsmann könnte sich jedenfalls mit späten Spielen anfreunden. "Was die Gegebenheiten vor Ort angeht, kann es sinnvoll sein, weil es einfach unfassbar warm und in vielen Regionen sehr feucht und dadurch super belastend für die Spieler ist", hatte Nagelsmann gesagt.

Auch Englands Nationaltrainer Thomas Tuchel sprach sich für spätere Anstoßzeiten aus, machte dabei aber zugleich mit einem Augenzwinkern auf die Herausforderungen für die Fans und die damit einhergehenden Folgen aufmerksam. "Ich verstehe, dass das schlecht für unsere Fans sein wird, für die Kinder, für die jungen Leute, die zur Schule gehen, sehr schlecht. Ich denke, es wird am nächsten Tag viele Schulschwänzer geben", sagte der 52-Jährige.

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"Meine Zehennägel taten weh"

Die Hitzeschlacht bei der Klub-WM mit Temperaturen von fast 40 Grad Celsius und einer hohen Luftfeuchtigkeit lieferte einen alarmierenden Vorgeschmack. Spieler wärmten sich teils in klimatisierten Kabinen auf. Außerdem wollte man den Extrembedingungen mit Trinkpausen und nassen Handtüchern entgegnen.

"Meine Zehennägel taten weh, ich konnte nicht bremsen und nicht laufen", hatte Atletico-Profi Marcos Llorente nach einem Spiel gegen Paris Saint-Germain, das um 12.00 Uhr in Kalifornien stattfand, gesagt. Der Spanier sah "eine Gefahr für die Spielqualität und das Wohlergehen der Spieler".

PSG-Trainer Luis Enrique befand, dass Spiele eindeutig von der Temperatur beeinflusst worden seien. "Der Zeitpunkt ist für das europäische Publikum ideal, aber die Mannschaften leiden darunter. Es ist unmöglich, in dieser Hitze 90 Minuten lang auf sehr hohem Niveau zu spielen", sagte Enrique.

ZUM DURCHKLICKEN: Die Stadien der WM 2026

ATLANTA (USA): Das Mercedes-Benz Stadium ist die Heimspielstätte von Atlanta United (MLS) und den Atlanta Falcons (NFL). Kapazität: 75.000.
BOSTON (USA): Das Gillette Stadium in Foxborough ist die Heimspielstätte von New England Revolution (MLS) and den New England Patriots (NFL). Kapazität: 70.000.
DALLAS (USA): Das AT&T Stadium in Arlington ist die Heimspielstätte der Dallas Cowboys (NFL). Kapazität: 92.967.
GUADALAJARA (MEXIKO): Das Estadio Akron ist die Heimspielstätte des Fußball-Klubs Chivas Guadalajara. Kapazität: 48.071.
HOUSTON (USA): Das NRG Stadium ist die Heimspielstätte der Houston Texans (NFL). Kapazität: 72.220.
KANSAS CITY: Das Arrowhead Stadium ist die Heimspielstätte der Kansas City Chiefs (NFL). Kapazität: 76.640.
LOS ANGELES (USA): Das SoFi Stadium in Inglewood ist die Heimspielstätte der Los Angeles Rams (NFL) und der Los Angeles Chargers (NFL). Kapazität: 70.240.
MEXIKO-CITY (MEXIKO): Im Aztekenstadion fanden die WM-Endspiele 1970 und 1986 statt. Kapazität: 87.523.
MIAMI (USA): Das Hard Rock Stadium ist die Heimspielstätte der Miami Dolphins (NFL). Kapazität: 67.518.
MONTERREY (MEXIKO): Das Estadio BBVA ist die Heimspielstätte des Fußball-Klubs Monterrey CF. Kapazität: 53.460.
NEW YORK/NEW JERSEY (USA): Das MetLife Stadium in East Rutherford ist die Heimspielstätte der New York Giants (NFL) und der News York Jets (NFL). Kapazität: 87.157.
PHILADELPHIA (USA): Das Lincoln Financial Field ist die Heimspielstätte der Philadelphia Eagles (NFL). Kapazität: 69.328.
SAN FRANCISCO (USA): Das Levi's Stadium in Santa Clara ist die Heimspielstätte der San Francisco 49ers (NFL). Kapazität: 70.909.
SEATTLE (USA): Das Lumen Field ist die Heimspielstätte der Seattle Sounders (MLS) und der Seattle Seahawks (NFL). Kapazität: 69.000.
TORONTO (KANADA): Das BMO Field ist die Heimspielstätte von Toronto FC (MLS) und der kanadischen Nationalmannschaft. Kapazität: 45.500.
VANCOUVER (KANADA): Das BC Place Stadium ist die Heimspielstätte der Vancouver Whitecaps (MLS). Kapazität: 54.500.

Spielergewerkschaft: An Sechs der 16 Spielorte "extremes Risiko"

Erträgliche Bedingungen sind vor allem an den Spielorten in Kanada und in den nördlicheren Regionen der USA zu erwarten. Die meisten Spielorte liegen jedoch weiter südlich, in einer Klimazone mit feucht-heißem, subtropischem oder sogar tropischem Klima. Und nicht alle WM-Stadien sind so ausgestattet wie das überdachte und innen klimatisierte Stadion in Atlanta.

Die Spielergewerkschaft Fifpro schlägt daher in einem Bericht Alarm. An sechs der 16 WM-Spielorte besteht demnach ein "extremes Risiko" für hitzebedingte gesundheitliche Folgen. Fußballer und Fans seien gefährdet. Schon im Sommer hatte Fifpro gefordert, die Anzahl der Trinkpausen bei der WM zu verdoppeln und die Halbzeitpausen auf 20 Minuten zu verlängern.

FIFA-Boss Gianni Infantino kündigte an, bei frühen Spielen verstärkt Stadien mit Dächern zu nutzen. Neben Atlanta sind auch die Stadien in Vancouver, Dallas und Los Angeles mit Dächern ausgestattet. Andere Arenen bieten zumindest überdachte Tribünen, die für teilweise schattige Zonen sorgen.

dpa

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