Die geplante Super League ist in aller Munde. Sportrechtler Paul Lambertz gibt eine Einschätzung zu den wichtigsten rechtlichen Fragen ab.
Nach der Ankündigung von zwölf Klubs, eine Super League gründen zu wollen, stellen sich viele rechtliche Fragen. Sky Sport hat mit dem Sportrechtler Paul Lambertz unter anderem über einen möglichen Ausschluss der an einer Super League beteiligten Teams aus der laufenden Champions-League-Saison gesprochen. Seine wichtigsten Aussagen lest Ihr hier.
Paul Lambertz über ...
... einen möglichen Ausschluss von Spielern, die an einer möglichen Super League teilnehmen, von großen Turnieren wie der Europameisterschaft durch die UEFA:
"Das sehe ich nicht. Man muss sehen, wann kann ich das? Ich kann das machen, wenn ich mir selber Regeln gesetzt habe, interne Regeln. Also es müsste irgendwo in einem Spieler-Statut stehen, wenn derjenige irgendwo bei einem Konkurrenzwettkampf mitmacht, dann darfst du nicht mehr in der Nationalmannschaft spielen. Diese Regelung habe ich nicht gefunden. Unabhängig davon stellt sich immer die Frage: Hält das einer rechtlichen Überprüfung durch die Wettbewerbsbehörden statt? Wir haben hier einen Monopolisten. Die UEFA ist der einzige Spieler im europäischen Fußball, der professionellen Mannschaftssport organisiert. Damit gelten andere Regeln als in einem Bereich, in dem es viele Anbieter gibt. Das, was die UEFA hier gerade versucht, ist den Wettbewerb massiv zu beschränken - um nicht zu sagen auszuschließen. Das ist mit dem Grundgedanken des Kartellrechts, dass es Wettbewerb gibt, nicht mehr übereinzubringen. Jegliche Form der Einflussnahme ist nicht rechtmäßig."
Sonderrolle für Fußball?
... die Gründung der Super League: "Die (Gründer der möglichen Super League) werden sich nicht herauswagen, wenn sie sich nicht sicher sind, dass sie damit durchkommen. In der Vergangenheit des europäischen Sports gibt es unzählige Beispiel dafür, dass dieses Gebaren des Verbandes, der bis jetzt das Monopol hatte auf diese Wettbewerbe, andere Konkurrenzveranstaltungen auszumerzen, indem man Spieler oder Trainer versucht zu bestrafen, wenn sie an diese Wettbewerben teilgenommen haben, dass das reihenweise von Gerichten, von der europäischen Kommission als rechtswidrig abgetan wurde. Ich tue mich schwer, dem Fußball solch eine Sonderrolle anzubringen, dass er sich sogar außerhalb des Kartellrechts bewegt."
... über einen möglichen Ausschluss der Klubs aus nationalen Ligen: "Das wäre wahrscheinlich das Trostszenario. Aber so einfach geht es eben nicht. Man muss sehen, dass ich nicht über die Hintertür das erreiche, was ich vielleicht vornerum nicht bekomme. Wenn das Ziel sein soll, dass man nicht in der Super League starten darf, dann darf ich nicht hintenrum sagen: 'Dann darfst du auch nicht in meinen nationalen Ligen spielen.' Schließlich sind die nationalen Ligen für sich auch wieder Monopolisten, wie in Deutschland die DFL, die die 1. und 2. Bundesliga organisiert. Wenn ich die Voraussetzungen erfülle, muss ich eben auch teilnehmen können. Das kann mir nicht einfach weggenommen werden, weil ich an einer missliebigen Konkurrenzveranstaltung teilnehme. Das funktioniert so leider nicht - jedenfalls leider aus Sicht der arrivierten Verbände."
"Fast schon vogelwild"
... über einen möglichen Ausschluss der Klubs aus der laufenden Champions-League-Saison: "Also da wird es fast schon vogelwild. Wir haben eine Pressemitteilung, dass es eine Super League irgendwann mal geben wird. Wenn das jetzt schon ausreichen soll da Sanktionen folgen zu lassen. Da muss man ja Maß und Mittel mal überprüfen. Wenn es schon nicht geht, sie im Prinzip in der nächsten Saison nicht zuzulassen, weil sie das machen wollen, dann geht es erst recht nicht, wenn sie es erst angekündigt haben. Da sehe ich absolut gar keine rechtliche Handhabe dagegen."
... über den weiteren Ablauf in der Causa geplante Super League: "Einer muss reagieren - entweder die UEFA. Ich denke am Freitag wollen sie entscheiden, ob sie sie aus dem laufenden Wettbewerb ausschließen. Dagegen werden dann wahrscheinlich beim CAS Klagen eingereicht, dem Sportgerichtsschiedshof in Lausanne. Das wäre eine Möglichkeit. Dann hätten wir relativ schnell schon eine Tendenz, in welche Richtung die Sportrechtssprechung geht. Wenn wir sagen, dass sich die UEFA passiv verhält, würde es sicher so sein, dass die Super League irgendwann mal anfangen muss zu sagen: 'Wer sind denn die anderen Klubs, die wir noch für den Wettbewerb brauchen und wann ist das erste Spiel?' Das ist in etwa die Konstellation, in der wir uns gerade bewegen."
... über die Dauer eines möglichen Rechtsstreits: "Ich glaube jeder Sportjurist und jeder Kartellrechtler reibt sich gerade die Hände, weil es sehr spannend ist und es auf einmal wahnsinnig viele Fragen gibt und viele Felder, auf denen man sich juristisch tummeln kann. Wenn es nicht zu einer Lösung kommt, werden wir uns glaube ich in den nächsten paar Jahren mit den unterschiedlichsten Gerichten und Behörden auseinandersetzen, die angerufen werden. Denn dafür ist einfach viel zu viel Geld in diesem Spiel."
