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Bundesliga: So könnte die Rückkehr der Fans in die Stadien laufen

Zuschauer zurück in die Stadien: So kann es funktionieren

Diese Bilder wird es in deutschen Stadien auch bei einer Rückkehr der Fans in die Stadien erstmal nicht geben.
Image: Diese Bilder wird es in deutschen Stadien auch bei einer Rückkehr der Fans in die Stadien erstmal nicht geben.  © Imago

Der Ball rollt in Europas Fußball-Ligen, aber ohne Zuschauer. Die Frage ist, wie lange noch? Die Corona-Pandemie wird bis zum Start der neuen Saison am 18. September nicht verschwinden, dennoch gibt es Pläne für die Rückkehr der Fans in die Stadien.

Wie beim Restart gehen die DFL und der deutsche Fußball voran: Während andere Ligen und Sportarten noch mit der Umsetzung von Geisterspielen kämpfen, plant der Verband bereits die neue Corona-Normalität.

Vergangene Woche hatte die DFL einen Leitfaden veröffentlicht, wie es gelingen könnte, die Zuschauer zurückzuholen.

Sitzplatzverteilung, Ticketvergabe: DFL hat Ideen vorgestellt

Die klare Voraussetzung für Zuschauer in den Stadien ist ein Abflauen der Corona-Zahlen. Weitet sich das Infektionsgeschehen aus, bleiben die Pläne Gedankenspiele. Die DFL hat Ideen vorgestellt, wie Sitzplatzverteilung, Ticketvergabe, An- und Abreise oder Essensausgabe gelöst werden können. Wie beim Restart ist der Leitfaden durchdacht und mit Umsicht erstellt worden.

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  1. Union Berlin – An der alten Försterei (22.012): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 4.107. Davon 1.808 Sitzplätze und 2.299 Stehplätze. Union Berlin hat die wenigsten Sitzplätze aller Bundesligisten.
    Image: Union Berlin – An der alten Försterei (22.012): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 4.107. Davon 1.808 Sitzplätze und 2.299 Stehplätze. Union Berlin hat die wenigsten Sitzplätze aller Bundesligisten. © Imago
  2. SC Freiburg- Schwarzwald-Stadion (24.000): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 8.250. Davon 7.000 Sitzplätze und 1250 Stehplätze.
    Image: SC Freiburg- Schwarzwald-Stadion (24.000): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 8.250. Davon 7.000 Sitzplätze und 1250 Stehplätze. © Imago
  3. Arminia Bielefeld: Die Bielefelder Alm heißt seit 2004 SchücoArena.
    Image: Arminia Bielefeld – SchücoArena (26.515): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 10.267, davon 9.255 Sitzplätze und 1001 Stehplätze. © Imago
  4. FC Augsburg: Die Augsburg Arena hat drei Namensänderung hinter sich: Impuls Arena (2009–2011), SGL Arena (2011–2015) und WWK ARENA (seit 2015).
    Image: FC Augsburg - WWK Arena (30.660): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 11.192. Davon 9.813 Sitzplätze und 1.379 Stehplätze.  © Imago
  5. 1. FSV Mainz 05 - Opel-Arena (34.000): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 11.750. Davon 10.000 Sitzplätze und 1.750 Stehplätze.
    Image: 1. FSV Mainz 05 - Opel-Arena (34.000): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 11.750. Davon 10.000 Sitzplätze und 1.750 Stehplätze.  © Imago
  6. Wenn es nach einem Start mit Fans einen Ausschluss dieser gibt, wird es am Ende der Saison wieder fünf Erstattungsoptionen. Diese lauten: Anteilige Rückerstattung, Verrechnung, Gutschein, Verzicht für einen guten Zweck oder Verzicht für den Verein.
    Image: VfL Wolfsburg - Volkswagen Arena (30.000): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 12.000. Davon 11.000 Sitzplätze und 1.000 Stehplätze. © Getty
  7. TSG Hoffenheim: Die Wirsol Rhein-Neckar-Arena wurde 2019 in PreZero Arena umbenannt
    Image: TSG 1899 Hoffenheim – PreZero Arena in Sinsheim (30.150): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 12.544. Davon 11.700 Sitzplätze und 844 Stehplätze.  © Imago
  8. Bayer Leverkusen: Die BayArena hieß bis 1998 Ulrich-Haberland-Stadion.
    Image: Bayer 04 Leverkusen – BayArena (30.210): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 13.417. Davon 12.855 Sitzplätze und 562 Stehplätze. © Imago
  9. Werder Bremen fordert die Fans auf sich nicht vor dem Weserstadion einzufinden.
    Image: Werder Bremen - Wohninvest Weserstadion (42.100): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 17.075. Davon 15.750 Sitzplätze und 1.325 Stehplätze. © DPA pa
  10. …der Borussia-Park (Gladbach) und…
    Image: Borussia Mönchengladbach - Stadion im Borussia-Park (54.022): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 20.953. Davon 18.935 Sitzplätze und 2.018 Stehplätze. © Imago
  11. Leipzig
    Image: RB Leipzig – Red Bull Arena (42.146): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 21.073. Davon 21.073 Sitzplätze. In der Red Bull Arena gibt es keine Stehplätze. © Imago
  12. Im RheinEnergieSTADION wacht ein Plüsch-Geißbock über die aufgehängten Schals.
    Image: 1. FC Köln – RheinEnergieStadion (50.000): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 21.934. Davon 20.912 Sitzplätze und 1.021 Stehplätze. © DPA pa
  13. Eintracht Frankfurt: Das Stadion der SGE hatte bereits eine Namensänderung hinter sich. Das Waldstadion wurde 2005 in Commerzbank-Arena umbenannt.
    Image: Eintracht Frankfurt – Deutsche Bank Park (51.500): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 22.262. Davon 21.100 Sitzplätze und 1.162 Stehplätze.  © Imago
  14. Zuvor ist die Arena der Königsblauen am 5. August Schauplatz des Achtelfinals zwischen Inter und dem FC Getafe. Der Sieger der Begegnung trifft im Viertelfinale auf Bayer Leverkusen, wenn sich die Werkself gegen die Glasgow Rangers behaupten sollte.
    Image: FC Schalke 04 – Veltins-Arena (62.271): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 25.020. Davon 22.981 Sitzplätze und 2.039 Stehplätze. © Getty
  15. VfB Stuttgart – Der VfB hat sich entschieden, bei Heimspielen mit einer Teilauslastung der Arena für die Hinrunde nur Tageskarten anzubieten. Bis feststeht wann es mit Fans weitergeht, soll der Platz eines Dauerkarteninhabers reserviert bleiben.
    Image: VfB Stuttgart – Mercedes-Benz Arena (60.440): Gesamtkapazität nach DFL-Plan:: 26.015, davon 24.612 Sitzplätze und 1.403 Stehplätze  © Getty
  16. Die Bayern-Fans haben gegen Augsburg eine spektakuläre Choreo veranstaltet.
    Image: Bayern München – Allianz Arena (75.024): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 31.589. Davon 29.615 Sitzplätze und 1.974 Stehplätze. © Getty
  17. Platz 3: Signal Iduna Park - Borussia Dortmund (Deutschland)
    Image: Borussia Dortmund - Signal Iduna Park (81.365): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 30.056. Davon 26.514 Sitz- und 3.542 Stehplätze. Dortmund hat das Stadion mit den meisten Stehplätzen. © Imago
  18. In der Bundesliga haben noch drei Stadien ihren ursprünglichen Namen, ohne Sponsoring: Das Berliner Olympiastadion (Hertha BSC),…
    Image: Hertha BSC– Olympiastadion (74.649): Gesamtkapazität nach DFL-Plan: 37.325. Alles Sitzplätze, da es im Berliner Olympiastadion keine Stehplätze gibt. Größte Corona-Kapazität aller Stadien in Deutschland. © Imago

