Zum Inhalte wechseln

Borussia Dortmund News: BVB-Coach Rose muss Ajax-Pleite aufarbeiten

BVB schwer angezählt: Diese Baustellen muss Rose nun bearbeiten

Die Enttäuschung steht den BVB-Spielern im Gesicht geschrieben: Marco Reus (links) und Manuel Akanji.
Image: Die Enttäuschung steht den BVB-Spielern im Gesicht geschrieben: Marco Reus (links) und Manuel Akanji.  © DPA pa

Borussia Dortmund hat in der Champions League bei Ajax Amsterdam schonungslos seine Mängel aufgezeigt bekommen. Die 0:4-Niederlage in der Johan-Cruyff-Arena war die höchste BVB-Pleite in der Klubgeschichte in der Königsklasse. Mit dem Ergebnis war Dortmund allerdings noch gut bedient.

Marco Rose stand mit gesenktem Kopf und leerem Blick an der Seitenlinie. Was der BVB-Trainer in den 90 Minuten von Amsterdam von der Seitenlinie aus sah, musste ihn tief schlucken lassen. "Die Jungs finden den Abend genauso beschissen wie ich. Wir müssen das selbstkritisch aufarbeiten und weitermachen", sagte der 45-Jährige in seiner ersten Analyse.

In zwei Wochen steht bereits das Rückspiel gegen Ajax auf dem Programm. Zuvor ist der BVB noch in der Bundesliga bei Arminia Bielefeld und gegen den 1. FC Köln gefordert, dazwischen gastiert Zweitligist FC Ingolstadt im DFB-Pokal im Signal-Iduna-Park. Rose muss die Ereignisse von Amsterdam also schnell analysieren, dabei muss er die folgenden Baustellen bearbeiten.

ZUM DURCHKLICKEN: Die BVB-Noten gegen Ajax

  1. GREGOR KOBEL:
    Image: GREGOR KOBEL: Wird bei den Gegentoren von seinen Vorderleuten regelmäßig im Stich gelassen. Vereitelt zahlreiche weitere Chancen und verhindert damit ein noch größeres BVB-Debakel in Amsterdam. NOTE 3 © Imago
  2. THOMAS MEUNIER:
    Image: THOMAS MEUNIER: Nach Anlaufschwierigkeiten kommt der Belgier besser ins Spiel und hat die rechte Seite größtenteils im Griff. Führt mit Abstand die meisten Zweikämpfe (18) und weist am Ende die beste Quote auf (67 Prozent). NOTE 3 © Imago
  3. MANUEL AKANJI:
    Image: MANUEL AKANJI: Hat die Viererkette zusammen mit Hummels nicht im Griff. Der Schweizer hält die Abstände nicht gering genug, ist oft zu weit von den Gegenspielern weg und steht mit seinen Mitspielern deutlich zu tief. NOTE 5 © DPA pa
  4. MATS HUMMELS:
    Image: MATS HUMMELS: Die personifizierte Achterbahn. Der Innenverteidiger ist mehrfach als letzter Mann zur Stelle und klärt entscheidend, leitet das 0:2 aber mit seinem Kopfball in die Mitte ein. Zudem führt sein Foul zum 0:1. NOTE 3 © Imago
  5. Dortmunds Nico Schulz (rechts) erlebte in Amsterdam einen rabenschwarzen Abend.
    Image: NICO SCHULZ: Ist mit Gegenspieler Antony überfordert. Sieht defensiv das eine oder andere Mal nicht gut aus und lässt einige Chancen über seine Seite zu. Offensiv komplett ohne Akzente. Bleibt zur Halbzeit draußen. NOTE 5 © Imago
  6. JUDE BELLINGHAM:
    Image: JUDE BELLINGHAM: Der junge Engländer gehört zu den stärkeren BVB-Akteuren, auch wenn er vor dem 0:2 zu unbeteiligt gegen Haller ist. Kann zumindest mit Einsatz und den zweitmeisten Torschüssen punkten. NOTE 3 © Imago
  7. AXEL WITSEL:
    Image: AXEL WITSEL: Der Belgier wirkt wie ein Fremdkörper im Spiel. Führt als Sechser nur vier magere Zweikämpfe und läuft über das gesamte Spiel seinen Gegenspielern fast nur hinterher. Am Spielaufbau nicht beteiligt. NOTE 6 © Imago
  8. JULIAN BRANDT:
    Image: JULIAN BRANDT: Identisch wie Witsel zu bewerten. Wenig Einfluss im Spiel, zumeist zu spät in den Zweikämpfen und kaum Akzente nach vorne. Gewinnt nur 27 Prozent seiner Privat-Duelle. Sein Ballverlust leitet das 0:4 ein. NOTE 6 © Imago
  9. MARCO REUS:
    Image: MARCO REUS: Die Partie beginnt unglücklich für den Kapitän, als er per Hinterkopf den BVB früh mit einem Eigentor in Rückstand bringt. Insgesamt mit wenig Bindung zum Spiel - 32 Ballaktionen, 59 Prozent Passquote. NOTE 5 © DPA pa
  10. ERLING HAALAND:
    Image: ERLING HAALAND: Ist besonders in Halbzeit eins auf sich alleine gestellt und sieht sich häufig mehreren Gegenspielern gegenüber. Wird mit fortschreitender Spieldauer stärker, vergibt aber gleich dreimal inklusive Lattenkracher. NOTE: 4 © Imago
  11. DONYELL MALEN:
    Image: DONYELL MALEN: Findet überhaupt nicht in die Partie und tritt offensiv nicht in Erscheinung. Kommt insgesamt nur auf 24 Ballaktionen - die zweit wenigsten aller Dortmunder. Beste Aktion: Steilpass, der zu Haaland-Chance führt. NOTE 5 © Imago
  12. EMRE CAN:
    Image: EMRE CAN: Kommt zur Halbzeit für Schulz ins Spiel & muss damit auf der ungewohnten Linksverteidigerposition ran. Ist beim 0:3 gegen Antony und beim 0:4 gegen Haller viel zu zaghaft. Bringt dem BVB im Vergleich zu Schulz keine Sicherheit. NOTE 6 © Imago
  13. THORGAN HAZARD:
    Image: THORGAN HAZARD: Kommt in der 53. Minute für den schwachen Malen ins Spiel. Doch auch der Belgier kann dem Dortmunder Spiel nicht wirklich neuen Schwung verleihen. Kommt am Ende immerhin zu zwei Torschüssen und zwei Torschussvorlagen. NOTE 4 © Imago
  14. BVB-Coach MARCO ROSE bringt neben Can und Hazard noch MARIUS WOLF, MARIN PONGRACIC (beide 79. Minute) und ANSGAR KNAUFF (88. Minute) ins Spiel. NOTE: alle ohne Bewertung
    Image: BVB-Coach MARCO ROSE bringt neben Can und Hazard noch MARIUS WOLF (für Meunier), MARIN PONGRACIC (für Hummels; beide 79. Minute) und ANSGAR KNAUFF (für Brandt, 88. Minute) ins Spiel. NOTE: alle ohne Bewertung © Imago

