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FC Bayern: Lothar Matthäus über die Gründe für die Remis-Serie

Chancenwucher, Rotation, Gier: Gründe für Bayerns Remis-Krise

Julian Nagelsmann sucht bei den Bayern noch nach dem richtigen Rhythmus.
Image: Julian Nagelsmann sucht bei den Bayern noch nach dem richtigen Rhythmus.  © Imago

Nach dem spektakulären Start in die Saison ist beim FC Bayern nach zuletzt drei Unentschieden in der Bundesliga Ernüchterung eingekehrt. Der Rekordmeister sucht derzeit nach Gründen, warum es plötzlich nicht mehr läuft.

Nach sechs Spieltagen stehen die Münchner nicht an der Spitze der Bundesliga. Ein ungewohntes Bild, mit dem nach der Transferoffensive im Sommer wohl die wenigsten gerechnet haben. Die Verpflichtungen von "Weltstar" Sadio Mane, wie die Bayern den Flügelstürmer angekündigt haben, sowie von Matthijs de Ligt, Noussair Mazraoui, Ryan Gravenberch und Mathys Tel haben hohe Wellen geschlagen.

Druck auf Nagelsmann wächst

Gleichzeitig haben sie den Druck auf Trainer Julian Nagelsmann erhöht, der die jüngste Schwächephase schleunigst überwinden muss. "Der Druck ist riesig. Innerhalb des Vereins und natürlich auch von außen, wenn die Ergebnisse nicht so sind, wie jeder sie erwartet. Entscheidend ist aktuell aber nicht, wie groß der Druck ist, sondern wie man damit umgeht. Und da schätze ich Nagelsmann so ein, dass das für ihn kein Problem ist", meint Heidenheim-Trainer Frank Schmidt bei Sky90.

Mit drei Unentschieden aus den Spielen gegen Borussia Mönchengladbach (1:1), Union Berlin (1:1) und den VfB Stuttgart (2:2) wächst der Unmut in München. Nach dem Remis gegen Stuttgart wurde Leader Thomas Müller erstmals laut und begab sich auf Fehlersuche: "Wenn wir so schnell wie möglich an die Tabellenspitze kommen wollen, und das ist unser Anspruch - zumindest sagen wir das - dann müssen wir uns an die eigene Nase fassen, jeder Einzelne."

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Für Heidenheims Trainer Frank Schmidt ist der Druck auf FC Bayerns Coach Julian Nagelsmann enorm. Für Schmidt ist jedoch was anderes entscheidend, wie er bei Sky 90 betont.

Chancenwucher: Vermissen die Bayern Lewandowski

Aus dem besten Saisonstart der Vereinshistorie nach drei Spielen ist nach sechs Spielen der schlechteste Saisonstart seit zwölf Jahren geworden. Das hat seine Gründe. Nach dem Chancenwucher gegen Gladbach, als Fohlen-Keeper Yann Sommer das vielleicht beste Spiel seiner Karriere ablieferte, wurden auch die Chancen in den folgenden Spielen weniger. Was zunächst keiner in München hören wollte, ist nun eine berechtigte Frage geworden: Vermissen die Bayern einen echten Knipser wie Robert Lewandowski?

"Nach den ersten zwei Spielen hat es geheißen, der wird gar nicht vermisst. Jetzt entscheiden die Bayern die Spiele nicht vorzeitig und so gehen die Diskussionen los", meint Schmidt, der davon überzeugt ist, dass der Nagelsmann-Elf ein echter Torjäger gut zu Gesicht stehen würde: "Mit dieser Quote ist es unmöglich, Lewandowski eins-zu-eins zu ersetzen. Es wurde die Grundordnung umgestellt und danach ist es vielleicht zunächst etwas zu glatt gelaufen. Da vorne ist jetzt aber nicht mehr der eine Spieler, der die Tore macht."

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Mit Serge Gnabry, Müller oder Mane haben die Bayern durchaus torgefährliche Spieler in ihren Reihen, doch es fehle der Zielspieler, der Tore garantiert. Für Kritik an Mane, der inoffiziell als Lewandowski-Ersatz verpflichtet wurde, hat Sky Experte Lothar Matthäus deshalb kein Verständnis. "Auch in Liverpool hat Mane nicht jede Woche Tore geschossen", gibt der ehemalige Weltfußballer zu bedenken.

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Die letzten Jahre war Robert Lewandowski der Torgarant für den FC Bayern. Nach seinem Wechsel zum FC Barcelona fehlt der Pole den Bayern in der Sturmspitze. Frank Schmidt erklärt, wie sich das Spiel der Bayern dadurch ändert.