Die maximal vorgeschlagenen Zuschauer belaufen sich je nach Stadion auf 30 bis 50 Prozent der Gesamtkapazität. Diese Zahlen werden im September nicht sofort erreicht, realistisch ist eine langsame Annäherung. Die ersten Spieltage dienen als Versuchsballon, was organisatorisch möglich ist.

Der Leitfaden ist aber nur ein erster Schritt: Jeder Klub muss mithilfe der DFL-Vorschläge ein eigenes Detailkonzept erstellen und dem örtlichen Gesundheitsamt zur Prüfung vorlegen. Das kann unterschiedliche Lösungen zur Folge haben - Union Berlin hatte ja bereits einen Sonderweg angekündigt.

Im Hintergrund stehen natürlich auch wirtschaftliche Interessen: In der Saison 2018/19 setzten die Bundesliga-Klubs 520 Millionen Euro mit Tickets sowie Essen und Trinken um. Funktioniert der DFL-Plan, könnten die Verluste zumindest eingedämmt werden.

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Stadionbesuch nur mit Masken und Abstand?

Wie ist der DFL-Leitfaden aus medizinischer Sicht einzuordnen? Dazu hat Sky mit dem Virologen Jonas Schmidt-Chanasit gesprochen. Prinzipiell erwartet er eine vorsichtige Herangehensweise der Gesundheitsämter bei den Stadionöffnungen. Die DFL schlägt für die Bewertung des Pandemie-Geschehens die 7-Tage-Inzidenz vor, eine Kennzahl zur Einordnung von Neuinfektionen pro Region. Schmidt-Chanasit hält die Pläne bei der derzeitigen Infektionszahlenentwicklung für realisierbar.

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Virologe Jonas Schmidt Chanasit über Fans beim Saisonstart in der Bundesliga (Videolänge: 28 Sekunden).

Für den Stadionbesuch sieht er zwei prinzipielle Möglichkeiten:

1. Maskenpflicht und Abstandsregeln. Alle Zuschauer müssen während des kompletten Aufenthalts eine Maske tragen, sollten nicht Schreien und exzessives Feiern unterlassen. Versuche in Dänemark haben aber gezeigt, dass die Fans ihre Emotionen kaum zügeln.

