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BVB News: Watzke-Interview über Haaland, Sancho, Terzic und den FC Bayern

Abgang von Sancho & Haaland? Watzke glaubt nicht an "verrückte Dinge"

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Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke spricht über mögliche Abgänge im Sommer (Videolänge: 30 Sekunden).

Vor dem Knaller zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund (ab 17:30 Uhr live auf Sky Bundesliga 1) spricht BVB-Boss Hans-Joachim Watzke im exklusiven Sky Interview über die Chancen im Kracher, über Trainer Edin Terzic und über mögliche Abgänge von Erling Haaland und Jadon Sancho.

Sky Sport: Herr Watzke, mit welchem Gefühl geht es nach München?

Hans-Joachim Watzke: Mit welchem Gefühl? Eigentlich mit einem positiven, weil wir jetzt vier Spiele hintereinander gewonnen haben. Das Problem ist nur, dass das Duell in die beiden K.o.-Spiele gegen Gladbach und Sevilla eingebettet ist. Das macht das Ganze natürlich ein bisschen anspruchsvoll. Das Spiel in Gladbach war schon ein enges Spiel und die Gladbacher haben es auch sehr gut gemacht. Es war hauchdünn und hat viel Kraft gekostet. Die Bayern haben sich in dieser Woche ausruhen können, können sich nächste Woche ausruhen, also von daher sind die Voraussetzungen ein bisschen schwierig für uns. Aber trotzdem: Wir fahren dahin und wollen schauen, dass wir was mitnehmen.

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Sky Sport: Warum sind die Bayern gegen den BVB immer so motiviert? Die letzten Jahre war ja für die Schwarz-Gelben in München nicht viel zu holen.

Watzke: Ja, wobei beim Supercup hatte ich schon das Gefühl, dass es knapp war. Als wir das 2:2 machten und Erling (Haaland, Anm. d. Red.) ausgewechselt wurde, waren die Bayern auch ganz froh. Nein, aber die Bayern sind gegen uns immer besonders präsent, das merkt man auch, weil wir auch die Mannschaft sind, die zuletzt vor Bayern Meister wurden. Aber auch seitdem war es immer mal wieder knapp. Ich kann mich noch gut daran erinnern - auch in dieser Saison vor dem Heimspiel hatten wir die Konstellation: Wenn wir das Spiel gewinnen, wären wir Tabellenführer gewesen. Oder vor zwei Jahren, als wir am Ende der Saison nur zwei Punkte hinter den Bayern waren und dann ist es schon so, dass wenn sie Borussia Dortmund hören, die höchste Aufmerksamkeitsstufe erreicht wird.

Sky Sport: Ist der BVB momentan gut genug, um die Bayern zu schlagen?

Watzke: Ja! An einem guten Tag können wir jeden Gegner schlagen. Aber natürlich ist Bayern top und sie sind wahrscheinlich mit Manchester City aktuell die beste Mannschaft auf diesem Planeten. Das ist schon anspruchsvoll, das ist ja klar.

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An einem guten Tag können wir jeden Gegner schlagen.
Hans-Joachim vor dem Duell mit dem FC Bayern

Sky Sport: Ärgert Sie das vielleicht ein bisschen, wenn man jetzt nach München fährt, dass es kein Duell aktuell um die Meisterschaft ist?

Watzke: Ach, das hatten wir dieses Jahr ehrlicherweise gar nicht auf dem Schirm. Wir haben es ja auch sehr defensiv von Anfang an gesehen. Es werden wieder die Zeiten kommen, wo wir auch wieder enger zusammen sind. Aber wie gesagt: Wir hatten vor zwei Jahren die Riesenchance. Die haben wir leider nicht genutzt und sind dann als Zweiter durchs Ziel gegangen, aber da war die Möglichkeit definitiv da. Dieses Jahr sind wir noch in allen drei Wettbewerben dabei. Das muss man auch mal sehen und wir haben alle Möglichkeiten, noch eine gute Saison daraus zu machen.

Sky Sport: Was gehört am Ende zu einer guten Saison? Was ist jetzt die Zielsetzung?

