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Fußball: Babbel über Sane, Flick, DFB-Team & Magath

Babbel über Sane: "Glaube nicht, dass der Knoten noch platzen wird"

Leroy Sane traf in der vergangenen Bundesliga-Saison sieben mal.
Image: Leroy Sane traf in der vergangenen Bundesliga-Saison sieben mal.  © Imago

Leroy Sane befindet sich schon wieder im Formtief. Markus Babbel hat die Hoffnung auf Besserung beim Bayern-Star im Interview mit skysport.de aufgegeben. Hansi Flick und dem DFB-Team traut Babbel derweil bei der WM in Katar einiges zu. Auch zu den Trainerentlassungen in der Bundesliga hat der 49-Jährige eine klare Meinung.

skysport.de: Gleich fünf Vereine haben sich nach der abgelaufenen Saison von ihren Trainern getrennt. Fühlen Sie da auch ein Stück weit mit den ehemaligen Kollegen?

Babbel: Die Philosophie eines Vereins gerät immer mehr in den Hintergrund. Es geht darum, Resultate zu bekommen. Wie man sie erzielt, ist am Ende egal. Das macht mir Sorgen. Eine Trainerentlassung ist nie etwas Schönes. Nichtsdestotrotz weiß man, auf was man sich einlässt. Fußball ist eben ein Ergebnissport. Ob das gut oder schlecht ist, lass ich dahingestellt. Wenn die Mannschaft auf dem Platz keinen Erfolg hat, wird sich vom schwächsten Glied getrennt. Und das ist eben der Trainer.

skysport.de: Bei Magath und der Hertha war die Trennung fast abzusehen. Hätten Sie sich dennoch gefreut, wenn er weitergemacht hätte?

Babbel: Ich hätte mich für die Hertha gefreut. Ich bin der festen Überzeugung, dass Magath die Hertha in der nächsten Saison in ein ruhiges Fahrwasser gebracht hätte. Er hätte den ganzen Verein beruhigen können. Am Sonntag steht die Mitgliederversammlung an. Da könnte es auch krachen.

Markus Babbel schreibt Leroy Sane ab.
Image: Markus Babbel sprach zu zahlreichen Themen im Sky Interview.  © Imago

Babbel über Hertha: "Mannschaft war tot"

skysport.de: Den Worst Case hat die Hertha ja dank Magath vermieden...

Babbel: Er war die einzige Hoffnung, die die Hertha noch hatte. Das war ein toller Schachzug von Fredi Bobic. Magath wurde zu Beginn belächelt. Jeder, der ihn aber kennt, weiß, dass Magath ein Vollprofi ist. Ich habe mich wahnsinnig für ihn gefreut, aber auch für Mark Fotheringham, den ich auch sehr gut kenne. Wenn es einer hinbekommt, dann Magath. Die Mannschaft war tot. Magath hat Ruhe ausgestrahlt, auch wenn die Mannschaft jetzt nicht viel besser gespielt hat. Aber die Jungs haben alles gegeben. Das war ein großer Verdienst von Magath.

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skysport.de: Haben Sie sich als ehemaliger Hertha-Trainer in der Relegation für die "Alte Dame" gefreut?

Babbel: Ich durfte für beide Vereine arbeiten. Da haben zwei Herzen in meiner Brust geschlagen. Einerseits habe ich getrauert, dass es der HSV nicht in die Bundesliga geschafft hat. Ich habe seit langem mal wieder eine Entwicklung beim HSV gesehen. Sie haben den attraktivsten Fußball in der 2. Liga gespielt und einen Trainer mit Tim Walter, der Spieler besser macht. Walter hat es geschafft, die Stadt wieder zu mobilisieren. Das hat mir gut gefallen. Wäre die Hertha abgestiegen, wäre das natürlich dramatisch gewesen. Sie haben es sich aber verdient, weil sie im Rückspiel die klar bessere Mannschaft waren. Hertha hat seit langem mal wieder ein gutes Spiel abgeliefert.

skysport.de: Einen Tag nach seinem Rücktritt als Präsident schoss Werner Gegenbauer gegen Investor Lars Windhorst. Die Störgeräusche bei der Hertha scheinen kein Ende zu nehmen.

