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Bundesliga: Kommentar zur Situation bei Eintracht Frankfurt

Eintracht sehnt Winterpause herbei: Die Gründe für den Einbruch

Kommentar: Adi Hütter wird in den anschließenden Vorbereitungswochen die richtigen Stellschrauben drehen und die Eintracht wird am Ende mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben.
Image: Adi Hütter und Eintracht Frankfurt müssen am Sonntag noch gegen den SC Paderborn ran.  © Getty

Adi Hütter ist eigentlich stets derselbe: Im Erfolg mahnt er zur Besonnenheit, in schlechten Zeiten sieht er auch das Gute. Schlussendlich trifft er immer irgendwie die Mitte, so auch in diesen Tagen vor dem Jahresabschluss in Paderborn, wo nach der Pleite gegen Kellerkind Köln Wiedergutmachung angesagt ist.

Und dennoch ist beim mittigen Adi Hütter zwischen den Zeilen herauszulesen, dass er aus einer Position der Sicherheit agiert, dass der Klub ihm uneingeschränkt vertraut, dass er den Spielern vertraut und sie ihm. Sie wussten bei der Eintracht insgeheim, dass solch schwere Zeiten kommen würden und die Zeit kam deutlich später als befürchtet.

Nach dem 5:1-Erfolg gegen Bayern folgte der Abwärtstrend

Trotzdem eine völlig neue Herausforderung für das Überraschungsteam der letzten Jahre, in denen sie nach dem Pokalsieg ganz Europa begeisterten, in der Europa League bis ins Halbfinale kamen und auch in der Bundesliga bei den Spitzenteams angekommen schienen. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, die gleichzeitig aber auch eine Fallhöhe erzeugte, die Hütters Team in diesen Tagen vergleichsweise hart aufschlagen lässt. Und ein Paradebeispiel dafür, wie schnell sich die Dinge im Fußball ändern können.

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Blicken wir doch mal ein paar Wochen zurück, genau genommen auf den 2. November: Die Eintracht zerpflückte Bayern München mit 5:1. In der Tabelle waren die Hessen nur zwei Punkte von Platz zwei entfernt und mussten sich plötzlich zu den Meisterschaftskandidaten zählen lassen. Zwei Spieltage zuvor schraubte die Eintracht Bayer Leverkusen mit 3:0 auseinander. Dost, Paciencia und Silva wurden als neue "Büffelherde" bezeichnet, man sprach von einer spielerischen Weiterentwicklung und überhaupt sei alles nochmal besser als im Jahr zuvor. Und wenige Wochen danach soll plötzlich das Gegenteil der Fall sein und Hütter nicht gut genug?

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Belastung spielt wichtigste Rolle

Ich bin ehrlich: Auch ich kann mir nicht zu 100 Prozent erklären, warum die Eintracht in den letzten Wochen so abgestürzt ist. Ich bin mir aber sehr sicher, dass die Belastung von mittlerweile 30 Pflichtspielen die wichtigste Rolle spielt, auch wenn man heutzutage eher dazu tendiert, Schuldige zu suchen, den Trainer, die Taktik oder die Transfers zu hinterfragen. Keine deutsche Mannschaft hat ein härteres Programm als die Hessen. Nicht nur körperlich, sondern auch mental wirken die Eintracht-Akteure urlaubsreif, scheinen aus dem letzten Loch zu pfeifen, wollen Ergebnisse verwalten anstatt mit ihrem Powerfußball auf das nächste Tor zu gehen. So kennt man sie nicht.

Gerade dieser Powerfußball kostet Kraft und das wird Hütter mittlerweile sogar zum Vorwurf gemacht. Mit mehr Ballbesitzfußball würde man ja schließlich Kräfte sparen, so die vereinzelte Kritik. Dass der Frankfurter Powerfußball aber auch für eine erfolgreiche Spielidee, für so etwas wie eine Klub-DNA steht, ein Alleinstellungsmerkmal, von dem andere Vereine weit entfernt sind, gerät völlig in den Hintergrund. Zudem ist für Weiterentwicklung, für neue Automatismen, neue taktische Ausrichtungen einfach zu wenig Zeit, wenn man zweimal in der Woche spielt und in der Vorbereitung Pflichtspiele zur Europa-League-Quali anstehen, während andere in dieser Zeit vergleichsweise entspannt ins Detail gehen können.

