Javi Martinez verlässt die Bayern nach neun Jahren. Sportlich und menschlich war er ein Aushängeschild des Rekordmeisters. Mit 22 Titeln verabschiedet sich der Spanier aus München. Und dürfte einen Platz in der Vereinsgeschichte sicher haben.
Teuerster Spieler und Erfolgsgarant
Im August 2012 verkündet der FC Bayern die Verpflichtung von Javier Martinez von Athletic Bilbao. Für die stolze Summe von 40 Millionen Euro - damalige Rekordablöse in der Bundesliga. Martinez kommt als Welt- und Europameister und schlägt direkt ein: Neben Bastian Schweinsteiger lenkt er das Spiel, wird schnell zum Leistungsträger. Martinez wird zum Schlüsselspieler für das historische Triple 2013 aus Meisterschaft, Champions League und DFB-Pokal.
Und auch Toreschießen kann "Maschinez": Im europäischen Supercup gegen Chelsea rettet der Spanier die Bayern mit seinem Treffer zum 2:2 ins Elfmeterschießen. Und sammelt den nächsten Titel. Das perfekte erste Jahr war erst der Anfang einer großen Titeljagd. Unter dem Pokal-Garanten Martinez wurden die Bayern in jedem Jahr Meister! Die neunte in Folge könnte an diesem Wochenende folgen.
Bayerische Konstante mit Verletzungspech
Martinez fühlte sich von Anfang an wohl in München: "Schon am ersten Tag habe ich das 'Mia san mia' und das Besondere am FC Bayern gespürt. Ich habe diesen Verein gelebt, immer alles für ihn gegeben." Martinez stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft. Als Defensiv-Allrounder im Mittelfeld oder als Innenverteidiger. Wo Javi gebraucht wird, hilft Javi. Der Baske gibt auf dem Platz alles - und wird so zum Fan-Liebling. Sein aufopferungsvoller Spielstil hilft dem Team. Auch von der Bank gibt er wichtige Impulse und meckert nie, wenn er nicht spielt.
Nach der überragenden ersten Saison als Triple-Sieger beginnt Martinez' Verletzungsmisere. Schwere Blessuren bremsen ihn immer wieder aus: 2014 reißt er sich das Kreuzband und fällt 250 Tage aus. Seine Krankenakte füllt sich - unter anderem erleidet er einen Muskelbündelriss, muss an der Leiste operiert werden und hat einen Meniskusschaden. Trotzdem kämpft sich Martinez immer wieder zurück. Unter Niko Kovac hat er aber einen schweren Stand. Er wird Stammgast auf Bank und Tribüne, gegen Hoffenheim bricht die Enttäuschung aus dem Spanier schließlich heraus: Martinez bricht in Tränen aus und wird vom damaligen Co-Trainer Hansi Flick getröstet. Martinez' Zeit beim FC Bayern schien aufs Ende zuzugehen.
Zweiter Frühling unter Flick
Unter eben diesem Hansi Flick gelang nicht nur dem FC Bayern, sondern auch Javi Martinez die Kehrtwende. Im historischen Sextuple-Jahr stand der Defensivspezialist in 16 Partien in der Liga auf dem Platz. Und durfte auch in der Champions League sieben Mal ran. Statt einem stillen Abgang gelang ein lauter Triumphzug. Die Bayern holten mit Martinez alle sechs möglichen Titel. Und Geschichte wiederholt sich: Im Supercup gegen Sevilla hat er wieder einen großen Moment, erzielt den umjubelten Siegtreffer.
Die Rolle von Martinez hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Vom unersetzlichen Stabilisator zum Motivator und Teamplayer. Der Spanier pushte die Mannschaft von der Bank und gab auch in Kurzeinsätzen alles. Martinez will sich mit einem weiteren Titel - Nummer 23 - verabschieden.
Sein Vertrag in München läuft aus und beide Seiten haben sich darauf verständigt, ihn nicht zu verlängern. Doch vergessen wird man den Spanier in München so schnell nicht: Bald neun Titel in der Bundesliga, zwei Champions-League-Siege, fünf Erfolge im DFB-Pokal, zwei Titel im europäischen Supercup, zwei Siege bei der Klub-WM und vier DFL-Supercup-Siege. Javi Martinez - Wahl-Bayer, Titelsammler und Mr. Zuverlässig. So einen gab es selbst beim FC Bayern noch nicht.