Borussia Dortmund befindet sich auf bestem Wege, sich doch noch für die Champions League zu qualifizieren. Am Schlussspurt des BVB hat auch der aufblühende Kapitän Marco Reus seinen Anteil, der zur richtigen Zeit Leistung zeigt und ein Zeichen in Richtung EM setzt.
Marco Reus bemüht sich aktuell, seine schwankenden Leistungen, die er über den Großteil der Saison verteilt geliefert hat, komplett vergessen zu machen. Der Kapitän des BVB ist zur richtigen Zeit der Saison wieder ein echter Leistungsträger für die Dortmunder geworden. Das sah im hochstilisierten Schlüsselspiel gegen Frankfurt Anfang April noch ganz anders aus.
Beim Stand von 1:1 wurde der BVB-Kapitän in der 80. Minute ausgewechselt. Das schmeckte dem 31-Jährigen überhaupt nicht. Sichtlich genervt verließ der Angreifer den Platz, pfefferte sogar seine Kapitänsbinde in die Ecke. Es steht 1:1 im wichtigsten Spiel der Saison und Terzic wechselt seinen Kapitän aus? Für Reus unbegreiflich. Als Frankfurt kurze Zeit später noch den 2:1-Siegtreffer erzielte, dürfte es innerlich in Reus gebrodelt haben.
Aufschwung startete gegen Manchester City
Für Dortmund war die Königsklasse quasi futsch, nach der 2:2-Blamage gegen Köln und dem 1:2 gegen den direkten Konkurrenten aus Frankfurt schien Platz vier erstmal abgehakt. Reus' Qualitäten als Mannschaftsführer und Kopf des Teams wurden einmal mehr infrage gestellt.
Es ist nicht überliefert, was in den drei Tagen nach dem Frankfurt-Spiel passiert ist, aber der BVB und Reus berappelten sich. Gegen Manchester City, die aktuell wohl beste Mannschaft der Welt, zeigte Schwarz-Gelb eine tolle Leistung. Reus traf sogar. Im Nachhinein darf das Hinspiel gegen City als Startschuss für einen Schlusssprint des BVB gewertet werden. Und großen Anteil daran hat Marco Reus.
Reus: "War klar, dass ich nicht durch die Liga marschiere"
Seine Leistungssteigerung und die der Dortmunder insgesamt bedingen sich gegenseitig. Die Tore und Vorlagen muss jedoch der Spieler selbst erzielen. Das tat er. In den acht Spielen seit Frankfurt schoss Reus sechs Tore und bereitete ein weiteres Tor vor. In seiner zuvor so unbeständigen Saison ließ er genau diese Torgefahr, die ihn immer auszeichnete und die er auch jetzt wieder zeigt, vermissen.
Reus selbst begründete seinen Formanstieg gegenüber Sky am vergangenen Samstag wie folgt: "Ich war sieben Monate ohne Vorbereitung raus. Da war mir klar, dass ich dann nicht durch die Liga marschieren werde, sondern dass ich Zeit brauche. In den letzten Wochen hatten wir viele Spiele, das kam mir zugute, weil der Rhythmus wieder da ist. Wenn die Mannschaft gut spielt, zieht das einen natürlich mit. Ich bin froh, dass ich so weit gehen kann, aber die Saison ist noch nicht vorbei."
So löst Reus das EM-Ticket
Dass der Nationalspieler ausgerechnet jetzt zur Hochform aufläuft und seine spielerische Klasse zeigt, ist für den Angreifer besonders wichtig. Einerseits, weil der BVB im Saisonfinale einen leistungsstarken Kapitän braucht, um die Teilnahme an der Champions League einzutüten und um den DFB-Pokal gegen Leipzig zu holen und andererseits, um Bundestrainer Jogi Löw keine andere Wahl zu lassen, als ihn für die EM zu nominieren. Hinter Letzterem stand bis vor ein paar Wochen ein immer größer werdendes Fragezeichen. Doch Reus strafte seine Kritiker Lügen.
Als erfahrener Pfeiler, ausgestattet mit Spielwitz und Torgefahr, wird Marco Reus mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Platz im 26-Mann-Kader sicher haben, den Löw am 19. Mai bekannt geben will. Die Sehnsucht nach einem erfolgreichen Turnier mit der Nationalmannschaft ist groß. Der 44-malige Nationalspieler verpasste die Weltmeisterschaft 2014 durch eine Verletzung kurz vor Turnierbeginn, ebenso die EM 2016. 2012 setzte Löw erst spät auf Reus, 2018 war für die gesamte Mannschaft bekanntermaßen ein Fiasko.
Mit Reus in Top-Form ins Saisonfinale
Doch bevor sich Reus das weiße Trikot mit dem Adler überstreift, hat er noch drei schwierige Aufgaben innerhalb von eineinhalb Wochen zu bewältigen. Am Donnerstag will der Dortmunder gegen RB Leipzig (das DFB-Pokalfinale live ab 20:45 Uhr auf Sky Sport 1) seinen ersten nennenswerten Titel seit dem Pokalsieg 2016/17 holen. Danach warten mit Mainz und Leverkusen zwei knifflige Spiele, in denen der BVB die Königsklasse festzurren will.
Doch Reus- und BVB-Fans dürfen mit freudiger Erwartung dem Saisonfinale entgegenfiebern. Ihr Kapitän hat zur richtigen Zeit zu guter Form zurückgefunden.