Matthäus: "Den Bayern fehlen echte Typen"

Neben fehlender Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor vermisst Matthäus einen weiteren Aspekt bei den Münchnern, der eigentlich in der Bayern-DNA unverzichtbar ist: die Gier. Während die Blicke schon auf den Champions-League-Kracher gegen den FC Barcelona und das Wiedersehen mit Lewandowski gerichtet sind, bleibt die Liga ein wenig auf der Strecke. "Zum Schluss darf keiner den Ball mehr kontrolliert in den Sechzehner spielen. Da muss einer hingehen, aggressiv und gierig sein", kreidet Matthäus bei Sky90 an.

Insgesamt würden den Bayern in der Breite die "echten Typen" fehlen. "Früher waren diese Kerle bei den Bayern und nicht nur ein Müller, Neuer und vielleicht noch Kimmich. Früher hatten sie diese Typen auf jeder Position. Heute haben sie talentierte, schnelle und trickreiche Spieler, aber wenn es mal nicht läuft, fehlen diese Typen im Großen. Das trägt dazu bei, solche Spiele nicht über die Zeit bringen zu können", ist sich der Sky Experte sicher.

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Drei Unentschieden in Folge, der schlechteste Start seit zwölf Jahren. Der FC Bayern München schwächelt in der Bundesliga. Laut Lothar Matthäus fehlen im Gegensatz zu früher ''echte Typen''.

Salihamidzic mit Rotationsstil noch nicht zufrieden

Dass Nagelsmann derzeit auf Großrotation setzt, trägt zusätzlich dazu bei, dass sich keine Elf etablieren kann. Im Vergleich zum 2:0-Erfolg in der Champions League tauschte der Trainer sein Team auf gleich sechs Positionen aus. "Ich habe schon gesehen, dass wir wieder nicht so richtig drin sind", monierte Sportvorstand Hasan Salihamidzic am Sonntag im Doppelpass bei Sport1 und machte dafür auch die Rotation verantwortlich.

"Der Trainer hat die Mannschaft ein bisschen sehr verändert, was auch okay war. Wir hatten nach dem Champions-League-Spiel viele Spieler, die es auch verdient hatten zu spielen. Der Trainer muss natürlich auch viele zufriedenstellen", verteidigt Salihamidzic den Coach, nicht jedoch ohne anzumerken, dass noch nicht alles perfekt läuft. "Er findet gerade seinen Stil. So einen Kader hat er noch nicht gehabt", merkt der Bayern-Funktionär an.

Spieler auf Kosten von Punkten glücklich zu machen, ist derzeit wohl die falsche Herangehensweise. Durch die Neuverpflichtungen und die starke Form von ehemaligen Wackelkandidaten wie Benjamin Pavard oder Marcel Sabitzer hat Nagelsmann derzeit 17 oder 18 Kicker im Kader, die den Anspruch auf viel Spielzeit erheben. Dies zu moderieren, ohne eine Schwächung der Startelf oder interne Unzufriedenheit in Kauf zu nehmen, ist derzeit die vielleicht größte Herausforderung für den erst 35 Jahre alten Übungsleiter.

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Nagelsmann muss sich Heynckes und Flick zu Vorbild nehmen

Am erfolgreichsten waren die Bayern stets mit empathischen Trainern, deren Stärken auch in der Kommunikation mit den Spielern liegt. Sympathieträger wie Jupp Heynckes oder Hansi Flick gewannen beide die Champions League, hatten dabei eine klare, eingespielte Top-Elf. Diese garantiert reibungslose Abläufe, die eine Mannschaft, die stets durchgewechselt wird, nicht etablieren kann.

Trotz der "nicht so guten" Stimmung am Sonntag, die Salihamidzic gestand, dürfen sich die Bayern von den letzten Ergebnissen nicht beunruhigen lassen. Tabellenführer Union Berlin(!) ist lediglich zwei Punkte vor den Münchnern. Die eigentliche Titel-Konkurrenz um Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer Leverkusen steht hinter den Bayern und hat mit eigenen Problemen zu kämpfen.

So kommt es, dass trotz dem schwächsten Saisonstart seit zwölf Jahren rein gar nichts verloren ist. Findet der Coach einen Rhythmus bei der Rotation und arbeitet an der Chancenverwertung und Einstellung seiner Profis, sind noch immer alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Spielzeit in allen drei Wettbewerben gegeben.

Mehr zum Autor Lars Pricken

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