1. BVB-Abwehr komplett überfordert

Die Abwehrleistung beim niederländischen Rekordmeister musste den BVB-Fans Sorgenfalten ins Gesicht treiben. Null Zugriff auf die Gegenspieler und ein erschreckendes Zweikampfverhalten. Innenverteidiger Mats Hummels ist nach seinen Problemen an der Patellasehne sichtbar noch nicht fit, Nico Schulz und Emre Can haben in dieser Form in Dortmunds Mannschaft nichts zu suchen.

Noussair Mazraoui und Antony nutzten die Schwächen auf der linken schwarz-gelben Seite gnadenlos aus, trieben immer wieder die Ajax-Angriffe an. "Die linke Seite war in der ersten Halbzeit das Problem. In der zweiten Halbzeit ist das nicht viel besser geworden", brachte es Amazon-Prime-Experte Benedikt Höwedes auf den Punkt.

Insbesondere Schulz dürfte sich mit seinem Auftritt endgültig ins Abseits gespielt haben. Der 28-Jährige läuft seit Monaten seiner Form hinterher und konnte Stammlinksverteidiger Raphael Guerreiro zu keiner Zeit auch noch annähernd ersetzen. Die Kadertiefe ist in Dortmunds Defensive ein großes Problem. Zumindest Dan-Axel Zagadou stand in Amsterdam nach über einem halben Jahr und einer Knie-OP erstmals wieder im Kader.

Dortmunds Nico Schulz (rechts) erlebte in Amsterdam einen rabenschwarzen Abend.
Image: Dortmunds Nico Schulz (rechts) erlebte in Amsterdam einen rabenschwarzen Abend.  © Imago

2. Totalausfälle in allen Mannschaftsteilen

Doch die löchrige Abwehr war beileibe nicht das einzige Dortmunder Problem in Amsterdam. Neben Schulz und Can waren auch die viel kritisierten Julian Brandt und Donyell Malen sowie die Führungsspieler Marco Reus und Axel Witsel Totalausfälle. Kurzum: In allen Mannschaftsteilen haperte es.

Mehr dazu

"Die größten Probleme, die der BVB hat, sind die Arbeit gegen den Ball und die Zuteilung, die nicht vorhanden ist. Auf den Außenpositionen hat der BVB mit Reus und Malen zwei Spieler, die ungern nach hinten arbeiten", konstatierte Höwedes. Dadurch lief der deutsche Pokalsieger dem Gegner häufig nur hinterher und wirkte defensiv total überfordert.

"Wir waren nicht aggressiv, sind nicht in die Zweikämpfe gegangen. Das haben wir uns alle anders vorgestellt. So wie die Tore gefallen sind und wie Ajax dann auch noch mehrere Möglichkeiten hatte, ist es zu leicht", meinte Kapitän Reus. Brandt sprach von einer "Lehrstunde. Wir haben unsere Grenzen aufgezeigt bekommen." Die Bissigkeit in den Eins-gegen-eins-Duellen muss schnellstmöglich zurück in die Köpfe der Spieler, sonst wird es auch am Samstag in Bielefeld schwer werden.