2. Vorab-Coronatests für jeden Besucher. Einen oder zwei Tage vorher würde jeder Zuschauer getestet, nur mit einem negativen Ergebnis wird ein Stadionbesuch erlaubt. Masken wären dann nicht mehr notwendig, auch die Abstandsregeln würden an Bedeutung verlieren.

Massentests eine Frage der Ressourcen

DFB-Präsident Fritz Keller hat ein 48-Stunden-Modell für Vorab-Tests vorgeschlagen, Schmidt-Chanasit befürwortet ebenfalls die Massen-Tests, aber in einer 12-Stunden-Variante. Für den Virologen ist die Durchführbarkeit der Tests vor allem eine Frage der Ressourcen. Beim aktuellen Infektionsgeschehen sieht er hier keinerlei Probleme. Sollten die Zahlen im September steigen, müsste die Test-Frage neu bewertet werden.

Die Test-Variante bietet auch keine absolute Sicherheit, sie erhöht nur die Wahrscheinlichkeit stark, sich nicht anzustecken. Möglich ist auch eine Kombination der beiden Varianten.

Aber ist eine Rückkehr der Zuschauer im September schon sinnvoll? Der Virologe hat darauf eine klare Antwort: "Ich würde nicht auf einen Impfstoff warten. Wir müssen jetzt Strategien entwickeln, wie wir mit diesem Virus über Monate oder gar Jahre leben können. (...) Weg vom pauschalen 'das geht nicht', sondern unter welchen Voraussetzungen kann so etwas stattfinden." Die Tests müssten vor jedem einzelnen Spiel stattfinden, auf die Vereine kommt organisatorisch also eine Menge Arbeit zu.

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Welche Vorkehrungen sollen bei Fans in Stadien künftig getroffen werden? Eine Einschätzung von Virologe Jonas Schmidt Chanasit (Videolänge: 24 Sekunden)

Die Suche nach Lösungen

Der DFL-Leitfaden hat eine Reihe von Empfehlungen ausgesprochen, die den Stadionbesuch verändern: Anreise bevorzugt mit dem PKW und Meiden des öffentlichen Nahverkehrs, Einlass im Schichtsystem, Einbahnstraßen-Wege im Stadion oder Essen nur am Sitzplatz. Aber was bedeuten diese Maßnahmen für die Vereine? Hier kann Angelika Kneidl von accu:rate helfen, einem Unternehmen, das Besucherströme simuliert. Je nach Stadion kann sie Engstellen und Probleme erkennen und dabei helfen, den Stadionbesuch sicher zu machen.

Nicht kalkulierbar bleiben die Emotionen der Fans, die Expertin hofft auf Rücksichtnahme der Anhänger. Denn auch der sorgfältigste Plan kann an der Realität scheitern. Derzeit sind Großveranstaltungen mit mehr als 500 Zuschauern in Deutschland untersagt, die Vereinbarung der Ministerpräsidenten gilt noch bis Ende Oktober. Der Rückkehr-Plan der Bundesliga hängt entscheidend von der Politik ab: Ohne Lockerungen bleibt der Fußball bei Fast-Geisterspielen.

Zeichen der Hoffnung

Die Reaktionen aus der Politik auf den DFL-Leitfaden sind wohlwollend. Wie beim Restart ist eine Ausnahme für den Profifußball denkbar. Gesundheitsminister Jens Spahn sieht den Fußball in einer Vorreiter-Rolle. "Die Frage, wie Fußballspiele stattfinden mit Zuschauern, ist ein wichtiges Signal auch für alle anderen Großveranstaltungen. Da müssen die Regeln passen."

Zum Transfer Update: Alle Wechsel, alle Gerüchte
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Politik stellt deutschlandweite Regelungen in Aussicht

Kanzleramtschef Helge Braun geht im Gespräch mit der Bild am Sonntag noch einen Schritt weiter: "Wenn ein gutes Hygienekonzept vorliegt und Abstand zwischen den Besuchern gewährleistet ist, können Veranstaltungen stattfinden - auch mit einer größeren Zahl an Zuschauern." Die Sportministerkonferenz hat in Aussicht gestellt, deutschlandweite Regelungen für den Sport- und Ligenbetrieb bis September zu finden. Entspannt sich die Corona-Situation, wird die Politik der Stadion-Rückkehr nicht im Wege stehen.

Fußball als Vorreiter-Sportart

Die Politik beschäftigt sich explizit mit dem Fußball als Vorreiter-Sportart. Auch aus medizinischer Sicht hat Fußball einen Vorteil gegenüber Handball oder Basketball: Fußball findet im Freien statt, Hallensportarten haben es in der Pandemie viel schwerer, zum Alltag zurückzukehren.

Bei einem Tennis-Showturnier in Berlin waren vergangene Woche mit Sondergenehmigung bereits 800 Zuschauer erlaubt und das Event verlief reibungslos - natürlich unter freiem Himmel. International nimmt Deutschland wieder eine Vorreiter-Rolle ein. Keine andere Liga mit so vielen Zuschauern wagt schneller den Besucher-Restart. Die Weichen für die Stadion-Rückkehr der Fans sind gestellt.

Nur ein erneutes Aufflammen der Corona-Krise kann die langsame Rückkehr zur Normalität noch verhindern.

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