Watzke: Die hat sich ja nicht verändert. Im Prinzip ist es die Gleiche wie von Anfang an. Wir wollen uns für die Champions League qualifizieren, da liegen wir drei Punkte dahinter. Das ist ärgerlich, aber das haben wir uns selbst zuzuschreiben mit der Hinrunde. Mir geht es nicht um die Niederlagen in Leverkusen oder in Gladbach, da haben wir mit fliegenden Fahnen verloren und da kann man auch verlieren. Aber zu Hause gegen Köln oder Stuttgart - solche Dinger tun natürlich im Nachhinein weh. Da müssen wir ran und wir müssen uns nach dem Sevilla-Spiel die nächsten Wochen komplett auf die Bundesliga konzentrieren, um oben ran zu kommen. Das halte ich immer noch für möglich.

Im DFB-Pokal wollen wir als nächsten Schritt ins Finale. Das haben wir vor der Saison schon gesagt, dass wir dahin wollen. Und sollten wir uns am Dienstagabend für die besten Acht in Europa qualifizieren, wäre das natürlich ein Meilenstein. Das erste Mal seit 2017, als wir ja quasi aus dem Viertelfinale rausgebombt worden sind - so schlimm sich das auch anhört.

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Sky Sport: Ihr Trainer Edin Terzic wird derzeit mit Lob überschüttet. Sie haben es eben gesagt: vier Siege in Folge, drei davon auch zu Null. Haben Sie diese Entwicklung vorausgesehen?

Watzke: Ich beteilige mich jetzt nicht an dieser kompletten Euphorie, die jetzt gerade wieder entstanden ist. Vor vier Wochen haben noch alle gesagt: 'Ah, das war vielleicht doch nicht der richtige Weg.' Da hat man einen Punktekoeffizienten ausgerechnet und den ganzen Blödsinn und komplett ausgeklammert, dass wir viel besser Fußball spielen mittlerweile. Ich kann mich nach der 1:5-Niederlage gegen Stuttgart noch gut erinnern, als wir zusammengesessen haben. Ich habe Michael Zorc und Sebastian Kehl gefragt, weil die natürlich viel näher dran sind als ich: 'Traut ihr das dem Edin voll umfänglich zu?' Und beide haben aus vollem Brustton der Überzeugung gesagt: 'Ja, absolut.'

Und das muss man auch nicht revidieren. Wenn ich sehe, mit welcher Empathie er arbeitet, das tut auch gut. Wenn du das erlebst, dass er wirklich den BVB lebt, das ist ganz wichtig. Gerade bei uns, in so einem Verein, der auch sehr viel Gefühl aufbringt und das mit einer Sachkompetenz verbindet, das macht schon Freude.

Ich beteilige mich jetzt nicht an dieser kompletten Euphorie, die jetzt gerade wieder entstanden ist.
Hans-Joachim Watzke über Trainer Edin Terzic

Sky Sport: Ist es wichtig, dass Terzic auch über den Sommer hinaus beim BVB bleibt, obwohl mit Marco Rose ein neuer Trainer kommt?

Watzke: Es ist gar nicht so entscheidend, ob es wichtig war, sondern es war von vornherein klar. Weil Edin schon seit Jahren bei uns ist und er will ja auch gar nicht weg. Das ist mein Eindruck. Wenn er irgendwann weg will, wird er sicherlich kommen. Aber wir wissen, was wir an ihm haben. Wir wollen ihn die nächsten Jahre dabeihaben, weil er auch in der Funktion - auch wenn er formal einen Schritt zurücktritt - ein ganz wichtiger Ansprechpartner für einen neuen Trainer ist. Das ist doch logisch.

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Borussia Dortmund: Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über Trainer Edin Terzic. (Videolänge: 46 Sekunden)

Sky Sport: Es ist eine schwierige Saison, die Ziele haben Sie gerade schon formuliert. Wir gehen geradewegs auf den Transfersommer zu: Haben Sie Angst oder die Befürchtung, dass für den einen oder anderen aus Ihrer Mannschaft - Sancho oder Haaland zum Beispiel - unmoralische Angebote kommen könnten?

