Der Zeitpunkt der Verkündung von Adi Hütters Wechsel von der Eintracht zu Gladbach könnte brisanter nicht sein. Am Samstag treffen beide aufeinander. Für Teams und Trainer geht es um viel.
"Es ist nicht der ideale Zeitpunkt gewesen", erklärte Noch-SGE-Coach Adi Hütter am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Duell gegen seine neue Mannschaft Borussia Mönchengladbach (live und exklusiv ab 15.30 Uhr auf Sky Sport Bundesliga 3). Am Dienstag verkündeten sowohl Eintracht Frankfurt als auch Borussia Mönchengladbach den Wechsel des Österreichers zur kommenden Saison an den Niederrhein.
Abgesehen von der Vorgeschichte ("Ich bleibe!") und der erfolgreichen Zeit, die auf den ersten Blick gar keinen Abwanderungsgrund erkennen lassen, hat der kürzlich verkündete Wechsel deshalb einen Beigeschmack, weil es für beide Teams in dieser Saison noch um die Qualifikation für die europäischen Wettbewerbe geht. Nun spielen beide Klubs gegeneinander und Hütter kann seinem künftigen Team die Teilnahme an der Europa League vermasseln. Sky gibt einen Überblick darüber, für wen es um was geht.
Adi Hütter: Königsklasse für das Herz und die Vita
Beendet Hütter mit Eintracht Frankfurt die aktuelle Saison auf einem Champions-League- oder auf einem Europa-League-Platz, dann hat der Österreicher drei erfolgreiche Jahre in der Mainmetropole hinter sich. Der Rückrundenform der Adler ist es jedoch geschuldet, dass von der Eintracht aus der aktuellen Position heraus die Königsklasse erwartet wird. Die möchte der 51-Jährige seinen Aussagen zufolge unbedingt mit den Frankfurtern erreichen.
"Das Wichtigste ist, dass ich mit der Mannschaft etwas Historisches erreichen kann. Dann kann ich Frankfurt leichten Herzens verlassen." Es wäre für die Frankfurter die erste Champions-League-Teilnahme und die Frankfurter Fans würden Hütter trotz des Wechsels ewig dankbar sein.
Hütter will sich nichts anmerken lassen
Doch es geht für Hütter auch um seine Vita. Darin möchte er natürlich die CL-Qualifikation stehen haben. Was dort auf keinen Fall vorkommen sollte, wäre ein verspielter Platz vier bei sieben Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund. Das würde man ihm bei der SGE - Schuld hin oder her - nicht verzeihen.
Andererseits kann es Hütter nicht egal sein, wie Gladbach in dieser Saison abschneidet. Ihm zu unterstellen, dass er deshalb eine Niederlage gerne in Kauf nehmen würde, wäre zu viel des Guten. Dennoch würde er Gladbach ab dem darauffolgenden Spieltag sicherlich eine Siegesserie wünschen, um auch mit den Fohlen in Europa durchstarten zu können, wie er es mit Frankfurt 2018/19 tat.
Trotz der besonderen Konstellation beteuerte Hütter auf der PK: "Das ist ein wichtiges Spiel, das wir gewinnen wollen. Ich persönlich werde so sein wie immer", so Hütter. "Das Spiel ist das gleiche, es hat nur für euch (die Medien, d. Red.) mehr Brisanz".
Eintracht Frankfurt: Der Traum von der Königsklasse
Für die Eintracht selbst wäre eine Qualifikation für die Champions League zu vergleichen mit einer Deutschen Meisterschaft oder einem Pokalsieg. Die Fans sind heiß darauf und für die Frankfurter ist das Erreichen der Königsklasse fast schon Pflicht, wenn man Andre Silva oder Filip Kostic auch nach dem Hütter-Abgang noch halten will.
Die Frankfurter stehen vor einem riesigen Umbruch: Hütter weg, Sportvorstand Fredi Bobic geht zur Hertha und Sportdirektor Bruno Hübner verlässt ebenfalls den Verein. Auf die Nachfolger kommt ohnehin schon viel Arbeit zu, will man die sportliche Qualität der aktuellen Saison halten. Landet die Eintracht am Ende unter den ersten Vier, dann spült das natürlich ordentlich Geld in die Kasse und würde die Überzeugungsarbeit bei so manchem Spieler sicherlich erleichtern.
Borussia Mönchengladbach: Sieg oder Trainingswochen?
Verliert Borussia Mönchengladbach am Samstag gegen Frankfurt dürfte es für die Fohlen im Kampf um die Europa League deutlich schwerer werden. Die Elf vom Niederrhein rangiert aktuell auf dem achten Platz und hat vier Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen.
Aufgrund der aktuellen Konstellation im Pokal ist es nicht unwahrscheinlich, dass Platz sechs schon für die EL reichen würde. Für die Fohlen wäre es also gut, wenn Dortmund oder Leipzig den Pokal holen würden, sonst müssten die Borussen nämlich aktuell sechs Punkte aufholen, um Europa League spielen zu können und um die neue und umstrittene Europa Conference League zu umgehen.
Gewinnt Hütter jedoch gegen Gladbach, dann könnte er, wie bereits erwähnt, selbst dafür gesorgt haben, dass die Borussia in der kommenden Saison die Woche über auf dem Trainingsplatz, statt auf europäischen Plätzen unterwegs ist. Beides hat für Hütter sicherlich Vor- und Nachteile.
Marco Rose: Gewinnen für Gladbach und Dortmund
Dass ein Sieg für Marco Rose in vielerlei Hinsicht Vorteile bietet, ist eindeutig. Gewinnt er mit Gladbach gegen Frankfurt, dann bleibt Gladbach, wie bereits erwähnt, im Rennen um die Europa League. Außerdem könnte sein künftiges Dortmunder Team gleichzeitig nochmal aufschließen und die Chance auf die Champions League wahren. Verliert er, dann rückt Europa in weite Ferne. Sein Abgang nach Dortmund würde dann aufgrund der Resultate, seit der Bekanntgabe des Wechsels, den faden Beigeschmack beibehalten.
Sowohl Gladbach-Fans als auch Frankfurt-Fans werden dem Duell mit Spannung entgegenfiebern. Das Spiel könnte nicht nur die Weichen für den Rest der Saison, sondern auch Konsequenzen für die nahe Zukunft haben. Mit einem Auge werden die Gladbacher dabei sicherlich auch auf das Spiel Union Berlin gegen den VfB Stuttgart (Samstag ab 15.30 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport Bundesliga 4) schauen. Beide sind Tabellennachbarn der Borussia und schielen ebenfalls auf den europäischen Wettbewerb.