Mit deutlich mehr Selbstvertrauen reisen die DFB-Frauen nach Grenoble. Sorgen bereiten noch die Abwehr und der unbekannte Achtelfinal-Gegner.
Ein paar Autogramme für die mitgereisten Fans, ein Kaffee für die Bundestrainerin - dann machten sich die gut gelaunten deutschen Fußballerinnen auf zur ersten Bergetappe ihrer "Tour de France". Auf dem vierten WM-Teilstück von Montpellier zum Wintersportort Grenoble hatte der zweimalige Weltmeister als Gruppensieger eine Menge Selbstvertrauen im Gepäck.
"Klar, jetzt wird es ernst, es kommt ein K.o.-Spiel. Aber ich bin recht positiv, dass wir die Bergetappe bewältigen werden", sagte Mittelfeldspielerin Lina Magull vor dem knapp vierstündigen Umzug. Per Bus ging es am Morgen nach dem 4:0 (3:0) gegen Südafrika zum Bahnhof Montpellier, anschließend mit dem Schnellzug TGV nach Valence und von dort wieder mit dem Bus in die Olympiastadt von 1968.
Warten auf den Achtelfinal-Gegner
Am Fuße der Alpen beziehen die Olympiasiegerinnen im Grand Hotel des Kurortes Uriage-les-Bains unterhalb des Skigebietes Chamrousse ihr viertes WM-Quartier. Mit neun Punkten aus drei Spielen ohne Gegentor - aber auch noch ohne Achtelfinalgegner. Auf welchen der besten Gruppendritten aus den Staffeln A, C oder D das DFB-Team am Samstag (17.30 Uhr) trifft, entscheidet sich womöglich erst zwei Tage vor dem Anpfiff.
"Für mich ist das nicht seltsam, weil es mir egal ist, gegen wen wir spielen", sagte Magull: "Komme, wer wolle, wir werden das schon schaffen." Die Mittelfeldspielerin von Bayern München hatte ihr starkes WM-Startelfdebüt vor 15.502 Zuschauern im Stade de la Mosson mit dem Abstauber zum Endstand gekrönt (58.).
Popp mit erstem WM-Tor
Nach der 1:0-Magerkost gegen China und Spanien präsentierten sich die Deutschen gegen allerdings schwache WM-Neulinge spielerisch deutlich verbessert. Melanie Leupolz (14.), Sara Däbritz (29.) und Kapitänin Alexandra Popp (40.) mit ihrem erlösenden ersten WM-Tor ließen den Knoten platzen, anschließend wurde bei der Rückkehr ins Teamhotel ein wenig mit Karnevalsmusik gefeiert.
Ebenso erleichtert darüber, dem großen Turnierfavoriten USA erst einmal aus dem Weg zu gehen, blickte Martina Voss-Tecklenburg voraus. Da der nächste Gegner noch offen ist, arbeitet die Scouting-Abteilung im Hintergrund auf Hochtouren. "Wir werden gut vorbereitet sein, es werden alle Spiele geschaut und gefiltert", sagte die Bundestrainerin.
Spielerisch noch Luft nach oben
Verschwiegen wurde aber bei aller Erleichterung nicht, dass das Team weiterhin Luft nach oben hat. So wackelte in der Schlussphase die Defensive bedenklich, als Südafrika pfeilschnelle Stürmerinnen einwechselte. "Da hätten wir kompakter verteidigen sollen. Das ist eine Balance-Frage", sagte "MVT". Torhüterin Almuth Schult, die mit starken Paraden die weiße Weste wahrte, vermutete: "Da waren durch die große Hitze die Akkus leer."
Klar ist aber: "Jetzt kommen Mannschaften, die es uns noch schwieriger machen", warnte Popp, die nach ihrem Treffer zum Jubeln demonstrativ zur Ersatzbank gelaufen war. "Ich wollte das Zeichen setzen, dass wir ein Team sind, dass wir zusammengehören und die Spielerinnen auf der Bank unheimlich wichtig für uns sind", sagte die 28-Jährige vom VfL Wolfsburg.
Freude über großes Zuschauer-Interesse
Ebenfalls wichtig: Die positive Resonanz aus der Heimat. Wieder fast sechs Millionen Zuschauer an den TV-Geräten, sogar eine Million mehr als die U21 beim EM-Start zur Prime Time (3:1 gegen Dänemark) - die Zahlen kamen in Frankreich gut an.
"Nach den ersten beiden Spielen, wo auch viel Kritik aufkam, ist es natürlich schön, dass trotzdem eingeschaltet wird", betonte Magull, ehe sie zum Abschied aus dem hochsommerlichen Montpellier einen universell zutreffenden Satz sagte: "Ich hoffe, dass der Trend weiter aufwärts geht."