Watzke: Nein. Ich glaube nicht, dass unmoralische Angebote kommen, weil ich die Situation in den europäischen Ligen sehr gut kenne, auch durch meine Tätigkeit in der ECA (European Club Association, Anm. d. Red.). Da werden die Wolken immer dunkler statt heller und ich erwarte keinen außergewöhnlichen Transfersommer. Es gibt natürlich immer zwei, drei Klubs, wo ganze Staaten dahinterstehen, die auch die Mittel und Wege finden, da vielleicht Geld rein zu pumpen. Aber in Gänze glaube ich nicht, dass ganz verrückte Dinge passieren.

Sky Sport: Also haben Sie die Hoffnung, dass Haaland oder auch Sancho bleiben?

Watzke: Am Ende des Tages ist es sowieso unsere Entscheidung. Aber wir machen das natürlich immer so, dass wir es auch mit den Spielern dann besprechen. Wir möchten ja gerne auch, dass die Spieler dann mit Überzeugung dabei sind und wir werden jeden einzelnen Fall, wenn dann wirklich außergewöhnliche Dinge passieren sollten, mit den Spielern besprechen. Das ist vor allen Dingen Michael Zorcs und Sebastian Kehls Aufgabe und das werden wir hinkriegen. Aber ich glaube nicht, dass es ein riesiger Transfersommer wird.

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Sky Sport: Zum Ende würde ich gerne noch auf Ihre persönliche Situation zu sprechen kommen. Es hieß vor Kurzem, dass Sie die Überlegung haben, vielleicht ein bisschen später in Rente zu gehen. Aufgrund der aktuellen Situation: Wie hat sich das mittlerweile entwickelt? Wie sehen Sie Ihre Zukunft beim BVB?

Watzke: Meine Zukunft beim BVB ist immer da, sonst hätte man ja eine ganz andere Situation. Insofern hat das auch für mich nicht so eine Bedeutung gehabt. Nur haben jetzt sehr viele Leute in den letzten Wochen - durch diese Pandemie-Situation, aber auch dadurch, dass man bei dem ein oder anderen Klub gesehen hat, was passiert, wenn auf einmal so ein Führungsvakuum entsteht, mit mir geredet und gesagt: 'Jetzt mach doch da bitte noch drei Jahre weiter, damit wir wieder in sauberes Fahrwasser kommen.'

Ich werde mich dem wahrscheinlich auch nicht verschließen, wir werden das aber in aller Ruhe machen. Ich werde irgendwann mal mit Reinhard Rauball sprechen. Ich habe jetzt mit Freude vernommen, dass er das erstens begrüßt und zweitens aber auch gesagt hat, dass er dann grundsätzlich auch weiter zur Verfügung steht. Das ist für mich wichtig, weil er ist schon mein engster Ansprechpartner und wir werden da einfach mal die nächsten Wochen in Ruhe sprechen, wie wir den BVB die nächsten vier, fünf Jahre aufstellen.

Es ist für mich relativ einfach, denn ich stehe nie unter dem Druck, mir über einen Vereinswechsel oder irgendwas Gedanken machen zu müssen. Es gibt für mich nur diesen einen Verein. Das ist natürlich eine gute Geschichte für mich selbst, weil dann bist du nicht abgelenkt und bist immer fokussiert. Es gibt für mich nur Borussia Dortmund und egal was kommt, egal mit wie viel Geld, man kann mich hier nicht weglocken.

Es gibt für mich nur Borussia Dortmund und egal was kommt, egal mit wie viel Geld, kann man mich hier nicht weglocken.
Hans-Joachim Watzke

Sky Sport: Was hat dieses Jahr mit Ihnen gemacht? Haben Sie irgendwelche Erkenntnisse gewonnen? Haben Sie an sich selbst Veränderungen wahrgenommen? Ist Ihnen irgendwas klar geworden, was vor so einer Krise Ihnen vielleicht gar nicht klar war? Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Watzke: Man hat schon gemerkt, wie fragil unser Leben ist. Meine Generation, die hat ja noch wirklich keine Zäsur im Leben gehabt, außer vielleicht im privaten Bereich mal. Andere Generationen mussten in Kriege ziehen und was weiß ich, was es für Katastrophen gab. Und wir waren in dem Punkt ja ehrlicherweise auch verwöhnt. Wenn man dann auf einmal merkt, dass so ein Virus dann doch dein ganzes Leben komplett durcheinanderbringen kann, macht dich das schon mal betroffen. Mich erschüttert am meisten, dass der Konsens in der Gesellschaft immer weiter zurückgeht. Das ist ganz, ganz schlimm. Und da müssen wir uns auch alle fragen, ob wir da auf dem richtigen Weg sind, in dem wir immer weitere Fronten aufbauen.

