Borussia Dortmund kassiert am 16. Spieltag bei Fortuna Düsseldorf völlig überraschend die erste Saisonniederlage, führt die Tabelle aber nach wie vor mit großem Vorsprung an. Dennoch legte das Spiel beim Aufsteiger ein paar Probleme offen.
Am 16. Spieltag hat es also auch Borussia Dortmund erwischt. Der BVB unterlag völlig überraschend bei Aufsteiger Fortuna Düsseldorf mit 1:2 und musste sich erstmals unter Lucien Favre in der Bundesliga geschlagen geben.
Über die Gründe der Pleite waren sich die Protagonisten grundsätzlich einig und packten sich an die eigene Nase: "Uns hat heute die Gier, das Spiel gewinnen zu wollen, gefehlt", erklärte Marco Reus am Sky Mikrofon. Roman Bürki ergänzte: "Wir haben verdient verloren, weil wir zu wenig investiert haben. Die Leidenschaft hat gefehlt, wenn man sieht wie Düsseldorf aufgetreten ist. Wir haben leider zu wenig aufs Tor geschossen, um gefährlich werden zu können", so der Schlussmann.
Vor allem in der ersten Stunde fand der BVB kein Mittel gegen den defensiv äußerst stabilen Aufsteiger, wie auch Favre zugeben musste: "Sie haben sehr tief gestanden, wir haben die Lücke einfach nicht gefunden. Sie haben taktisch gut gespielt."
Auch in den letzten Wochen konnte der BVB gegen tief stehende Gegner nicht immer überzeugen, fand aber - auch dank individueller Klasse - immer einen Weg, um die Spiele knapp zu gewinnen. Dieses Mal allerdings nicht - und das hat Gründe:
Unersätzlicher Sancho
Jadon Sancho machte nicht nur im Derby gegen Schalke mit seinem Siegtor den Unterschied. Seit dem 7. Spieltag gegen den FC Augsburg stand der quirlige Engländer in jedem Bundesligaspiel in der Startformation und sorgte meist über die rechte Seite für mächtig Betrieb. Gegen die Fortuna kam der 18-Jährige, dessen Marktwert in den letzten Monaten explodierte, erst nach einer Stunde ins Spiel. Zwar leitete Sancho den Anschlusstreffer mit einer starken Einzelleistung ein, konnte die Niederlage aber nicht mehr abwenden.
Sanchos Abwesenheit machte sich auch vor allem deswegen negativ bemerkbar, weil sich potenzielle Konkurrenten auf den Außenpositionen derzeit im Formtief befinden. Der hoch veranlagte Christian Pulisic wird mit zahlreichen englischen Top-Klubs in Verbindung gebracht, konnte gegen Düsseldorf aber seine Chance erneut nicht nutzen.
Mit Jacob Bruun-Larsen wartet ein weiterer Flügelflitzer trotz reichlich Einsatzzeit seit dem 6. Spieltag auf einen Scorerpunkt. Und Kandidaten wie Marius Wolf oder Maximilian Philipp schafften es gegen Düsseldorf nicht einmal in den Kader und haben unter Favre einen schweren Stand. Die gute Nachricht: Im Knaller gegen Verfolger Borussia Mönchengladbach dürfte Sancho wieder gemeinsam mit Reus und Superknipser Paco Alcacer von Beginn an wirbeln.
Fehlende Dynamik über Außen
Ähnlich wie Sancho hat sich mit Achraf Hakimi ein weiterer Youngster in den letzten Wochen und Monaten festgespielt. Seit dem 5. Spieltag verpasste die Real-Leihgabe lediglich sieben Minuten und war meist ein Aktivposten. Gegen die Fortuna gönnte Favre dem Marokkaner eine Verschnaufpause und bot Marcel Schmelzer als Linksverteidiger auf.
Zwar erledigte der Ex-Kapitän defensiv seine Aufgabe ordentlich, konnte in der Offensive aber kaum Akzente setzen. Das sonst so starke Spiel des BVB über die Flügel war in Düsseldorf lange nicht existent oder bestand aus Flanken aus dem Halbfeld, die die Funkel-Elf leicht verteidigen konnte. Favre verteidigte anschließend seine Rotation und begründete dies mit der hohen Belastung in den letzten Wochen und nannte seine eigene Defensive als abschreckendes Beispiel.
Verletzungspech in der Defensive
Denn eine weitere Erkenntnis aus dem Spiel in Düsseldorf ist das große Verletzungspech in der Verteidigung. Mit nun 17 Gegentreffern in 16 Spielen stellt der BVB zwar die drittbeste Defensive der Bundesliga, aber die Hauptprotagonisten sind derzeit fast alle im Lazarett. Dan-Axel Zagadou fehlt bereits seit ein paar Wochen mit einer Fußstauchung und gegen Düsseldorf verletzten sich zu allem Überfluss auch Abdou Diallo und Manuel Akanji.
Der Schweizer Nationalspieler wurde zur Halbzeit durch Ömer Toprak ersetzt und bei Diallo sprach Favre nach dem Spiel von einer Zerrung. Für das Duell gegen seinen Ex-Klub wird das Trio definitiv ausfallen, wie der Coach am Mittwoch auf der PK verriet. Damit ist Toprak gegen die potente Offensive der Fohlen der nominell einzig fitte Innenverteidiger. Ob Favre gegen Mönchengladbach einen Systemwechsel wagt, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
Egal in welcher Formation der BVB gegen die Fohlen auch antritt - Reus erwartet jedenfalls keine negativen Folgen durch das Düsseldorf-Spiel: "Das wird keine Auswirkungen auf unser Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am Freitag haben", so der 29-Jährige, der sich sicher ist, dass der Tabellenführer vor heimischer Kulisse ein ganz anderes Gesicht zeigen wird. Dann wohl wieder mit Hakimi und Sancho...