Jetzt Push-Nachrichten zu Deinen Lieblingssportarten!
Jetzt Push-Nachrichten zu Deinen Lieblingssportarten!

Du willst personalisierte Sport-Nachrichten als Push auf dein Handy? Dann hol Dir die Sky Sport App und wähle Deine Lieblingssportarten- und wettbewerbe aus. So funktioniert's.

3. Keiner springt für Haaland in die Bresche

Mit zehn Toren war Erling Haaland in der vergangenen Saison Toptorjäger in der Champions League. Die Dortmunder Abhängigkeit vom Norweger ist bekannt. Gegen Amsterdam traf Haaland zu Beginn der zweiten Halbzeit die Latte (48.) und scheiterte zudem zwei Mal an Ajax-Torhüter Remco Resveer. Mehr Chancen hatte der 21-Jährige nicht, mehr Chancen hatte auch der gesamte BVB nicht.

Haaland war weitestgehend abgemeldet und schon war die Borussia schachmatt gesetzt. Bei Ajax überzeugte hingegen der Ex-Frankfurter Sebastian Haller. Mit zwei Torvorlagen und einem Treffer hatte der Ivorer maßgeblichen Anteil am Sieg der Hausherren.

"Was er abliefert, ist aller Ehren wert", bilanzierte Ex-Profi Höwedes. Haller überzeugte bei der Ballbehauptung als Wandspieler sowie in der Luft. Grundtugenden im Spiel, die in Amsterdam jedem BVB-Offensivspieler fehlten.

4. Mentalitätsfrage kommt wieder auf

Die Pleite warf zwangsläufig die bekannte Frage nach der Mentalität auf. In der niederländischen Hauptstadt fehlte es schlicht an der richtigen Einstellung und das bereits nach dem frühen 0:1 (11.) - bis Spielende. "Wir waren in allen Belangen die klar schlechtere Mannschaft und haben auch in der Höhe verdient verloren. Ajax war giftiger, galliger und wir waren weich", resümierte Abwehrchef Hummels.

Bitte verwende den Chrome-Browser, um unseren Videoplayer mit optimaler Leistung nutzen zu können!

Borussia Dortmund kassiert bei Ajax eine klare Niederlage. Sky Reporter Jesco von Eichmann analysiert die 0:4-Pleite des BVB (Video-Länge: 2:30 Minuten).

Dass der BVB in Amsterdam verliert, ist dabei nicht das Thema. Ajax hat in den vergangenen Jahren seine Klasse auf der internationalen Bühne eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das Besorgniserregende ist vielmehr, wie die Niederlage zustande kam. "Die Mannschaft hat sich nicht gewehrt. Da ist keiner vorangegangen und hat auf den Putz gehauen. Das darf nicht passieren. Da fehlt ein Rumpelstilzchen", kritisierte Sky BVB-Experte Jesco von Eichmann den trostlosen Auftritt der Schwarz-Gelben.

Einstellung und Körpersprache sind die zentralen Themen, die Trainer Rose in den Gesprächen mit seinen Spielern ansprechen muss. Der Ex-Gladbach-Coach zog auch direkt einen Vergleich zum FC Bayern München.

Joshua Kimmich winkt nach zwei Gegentoren nicht ab, sondern wird richtig sauer. Das ist vielleicht der Unterschied zu uns.
BVB-Trainer Marco Rose

5. Rose muss sein Team schnell erreichen

In den vergangenen Spielzeiten unter Lucien Favre und Edin Terzic hatte Dortmund immer mal wieder mit Leistungsschwankungen zu kämpfen. Dabei setzte es auch zum Teil heftige Niederlagen. Zumeist zogen die Verantwortlichen anschließend die richtigen Schlüsse.

Viel Zeit bleibt dem gebürtigen Leipziger Rose aber nicht für die Aufarbeitung der Ajax-Pleite. Einen Appell an seine Spieler hatte er trotzdem bereits parat: "Wenn es schwierig wird, muss man Lösungen finden und das Ding zum Laufen bringen. Wir müssen weitermachen und dann trotzdem Borussia Dortmund ausstrahlen."

Die Frage ist nur, was Borussia Dortmund ausstrahlt. In Amsterdam waren es gesenkte Köpfe und leere Blicke.

Viele bittere Erkenntnisse.

Mehr zum Autor Peer Kuni

Alles zur Champions League auf skysport.de

Alle News & Infos zur UEFA Champions League
Spielplan zur UEFA Champions League
Ergebnisse zur UEFA Champions League
Tabellen zur UEFA Champions League
Videos zur UEFA Champions League
Liveticker zur UEFA Champions League

Alle weiteren wichtigen Nachrichten aus der Sportwelt gibt es im News Update nachzulesen.

Weiterempfehlen: