Pünktlich vor den Wochen der Wahrheit beginnt beim FC Bayern München das Hauen und Stechen um die Plätze in der Startelf. Auf Jupp Heynckes warten schwere Entscheidungen.
Der Trainingsplatz an der Säbener Straße ist in diesen Tagen so gut gefüllt wie schon lange nicht mehr. Mit der Rückkehr von Thiago Alcantara stehen Trainer Jupp Heynckes erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit wieder alle 19 Feldspieler zur Verfügung.
"Ich glaube, das hat in den letzten fünf Jahren hier nicht stattgefunden, dass kein Feldspieler verletzt war", kann sich der 72-Jährige einen kleinen Seitenhieb gegenüber seinem Vorgänger Pep Guardiola nicht verkneifen. Der Katalane wünschte sich verletzte Spieler in seiner Amtszeit immer so schnell wie möglich zurück. Heynckes verfolgt dagegen eine andere Politik. Er setzt auf die richtige Trainingssteuerung sowie einen behutsamen Aufbau.
Startelf-Garantie für Thiago
"Ein Spieler, der lange verletzt war, muss eine gute Reha absolvieren, damit er sich nicht wieder verletzt", sagte er Ende Oktober. So verfuhr er auch bei Thiago. Der spanische Nationalspieler fiel nach seinem Muskelteilriss im Oberschenkel fast drei Monate aus. Bereits vor zwei Wochen kehrte er ins Mannschaftstraining zurück, doch sein Comeback wird er erst am Samstag beim VfL Wolfsburg feiern (15:30 Uhr live auf Sky und im Liveblog auf skysport.de).
"Er ist wieder genesen und wird von Anfang an spielen", kündigte Heynckes an. Dem Trainer-Routinier ist bewusst, dass er in den kommenden Wochen unangenehme Entscheidungen treffen muss. "Auf der einen Seite ist es ein Luxusproblem, alle Spieler zur Verfügung zu haben", sagte er, "auf der anderen Seite liegt es am Geschick des Trainers, das zu moderieren. Es ist wichtig, dass ich mit den Spielern spreche, die ich weglasse."
Am vergangenen Spieltag gegen Schalke (2:1) überließ er diese Gespräche aus Krankheitsgründen seinem Co-Trainer Peter Herrmann. Der musste den Nationalspielern Sebastian Rudy und Juan Bernat mitteilen, dass sie auf der Tribüne Platz nehmen müssen.
Nächste Härtefälle drohen
Heynckes betont, dass ein Trainer bei einem Kader mit fast nur Nationalspielern berücksichtigen müsse, "dass alle Spieler am Wettkampf partizipieren möchten. Das werde ich tun". Deswegen kehren Rudy und Bernat am Samstag in den 18-Mann-Kader zurück. Kingsley Coman und James Rodriguez flogen dagegen erst gar nicht mit nach Niedersachsen.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Stars wie David Alaba, Joshua Kimmich, Thomas Müller oder Robert Lewandowski zunächst geschont werden. Dafür könnten Reservisten wie Sandro Wagner, Rafinha oder Corentin Tolisso mit Einsätzen von Beginn an bei Laune gehalten werden.
Schließlich wird es schon am Dienstag die nächsten Härtefälle geben. Beim Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Besiktas (ab 19:00 Uhr live auf Sky) steht dann auch der gegen Wolfsburg gelb-gesperrte Arturo Vidal wieder zur Verfügung. Heynckes' Qualitäten als Moderator sind gefragt wie nie.