Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic hat während der Coronakrise Transfers für den kommenden Sommer in Aussicht gestellt. Genauer gesagt zwei. Ein heiß gehandelter Name ist nach wie vor Leroy Sane. Sky Sport spricht über die Hintergründe in dieser Personalie.
"Wir wollen uns mit einem Toptalent aus Europa verstärken und auch einen internationalen Star nach München bringen, der die Qualität unserer Mannschaft hebt und der Mannschaft hilft, unseren Zuschauern ergebnisstarken und attraktiven Fußball zu bieten", erklärte Salihamidzic im Interview mit der Welt am Sonntag.
Sane-Transfer hat bei den Bayern Priorität
Und das inmitten der Coronakrise. Vor ein paar Wochen hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge noch angekündet, dass sämtliche Verhandlungen mit Spielern und anderen Klubs erst einmal auf Eis gelegt werden würden. So ganz scheint der Kontakt jedoch zu einem Spieler nicht abgerissen zu sein. Die Rede ist von Leroy Sane. Wie die Sport Bild berichtet, habe Bayern-Trainer Hansi Flick rund 30 Minuten mit dem deutschen Nationalspieler telefoniert.
Der Durchbruch bei Sane wäre der erste Dominostein, der fallen muss, um danach auf allen weiteren Transferaktivitäten aufbauen zu können. Und auch Sky Reporter Marc Behrenbeck sagt: ''Man hört schon, dass rund um Sane derzeit mehr versucht wird zu lancieren, als bei anderen Personalien.''
Beim deutschen Rekordmeister habe der Transfer des 24-Jährigen absolute Priorität. ''Diesen Transfer möchte man zuerst über die Bühne bringen", verdeutlicht Behrenbeck. Ziel sei es, einen Spieler der Marke ''Weltstar'' nach München zu lotsen, der dies auch durch sein öffentliches Auftreten verkörpert.
Zuletzt wurde immer wieder medial spekuliert, dass der FC Bayern erst einmal abwarten wolle, wie der Offensivspieler nach seiner schweren Kreuzbandverletzung zurückkommt. Doch nach Sky Informationen ist das nicht der Fall. "Viel mehr war aufgrund der letzten Erfahrung ein wenig Angst dabei", berichtet unser Sky Reporter.
Denn für Lucas Hernandez hatten die Münchner im vergangenen Sommer 80 Millionen Euro ausgegeben; so richtig angekommen ist der französische Weltmeister jedoch nicht. Auch wegen diverser Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwarfen. Deswegen hätte es bei den Klub-Bossen Gedankenspiele gegeben, dass man keinen weiteren verletzten Spieler verpflichten wolle. Sane zog sich bekanntermaßen im August einen Kreuzbandriss zu. Anschließend nahmen die Bayern Abstand von einer Verpflichtung, man war sich aber prinzipiell einig.
Keine Zweifel an Sane
''Von der Qualität des Spielers waren die Bayern trotzdem immer überzeugt'', schildert Behrenbeck. Zweifel daran, dass der Flügelspieler von Manchester City wieder zu alter Stärke zurückfindet, hätten Salihamidzic & Co. nicht. Auch der unerwartete Beraterwechsel Sanes habe zu keinem Umdenken geführt, auch wenn die Bosse davon anfangs nicht wirklich begeistert waren. Mittlerweile habe man sich aber mit der neuen Berater-Seite arrangiert.
In trockenen Tüchern ist der Transfer jedoch noch lange nicht. Knackpunkt ist die Ablösesumme. ''Die Bayern wollen den Preis fallen lassen, und gehen deswegen nicht komplett Vollgas'', verdeutlicht unser Bayern-Experte und ergänzt: ''Da wird um jede Million gefeilscht und spekuliert.'' City sei prinzipiell bereit, den Außenbahnflitzer abzugeben, aber nur wenn der Preis stimmt. Eine Ablösesumme von rund 70 bis 80 Millionen Euro sollen die Bayern anstreben. Im vergangenen Sommer wären noch rund 100 Millionen Euro fällig gewesen.
