Zweimal Schock vor, einmal während des Spiels: Mit Gregor Kobel, Jamie Bynoe-Gittens und Thorgan Hazard schließt sich ein Star-Trio dem prall gefüllten BVB-Lazarett an. Trotz der schlechten Nachrichten halten einige Spieler die Laune in Dortmund weiterhin hoch.
"Jeden Stein" drehe man laut Trainer Edin Terzic aktuell beim BVB um - und doch sind die derzeitigen Sorgen der Borussen die selben, wie schon in den vergangenen Jahren. Die neue Saison ist gerade einmal sieben Pflichtspiele alt und schon fehlen zahlreiche Spieler verletzungsbedingt.
Nach den Ausfällen von Sebastien Haller, Giovanni Reyna, Donyell Malen, Mahmoud Dahoud und Mateu Morey häuften sich am Dienstag die schlechten Neuigkeiten für die Borussia. Erst die Nachricht über den monatelangen Ausfall von Flügel-Youngster Bynoe-Gittens (Schulter), dann der Muskelfaserriss bei Kobel, der einige Wochen Pause mit sich bringt und schließlich die verletzungsbedingte Auswechslung von Hazard im CL-Auftaktspiel gegen den FC Kopenhagen.
Verletzungs-Pech verfolgt den BVB
Das Pech scheint die Dortmunder auch in dieser Saison zu verfolgen, nachdem die Schwarz-Gelben in der zurückliegenden Spielzeit bereits die meisten Ausfallminuten aller Bundesligisten zu beklagen hatten. Der Spielfreude der Terzic-Elf tut das allerdings keinen Abbruch: Nach einem starken 3:0 gegen den dänischen Meister ließ sich die Mannschaft vor der erstmals in der Königsklasse stehenden "Gelben Wand" zu Recht feiern.
Gute Miene zum bösen Spiel? Nicht unbedingt. Dass die Verletzungssorgen nach dem gelungenen Auftakt in der Champions League nicht spürbar sind, ist gleich mehreren Hoffnungsträgern beim BVB zu verdanken. Allen voran Kapitän Marco Reus, der sich aktuell in exzellenter Form präsentiert und für Durchschlagskraft in der Offensive sorgt.
Reus in Top-Form! Mr. 1:0 führt die Offensive an
Der 33-Jährige ist mit zwei Treffern und zwei Vorlagen in fünf Bundesliga-Partien aktuell Top-Scorer der Dortmunder. Auch in der Königsklasse brachte Mr. 1:0 mit seinem bereits 60.(!) Dosenöffner die Dortmunder auf die Siegerstraße, machte auch sonst ein eindrucksvolles Spiel. "Ich lobe mich nicht selber, sondern freue mich in erster Linie, dass wir dieses Must-Win-Spiel gewonnen haben", blieb Reus nach der Partie bei Amazon Prime bescheiden.
Doch die Rolle des Kapitäns ist aktuell immens. Während die halbe Offensive verletzungsbedingt ausfällt und Köln-Neuzugang Anthony Modeste noch nicht optimal ins Angriffsspiel der Dortmunder eingebunden ist, sind die konstanten Auftritte des Spielmachers Gold wert für den BVB. Der 27. Europapokal-Treffer für den Dortmunder markierte nicht nur einen vereinsinternen Rekord, sondern zugleich den Anfang eines gelungenen Fußballabends.
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Alles sei in Ordnung, solange "wir es immer wieder schaffen, die Ausfälle zu kompensieren. Durch Leistungen wie die von Julian Brandt oder Marco Reus, was die an Metern gemacht und Bälle erobert haben, ist Wahnsinn", meint Trainer Terzic. Neben dem auftrumpfenden Reus, der den Blick wieder voll auf die nächsten Spiele lenkt, stach gegen Kopenhagen auch ein Comebacker heraus, der nach zwei Kurzeinsätzen endlich mehr Spielzeit bekommen hat.
Reyna ersetzt Hazard und trumpft auf
Giovanni Reyna kam in der 22. Minute für den verletzten Hazard und wirbelte gleich in der Offensive, als wäre er nie weg gewesen. Ein beinahe symbolischer Wechsel. "Der eine geht, der andere kommt zurück", zieht Reus nüchtern Bilanz, ehe er zum Sonderlob für seinen 19-jährigen Teamkollegen ausholt: "Gio hat ein herausragendes Spiel gemacht, inklusive zwei Assists. Er gibt uns wieder mehr Flexibilität. Aber wir müssen aufpassen."
Der junge US-Amerikaner war in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungen gebeutelt, konnte sein volles Potenzial so bislang noch nicht ausschöpfen. Den flexiblen Spielmacher über einen längeren Zeitraum fit zu sehen, würde beim BVB viele Probleme lösen. Zeitgleich würde Reus entlastet, der sich schwächere Spiele derzeit eigentlich kaum erlauben darf.
Den Blick will man in Dortmund ohnehin nach vorne richten. Nach dem ersten längeren Auftritt von Reyna wächst auch die Hoffnung auf eine zeitnahe Rückkehr von Angreifer Malen. Der 30-Millionen-Mann enttäuschte in seiner ersten Spielzeit für den Pottklub, machte in der Vorbereitung aber einen starken Eindruck. Mit ihm könnte mehr Geschwindigkeit auf dem Flügel zusätzliche Variabilität bringen.
Kobel droht wochenlange Pause
Hinten stand der BVB bis zuletzt gut da. Niklas Süle kam nach überstandener Verletzung gegen Kopenhagen zu seinem Startelf-Debüt, überzeugte als Abräumer und Spielgestalter. Doch noch vor der Partie der bittere Ausfall des vielleicht sichersten Rückhalts der Dortmunder: Keeper Kobel wird mit einem Muskelfaserriss wohl mehrere Wochen ausfallen.
"Wir haben gestern das Abschlusstraining abgewartet und Gregor konnte das leider nicht beenden. Heute Morgen kam dann die Diagnose, dass er sich leider einen Muskelfaserriss zugezogen hat. Das ist sehr schade, weil Greg auf einem richtig guten Weg und in einer richtig guten Form war. Er hat uns schon viele Punkte gerettet", erklärte Terzic vor der Partie.
Meyer komplettiert Hoffnungsträger-Trio
Doch auch hier scheint sich der BVB keine großen Sorgen machen zu müssen. Alexander Meyer, erst im vergangenen Sommer von Jahn Regensburg in den Pott gewechselt, überzeugte bei seinem ersten Auftritt. Der 31-jährige Schlussmann hielt einmal stark, machte das Spiel mit guten Diagonalbällen immer wieder schnell. "Ich finde er hat heute kein ordentliches, sondern ein sehr gutes Spiel gemacht", freute sich Terzic für seinen "herausragenden Torhüter und Typen".
In der Bundesliga mit zwölf Punkten aus fünf Spielen auf Rang zwei (und vor dem FC Bayern), im Pokal souverän in Runde zwei und mit 3:0 in die Champions League gestartet. Der schwarz-gelbe Saisonstart liest sich trotz der Ausfälle sehr gut. Bleibt es beim BVB bis zur Rückkehr einiger Stammkräfte dabei, kann vorerst weiter vor der Südtribüne gefeiert werden. Auch dank Marco Reus, Giovanni Reyna und Alexander Meyer.
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