Trotz Einzug ins Europa-League-Achtelfinale könnte die Stimmung bei Borussia Dortmund besser sein. Wieder einmal lieferte der BVB eine erschreckend schwache Vorstellung, quälte sich diesmal zum Remis gegen den Tabellenachten der Serie A. Nicht nur der Minimalisten-Fußball unter Trainer Peter Stöger wirft Fragen auf. Die Borussia hat im Moment viele Baustellen.
Baustelle 1: Spielerische Flaute unter Stöger
Auch wenn das Ergebnis gereicht hat: Wie schon gegen Gladbach und Hamburg zeigte sich gegen Bergamo einmal mehr, dass Dortmund - auch mit Marco Reus - spielerisch meilenweit von seinem Selbstverständnis entfernt ist.
Unter Stöger gibt es keinen Hurra-Fußball, keinen spielerischen Glanz. Das Offensivspiel wirkt oft zäh, Pässe landen im Nichts, für Tore braucht es eine ordentliche Prise Glück.
Immerhin steht die Defensive besser. Aber reicht das aus, um mit dem Ex-Kölner im Sommer zu verlängern? Gut möglich, dass Boss Hans-Joachim Watzke wie bei Thomas Tuchel und Peter Bosz schon wieder nach einem neuen Trainer Ausschau hält.
Baustelle 2: Torwart Roman Bürki keine Bank
"Eine Woche bist du der Held, eine Woche bist du der Idiot", brachte BVB-Keeper Roman Bürki vor kurzem seine eigene Situation auf den Punkt.
Gegen Gladbach glänzte der Dortmunder Schlussmann noch mit Super-Paraden und wurde gefeiert. Gegen Bergamo leistete sich Roman Bürki am Donnerstag mal wieder einen Bock. Insgesamt sind Bürkis Leistungen, gerade was die internationalen Auftritte angeht, nicht konstant.
Immer wieder kommen Gerüchte hoch, dass die Borussia deshalb ein Auge auf Kölns Timo Horn geworfen haben soll. Da PSG gerade akribisch an Wunder-Torwart Donnarumma vom AC Mailand baggert, könnte auch Kevin Trapp noch ein interessanter Kandidat für den BVB werden.
Baustelle 3: Fehlende Typen auf dem Platz
Bei "Wontorra - der KIA Fußball-Talk" (immer sonntags, ab 10:45 Uhr live auf Sky Sport News HD) gab Watzke höchstpersönlich zu Protokoll, dass der BVB außerdem ein Problem mit Körperlichkeit und Charisma auf dem Platz habe.
Der Verein benötige "zwingend noch zwei, drei Spieler, die extreme Siegermentalität ausstrahlen, die gierig sind und auch mal böse gucken können", so Watzke wörtlich.
Eine kurzfristige Lösung? Nicht in Sicht. Aus dem Hut zaubern können sich die Dortmunder einen Xabi Alonso oder Emre Can nicht.
Baustelle 4: Vertragssituation bei Marco Reus
Für Sorgenfalten sorgt vermutlich auch der Vertrag von Marco Reus. 2019 läuft er aus. Anstalten, ihn zu verlängern, macht der Superstar derzeit nicht. Dabei plant der BVB, wie Sportdirektor Michael Zorc im Sky Interview verriet, langfristig mit Reus.
Im Sommer soll ein radikaler Umbruch im BVB-Kader stattfinden und um das Dortmunder Gesicht eine neue Truppe aufgebaut werden. Möglicherweise will Reus erst mal beobachten, wie sich die Mannschaft nach den Abgängen von Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembele entwickelt. Auch die Trainerfrage könnte eine Rolle bei der Vertragsverlängerung spielen. Geritzt ist Reus' Verbleib aber keineswegs.
Baustelle 5: Batshuayi verschleiert das Sturm-Problem
Dank Michy Batshuayis Wahnsinns-Auftakt bei der Borussia war die Baustelle "Sturm" nach dem ungeplanten Abgang von Torjäger Auba schnell vom Tisch. Aber zu Recht?
Zum einen hat nun auch der selbsternannte Batman-Ersatz zwei Spiele nicht getroffen - was direkt an der Torausbeute zun spüren war. Zum anderen steckt der BVB vor allem langfristig in der Falle. Denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Heilsbringer Batshuayi schon im Sommer zurück nach Chelsea beordert wird. Spätestens dann braucht Schwarz-Gelb einen sehr guten Plan B.
Genau wie auch für all die anderen schwarz-gelben Baustellen…