Babbel: Bei der Hertha ist nie jemand schuld. Es sind immer die anderen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich hoffe, dass es nach der Mitgliederversammlung ruhiger wird. Das braucht der Verein jetzt. Als Hertha bist du aber eben im Fokus. Berlin ist eine Medienstadt. Hältst du da im Verein nicht zusammen, wird es schwer.

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Babbel glaubt nicht an Boateng-Verlängerung

skysport.de: Kevin-Prince Boateng überzeugte im Rückspiel beim HSV. Verlängert die Hertha mit ihm?

Babbel: Ich glaube nicht. Ich gehe davon aus, dass wir am Montag sein letztes Spiel im Hertha-Trikot gesehen haben. Er ist eine herausragende Persönlichkeit, ein toller Spieler. Boateng ist jetzt aber auch in einem Alter, wo es nicht mehr ganz so leicht von der Hand geht. Ich denke, dass seine Zeit vorbei ist.

skysport.de: Kommen wir noch auf Andre Breitenreiter zu sprechen. Er wird in der nächsten Saison die TSG Hoffenheim trainieren und Nachfolger von Sebastian Hoeneß. Nach dem Titel mit dem FC Zürich war das der logische Schritt, oder?

Babbel: Ja. Breitenreiter hat in Zürich Unglaubliches geleistet. Es war für mich unvorstellbar, dass noch einmal ein anderer Klub neben Bern und Basel in der Schweiz den Titel holen kann. Dass diese Leistung Begehrlichkeiten weckt, ist normal. In Zürich hat Breitenreiter Legendenstatus erreicht. Er wird dort immer mit offenen Armen empfangen. Für mich ist der Schritt nun total verständlich. Hoffenheim ist ein spannendes Projekt.

Babbel spürt Aufbruchstimmung beim DFB-Team

skysport.de: Ein spannendes Projekt ist sicher auch die Nationalmannschaft. Zur WM in Katar ist es nicht einmal mehr ein halbes Jahr. Glauben Sie, dass die Nationalmannschaft unter Hansi Flick wieder um den Titel mitspielen kann?

Babbel: Ich traue der Mannschaft viel zu. Ich sehe eine Vielzahl von hochtalentierten Spielern beim DFB. Unter Hansi Flick spüre ich wieder eine gewisse Aufbruchstimmung. Das liegt nicht daran, dass Joachim Löw schlecht war. Man hatte aber das Gefühl, dass man ihn nicht mehr sehen konnte. Das ist dann leider so, wenn man so lange den Job macht. Löw hat Großartiges für den deutschen Fußball geleistet. Gelingt es Flick einen verschworenen Haufen zu schaffen, bin ich felsenfest davon überzeugt, dass Deutschland eine gute Rolle spielt. Ob es aber für den ganz großen Wurf reicht, weiß ich nicht. Da brauchst du auch das Quäntchen Glück und zur richtigen Zeit die beste Form. Wir sind insgesamt auf einem guten Weg, wieder eine bärenstarke Nationalmannschaft zu sehen.

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skysport.de: Dafür braucht es im Idealfall einen Leroy Sane in Topform. Zuletzt erinnerten seine Leistungen allerdings wieder an die Anfangszeit beim FC Bayern. Können Sie sich das erklären?

Babbel: Ich würde niemals den Menschen Leroy Sane kritisieren. Er ist ein super Junge. Aber ich habe die Leistung bei den Bayern und in der Nationalmannschaft gesehen. Das war mir einfach zu wenig. Wenn ich den Anspruch eines Weltklassespielers haben will, muss ich mehr bringen. Das hat er nicht getan. Ich hatte schon von Beginn an große Zweifel, ob Sane beim FC Bayern funktioniert. Und ich wurde zunächst von meinen Zweifeln bestätigt. Auf einmal kam der Wandel. Er hat es dann über einen langen Zeitraum gut gemacht. Das hätte ich nicht von ihm erwartet. Und jetzt zeigt er wieder sein altes Gesicht. Ich frage mich, was ist da passiert? Ich verstehe es nicht. Er hat gezeigt, dass er es kann. Am Ende war es wieder die Lustlosigkeit, die Körpersprache auf dem Platz, die nicht gut war. Will er es nicht verstehen? Ich glaube nicht, dass der Knoten bei ihm noch platzen wird. Umso wichtiger wäre es, dass die Bayern mit Serge Gnabry verlängern. Ich würde eher Sane in diesem Sommer verkaufen als Gnabry.

Das Interview führte Fabian Schreiner.

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