Zudem stellt sich die Frage, wer im Poker um die Ablösesumme die Verhandlungen führt. Beim Last-Minute-Tansfer des Vorjahrs von Philippe Coutinho waren es vor allem die hervorragenden Kontakte von Rummenigge, die den Wechsel des Brasilianers ermöglicht hatten. Das gute Verhältnis des Bayernboss' zu City-Trainer Pep Guardiola wird mit Sicherheit auch dieses Mal hilfreich sein.
Doch Salihamidzic sei federführend schon ''der Mann, der die Kontakte herstellen und grundsätzlich liefern muss''. Eine andere Personalie darf jedoch auch nicht außer Acht gelassen werden. Und zwar die des neuen Vorstand-Mitgliedes Oliver Kahn. Dieser habe in seiner noch jungen Amtszeit schon sehr viel Macht bekommen, wie Behrenbeck erzählt. ''Rummenigge lässt Kahn Platz zum Entfalten und der ehemalige Bayern-Keeper ist gefühlt jetzt schon der erste Vorgesetzte von Salihamidzic.''
Die neue Rolle von Oliver Kahn
Kahn wird also in dem Poker um Sane ein gehöriges Wörtchen mitreden. Kommt den Bayern womöglich noch ein anderer Top-Klub in die Quere? ''Nein'', entgegnet unser Sky Reporter: ''Es gibt für Leroy keine andere Alternative, wenn er innerhalb der Top-6-Klubs Europas unterkommen möchte. Real Madrid und der FC Barcelona sind schöne Wunschgedanken, aber diese Klubs wollen ihn Stand jetzt nicht.''
Je nachdem wie lange der Ablösepoker um Sane anhält, könnte dies auch andere Transferziele gefährden. ''Die Bayern wollen Kai Havertz nicht verpassen, aber nicht um jeden Preis'', weiß Behrenbeck. Rund 130 Millionen Euro soll Leverkusen für das deutsche Top-Talent aufrufen. Eine Summe, die allein schon wegen der Coronakrise schwer zu stemmen sei.
Wenn die Bayern den Preis für Sane nicht weiter nach unten drücken können, würde dies einen Transfer von Havertz zusätzlich erschweren. ''Es stellt sich die Frage, wie viel Geld beim FC Bayern übrig bleibt und was das Paket Leroy Sane kostet'', schildert der Bayern-Experte. Rein von der Kaderstruktur machen sowohl Sane als auch Havertz Sinn. Denn für den wahrscheinlichen Fall, dass Coutinho und Corentin Tolisso den Verein im Sommer verlassen, habe man auch auf der Achter-Position und im zentralen offensiven Mittelfeld Bedarf.
Werner als mögliche Alternative zu Sane?
Von Planungssicherheit kann hier jedoch nicht gesprochen werden. Es gleicht einem Spiel mit dem Feuer. Während man sich für den einen Spieler intensiver bemüht, müssen andere Alternativen ''warm gehalten'' werden. Also für das Worst-Case-Szenario, dass der Transfer von Sane doch noch auf der Zielgeraden scheitert.
Dann würde auch wieder Timo Werner ins Spiel kommen, der RB Leipzig im Sommer für eine festgeschriebene Ablösesumme von 60 Millionen Euro verlassen kann. Nach Sky Informationen können sich sowohl Werner als auch Havertz einen Wechsel an die Säbener Straße weiterhin sehr gut vorstellen.
Pokern die Bayern aber zu lange, besteht die Gefahr, dass ihnen das Duo durch die Lappen geht. Für den FCB gilt es, bis Ende des Transfer-Fensters die fehlenden Puzzleteile zusammenzufügen. Klar ist: Sane wird hierbei das Zünglein an der Waage sein. Dennoch bleibt für Behrenbeck festzuhalten: ''Die Wahrscheinlichkeit, dass der Sane-Transfer über die Bühne geht, ist durchaus hoch''.