Mich hat das zum Beispiel jetzt auch sehr berührt, was der ehemalige Bundestagspräsident Thierse geschrieben hat - ich fand es sehr bemerkenswert, wie er es geschrieben hat. Wenn ich dann sehe, wie er anschließend dafür dann abgebürstet wird, dann müssen wir uns wirklich fragen: 'Ist das der richtige Zeitpunkt?' Müssen wir in der Gesellschaft nicht immer wieder ein bisschen anständiger, ein bisschen toleranter miteinander umgehen und nicht jede Meinung sofort von der anderen Seite wieder in die Tonne kloppen? Das ist natürlich durch die sozialen Medien extrem angefacht worden, aber da sind wir auf keiner guten Entwicklung.

Müssen wir in der Gesellschaft nicht immer wieder ein bisschen anständiger, ein bisschen toleranter miteinander umgehen und nicht jede Meinung sofort von der anderen Seite wieder in die Tonne kloppen?
Hans-Joachim Watzke

Das bedrückt mich momentan am allermeisten neben den täglichen Dingen. Dass ich sehe, wie ganze Existenzen vernichtet werden, weil einfach die Existenzgrundlage flöten geht. Wenn ich sehe, dass viele Freiberufler momentan keine Perspektive haben. Aber man muss auch der Politik einfach zugestehen, die wollen ja auch versuchen, beste Lösungen zu finden. Und das ist sehr, sehr schwer. So ein bisschen mehr Respekt auf allen Seiten würde uns manchmal in der Gesellschaft sehr gut tun.

Sky Sport: Welche Rolle kann da gesellschaftlich der Fußball spielen? Das ist ein Thema, an dem sich viele reiben. Manche kritisieren, dass gespielt wird, andere sagen, es ist gut, dass gespielt wird. Welche Rolle kann, muss und sollte der Fußball einnehmen?

Watzke: Der Fußball darf sich nicht überhöhen. Das habe ich schon oft gesagt. Der Fußball ist nicht besser als die Gesellschaft, sondern er bildet sie in der Regel ab. Auf der anderen Seite: Selbst Karl Lauterbach, mit dem ich mich ja jetzt auch schon sehr intensiv ausgetauscht habe, sagt, dass er das mit den Geisterspielen mittlerweile unkritisch sieht. Ich glaube, dass die aktuellen Spiele auch sehr viel dazu beitragen, dass die Menschen ein bisschen Abwechslung haben.

Und man sieht es ja auch an den Quoten. Ich glaube, die Fernsehanstalten sind aktuell sehr, sehr zufrieden. Und diese Funktion ist die wichtigste Funktion des Fußballs, dass die Menschen momentan noch ein paar Dinge haben, über die sie auch reden, freuen oder auch daneben mal trauern können. Jedenfalls Ablenkung haben, das ist das Allerwichtigste und sonst darf sich der Fußball auch nicht zu wichtig nehmen.

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Wir können immer einen Beitrag leisten zu vielen Dingen, wie wir es ja auch immer gemacht haben. Was der BVB auch die ganzen Jahre gemacht hat, indem wir beispielsweise gegen Rassismus und Antisemitismus alles in die Waagschale werfen. Aber wir alleine können auch nicht permanent nur die Vorbildfunktion ausüben, weil bei uns auch wieder Blödsinn gemacht wird ab und zu. Das ist eben so, aber das macht jeder und demzufolge: Das Wichtigste ist, dass der Fußball den Leuten momentan ein bisschen Freude und Abwechslung bringt.

Das Interview führte Sascha Bacinski.

Das komplette Interview gibt es auch im Vorlauf zum Knaller zwischen Bayern und dem BVB ab 17:30 Uhr auf Sky Sport Bundesliga 1 zu sehen.

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