Zwölf Gegentore in der Bundesliga, vier Treffer in der Champions League kassiert. Ein David Alaba, der sich nach dem Hickhack um seine Vertragsverlängerung ungewohnte Patzer leistet und ein Niklas Süle, der sich in einem Leistungstief befindet. Die Abwehr ist in dieser Saison nicht gerade das Prunkstück des FC Bayern.
Auch beim 3:1 gegen Salzburg konnten die Paraden von Torwart Manuel Neuer die Defensiv-Probleme der Münchner nicht kaschieren. Im Gegenteil: Wie schon beim 1:1 gegen Bremen am vergangenen Samstag wurden die Abwehrsorgen überdeutlich.
Gegen Salzburg spielten Alaba und Jerome Boateng in der Innenverteidigung, Benjamin Pavard und Chris Richards besetzten die Außenpositionen. Youngster Richards war für den angeschlagenen Lucas Hernandez (Beckenprellung) in die Startelf gerückt.
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Konteranfälligkeit und hohe Belastung
Dass die Bayern, wie schon gegen Bremen, grobe Fehler machten und viele Chancen zuließen, gefiel Trainer Hansi Flick überhaupt nicht. "Wir müssen anders auf dem Platz stehen und bereit sein, richtig entgegenzugehen", kritisierte Flick am Mittwochabend. Natürlich macht sich das Fehlen von Joshua Kimmich bemerkbar, aber das ist nicht die einzige Schwachstelle der Münchner.
"Ein Problem, was sich bei den Bayern schon länger durchzieht, ist die Konteranfälligkeit. Da stehen sie nicht gut gestaffelt und lassen dem Gegner zu viele Räume", analysiert Sky Reporter Torben Hoffmann. "Dazu kommt, dass die Belastung sehr hoch ist. Der Körper wird müde, die Konzentration lässt nach und es schleichen sich Fehler ein", erklärt der ehemalige Bundesliga-Profi.
Fitness und Konzentration müssen stimmen
Fitness und Konzentration seien bei dem sehr kraftraubenden System mit Pressing, Gegenpressing und dem Versuch, hoch zu verteidigen, aber eine Grundvoraussetzung.
"Wenn man dann nicht zu 100 Prozent mitmachen kann und nicht jeder diesen Weg mitgeht, wird es gefährlich. Das ist momentan das größte Problem bei den Bayern", meint Hoffmann.
Süle anzuzweifeln wäre nicht richtig
Wegen Trainingsrückstands verzichtete Flick wie zuletzt gegen Bremen auch beim Duell mit dem österreichischen Dauermeister auf Niklas Süle. Um den Nationalspieler hatte es zuletzt Spekulationen gegeben, die Bayern-Bosse würden angeblich Zweifel am 25-Jährigen hegen und deshalb mit einem Angebot zur Vertragsverlängerung zögern. Süle solle demnach erst nachweisen, dass er "ein Bayern-Spieler" sei.
"Sicherlich ist er nicht zu 100 Prozent fit, das hat gerade auch das Länderspiel gegen Spanien offenbart. Spitzigkeit, Beweglichkeit und Körpersprache waren in dem Spiel bei ihm sehr schlecht", sagt Hoffmann. Süle deswegen anzuzweifeln, gehe aber in die falsche Richtung.
"Normal, dass man in ein kleines Loch fallen kann"
"Er kommt aus der Corona-Quarantäne, konnte dort nicht fußballspezifisch trainieren. Nach seinem Kreuzbandriss hatte er zehn Monate aussetzen müssen, dann hat er aber beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon sehr gut gespielt", führt der Bayern-Experte aus.
Es sei "normal, dass die ersten Wochen sehr gut funktionieren, man dann aber mal in ein kleines Loch fallen kann". Genau das sei jetzt bei Süle der Fall. Wie viele andere Leistungsträger habe der robuste Abwehrmann keine wirkliche Sommervorbereitung gehabt.
"Gewicht an sich ist nicht das Problem"
Zuletzt war dem Nationalspieler angelastet worden, er sei mit zwei Kilo Übergewicht vom DFB-Team zurückgekommen und Flick habe ihn deshalb aus dem Team genommen. "Wie Sie es interpretieren, ist Ihre Sache", meinte der Bayern-Trainer vor dem Salzburg-Spiel.
Hoffmann will das Thema nicht überbewerten. "Sein Gewicht ist an sich nicht das Problem, sondern man lässt ganz einfach im Fitnesszustand ein bisschen nach, wenn man immer nur spielt, regeneriert, spielt und regeneriert." Da gelte es anzusetzen und daran arbeite Süle jetzt auch.
Rotation wohl erst in Madrid
Auf seinen nächsten Einsatz für den deutschen Rekordmeister werde Süle aber wohl noch etwas warten müssen, glaubt der Sky Reporter.
Flick werde am Samstag im Bundesliga-Spiel in Stuttgart wahrscheinlich noch nicht zu sehr rotieren, das werde dann aber im Rückspiel in der Champions League bei Atletico Madrid der Fall sein.
"Ich bin mir sehr sicher, dass der eine oder andere Spieler die Reise gar nicht antreten wird, sondern dass sie von Samstag bis Samstag die Möglichkeit haben zu regenerieren."
Nächste Gegner haben es in sich
Mit einer guten Leistung in Madrid könnte sich Süle also wieder für die Startelf empfehlen.
Für Flick und die Bayern-Abwehr wäre ein fitter Süle eine wichtige Stütze, denn die nächsten Gegner sind nicht zu unterschätzen: Am 10. Spieltag kommt RB Leipzig in die Arena und danach geht es zum Überraschungsteam Union Berlin.