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Außergewöhnliches Verletzungspech

Dazu kommt außergewöhnliches Verletzungspech, aktuell betrifft es sogar die ersten beiden Torhüter. Doch auch die Neuzugänge sind betroffen: Silva, Dost, Sow - sie alle haben in dieser Saison mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Schwierig, auf diese Weise in Tritt zu kommen. Vor allem bei Djibril Sow ist das zur Zeit deutlich zu spüren. Seine langfristige Verletzung kurz vor Saisonbeginn war ein heftiger Rückschlag, bevor es richtig losging. Sow ist ein wichtiger Mosaikstein in den Zukunftsplanungen der Eintracht. Hütter weiß, was er an ihm hat, kennt den Nationalspieler der Schweiz aus der gemeinsamen Zeit bei Young Boys Bern.

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Internationale Konkurrenz haben sie im Rennen um Sow ausgestochen. Ein Juwel, das die Eintracht an Land zog, da waren sich eigentlich alle einig, wahrscheinlich auch diejenigen, die seine Verpflichtung mittlerweile kritisieren. Dass ein 22-jähriger Spieler, der fast zwei Monate ausgefallen war, Probleme hat, konstante Leistung abzurufen, kann passieren. Und trotzdem ist es nachvollziehbar, dass Hütter weiterhin auf ihn setzt. Er muss den Jungen stärken, ihm Gelegenheiten geben, sein Selbstvertrauen zurückzugewinnen um dann wiederum langfristig von ihm zu profitieren. Das will zur Zeit zugegebenermaßen noch nicht so recht klappen. Seine Einwechslung gegen Köln für Rode war gleichbedeutend mit einem Bruch im Spiel der Eintracht.

Sieg gegen Paderborn ist Pflicht

Wo wir gerade von Selbstbewusstsein reden: Es ist offensichtlich, dass die Spieler viel davon verloren haben. Wo sie einst einfach intuitiv gerannt sind, gegrätscht und geschossen haben, fangen sie jetzt an, nachzudenken. Mit jedem Misserfolg, mit jedem Rückschlag wird die Grübelei größer, werden die Beine schwerer. Eine Negativspirale, ausgelöst durch die genannten Umstände. So wie das Pech zu diesem Zustand beigetragen hat, muss die Eintracht nun auch das Glück erzwingen, die Situation umzukehren.

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Das alles ändert nichts daran, dass ein Sieg am Sonntag in Paderborn für Hütter und seine Jungs Pflicht ist. Einfach wird das sicher nicht. Paderborn kann unangenehm sein. Fragen sie mal in Dortmund nach. Apropos: 2014 war Dortmund mit dem aktuellen Welttrainer Jürgen Klopp nach der Hinrunde sogar auf dem letzten Tabellenplatz.

Auszeit extrem wichtig für den Kopf

Mit Reus, Aubameyang, Hummels und Co., mit einer Mannschaft, die im Jahr zuvor noch im Finale der Champions League gestanden hatte. Auch das hatte nichts mit Transferpolitik oder Fehlern des Trainers zu tun, sondern vor allem mit mentaler und physischer Belastung, mit Müdigkeit. Viele Spieler hatten zusätzlich zu der Champions League noch die WM in den Knochen. Der BVB hat sich nach der dringend benötigten Winterpause aber wieder gefangen, erreichte am Ende sogar noch die Europa League.

Ähnliches traue ich der Eintracht auch zu. Die Auszeit zwischen den Jahren ist extrem wichtig, vor allem für den Kopf. Adi Hütter wird in den anschließenden Vorbereitungswochen die richtigen Stellschrauben drehen und die Eintracht wird am Ende mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben. Da bin ich mir sicher.

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