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BVB News: Spiel gegen Leverkusen lässt am Dortmunder Weg zweifeln

Die Suche nach der "Mentalität": Terzic droht das Favre-Problem

Lange galt es Tabu-Thema beim BVB - jetzt spricht der Coach selbst es an: Dem Star-Ensemble der Dortmunder mangelt es derzeit an Mentalität. Ausnahmespieler wie Marco Reus oder Jadon Sancho geben Edin Terzic Rätsel auf, die man schön gelöst geglaubt hatte.

Ein Schritt vor, zwei zurück. So bewegen sich die Dortmunder derzeit im Titelkampf. Nach dem umjubelten 3:1-Sieg gegen RB Leipzig folgten mit dem Remis gegen Schlusslicht Mainz und der Niederlage gegen Champions-League-Konkurrent Leverkusen zwei herbe Tiefschläge.

Terzic rechnet vor: "Qualität gleich Talent plus Mentalität"

Nach dem Aus von Lucien Favre sollte wieder Unbeschwertheit in die Beine und vor allem Köpfe der Spieler einkehren, doch gerade bei Letzterem ist noch kein Fortschritt zu den schwachen Auftritten unter dem Schweizer zu erkennen. Auch unter Terzic traben die Hochbegabten in schwarz und gelb mit hängenden Köpfen über das Feld und lassen jedweden Siegeswillen vermissen.

"Qualität ist immer das Ergebnis von Talent plus Mentalität", rechnete Terzic nach dem 1:2 gegen Bayer vor und kam zu dem Fazit: "Heute haben wir uns zu viel auf unser Talent verlassen." Heißt im Umkehrschluss: Auch der Trainer vermisst Biss und Kämpfermentalität bei seinen Jungs. Doch wie kann der 38-Jährige den Profis den unbändigen Siegeswillen zurückgeben?

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Im Top-Duell gegen Bayer Leverkusen kassiert Borussia Dortmund eine bittere 1:2-Niederlage. Cheftrainer Edin Terzic muss sich Kritik an dem Auftreten seiner Mannschaft gefallen lassen und reagiert (Videolänge: 27 Sekunden).

War das Favre-Problem wirklich ein Favre-Problem?

Lange galt es als das große Favre-Problem, nicht in die Köpfe und Herzen der Spieler vordringen zu können. Vorwürfe wie Teilnahmslosigkeit oder fehlende Emotionalität erhärteten sich über die Zeit und kosteten den 63-Jährigen letztlich den Job. Den Vorwurf der Zurückhaltung kann man Terzic nicht machen.

"Gut so", "drauf da", "kämpfen", "Tempo", "beißen" - die galligen Einwürfe von der Seitenlinie, die wohl auch bei gefüllten Rängen noch zu hören wären, sind genau das, was die Fans und Funktionäre von ihrem Trainer gefordert haben. Wirklich erreichen scheinen sie die Stars allerdings nicht. Von der vor wenigen Partien noch beschworenen "Einheit auf dem Feld" ist aktuell nur wenig zu erkennen.

Terzic angefressen über das 0:1: "Mit der Körpersprache waren wir gar nicht einverstanden. Wir hatten sofort das Gefühl, dass die Köpfe nach unten gegangen sind." Die Emotionalität bleibt abseits des Platzes.

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Kapitän Reus als Sinnbild der schwarz-gelben Probleme

Sinnbild dafür ist Kapitän Reus. Dem Spielmacher mangelt es schon seit geraumer Zeit an dem Esprit, der den Nationalspieler 2018/2019 zu Deutschlands Fußballer des Jahres gemacht hat. Seine Auswechslung in der 89. Minute und das anschließende Hinsetzen fernab der Mannschaft, sprechen auch ohne viel Interpretation Bände. Nicht das wünschenswerteste Zeichen eines Spielführers an seine Mitspieler.

Diese wiederum taten es dem 31-Jährigen gleich. Das kurze Aufbäumen nach der Leverkusener Führung zu wenig, um ein starkes Team wie das von Peter Bosz in große Gefahr zu bringen. Mehr Akzeptanz als Kampf, was auch Terzic ratlos monierte: "Wir haben akzeptiert, was da passiert ist. Wir haben uns nicht dagegen gewehrt."

Meisterschaft abgehakt, Sorge um die Champions League

In Dortmund muss man sich spätestens nach dieser Vorstellung die Frage stellen, ob es nicht zu einfach war, Favre für die Moral der Spieler verantwortlich zu machen. Wenn selbst der Heißsporn das Feuer nicht entfachen kann, muss auch das Material hinterfragt werden. Talent allein, wie es die Brandts und Sanchos zweifelsfrei haben, macht keine Qualität.

Für einen kompletten Neustart ist es nach 17 Spieltagen zu spät. Die Meisterschaft ist von den Spielern ohnehin abgehakt, wie Reus klarstellte: "Die Meisterschaft spielte weder vor noch nach dem Spiel eine relevante Rolle." Die Möglichkeiten des Trainers, dessen Ziel Nummer eins nun endgültig die Königsklasse sein dürfte, sind begrenzt.

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Borussia Dortmund unterliegt Leverkusen. Woran liegt es? (Videolänge: 2:14 Minuten)

Neuer Ansatz statt neue Spieler

Auf Neuzugänge dürfte Terzic in dieser Transferperiode vergeblich warten. Sportdirektor Michael Zorc ließ sich zwar immer eine Hintertür offen, erklärte aber mehrfach, dass Verpflichtungen aktuell kein Thema sind. Der aktuelle Kader ist demzufolge das, womit der Trainer bis Saisonschluss arbeiten muss. Ein Kader, dem zwar Talent, aber derzeit auch intern nicht die nötige Moral attestiert wird.

Ein neuer Ansatz muss her, um den Schwung des Trainer-Wechsels nicht vollends versanden zu lassen. Aktuell hat Terzic eine überwiegend feste Startelf, die nur aufgrund außerordentlicher Begebenheiten wie Verletzungen oder Sperren geändert wird.

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Terzic braucht schnelle Antworten - Mentalität-Duell steht an

Legt Terzic seine eigene Rechnung zu Grunde, dass es nicht nur Talent, sondern auch Mentalität braucht, um etwas zu bewegen, braucht es auch neue Maßnahmen, die wieder zu dem richtigen Ergebnis führen. Zur Debatte stehen Fragen wie: Ist Reus derzeit der richtige Mann, um die Mannschaft anzuführen und täte es dem Spiel gut, auch auf Arbeiter wie Felix Passlack statt Künstler wie Sancho zu setzen?

Viel Zeit, um die passenden Antworten zu finden, bleibt dem Trainer nicht. Bereits am Freitag muss der BVB zur anderen Borussia aus Mönchengladbach. Die macht momentan vor, was die richtige Einstellung auf dem Feld bewegen kann.

Ein Schlüsselspiel für die Schwarz-Gelben, die trotz Patzern der Konkurrenz immer mehr den Anschluss verlieren könnte. Gladbach wiederum will wieder unter die ersten vier Plätze. Ein Duell, das am Ende wohl dadurch entschieden wird, wer es mehr will. Wer die bessere Mentalität an den Tag legt.

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