Mit einem besonders launigen "Spielertrainer" hat der FC Bayern zum Start der Mission Titelverteidigung ein lautstarkes Statement an die europäische Konkurrenz gesetzt. Vor dem Hintergrund der außergewöhnlichen Umstände ist dieses Signal umso bemerkenswerter.
Die Stunden vor dem Anstoß waren für den Titelverteidiger alles andere als stressfrei. Vorfreude auf den Auftakt der Champions League kam kaum auf, stattdessen bestimmte der Wirbel um den positiven Corona-Test von Serge Gnabry die Szenerie. Für manche Akteure wie Leon Goretzka war es sogar "ein Schock".
Uneingeschränkter Fokus auf Atletico? So gut wie ausgeschlossen, zumal sich alle Spieler des FC Bayern im Vorfeld des Spiels noch einmal auf das Coronavirus testen lassen mussten. Doch das Team von Trainer Hansi Flick zeigte sich davon unbeeindruckt.
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Spielfreude, Effizienz und Traumtore
Während andere Favoriten wie Real Madrid (2:3 gegen Donezk) oder Paris St. Germain (1:2 gegen Manchester United) zum Auftakt stolperten, bauten die Münchner ihre imposante Rekordserie in der Königsklasse auf zwölf Siege in Folge aus. Mit unheimlich viel Spielfreude, einer effizienten Chancenverwertung und sehenswerten Toren legten sie beim 4:0-Erfolg sogar einen Gala-Abend auf den Rasen.
"Die Bayern machen so weiter, wie sie in der letzten Champions League Saison aufgehört haben", zeigte sich auch Sky Experte Lothar Matthäus begeistert vom Auftritt des Rekordmeisters und weiter: "Atletico war keine einfache Mannschaft und sie haben auch gut angefangen. Aber Bayern München hat dann das Heft in die Hand genommen und sowohl in der Defensive als auch in der Offensive überzeugt."
Müller sorgt für den Spruch des Abends
Und das gegen die Mannschaft von Trainer Diego Simeone, die normalerweise zu den unangenehmsten und ekligsten Gegnern im europäischen Fußball zählt. Oder mit den Worten von Thomas Müller: "Die größten Rabauken im europäischen Fußball."
Mit diesem im TV bestens zu hörenden Satz echauffierte sich der 31-Jährige über eine Gelbe Karte, die er nach einem eigentlich harmlosen Zweikampf mit Kieran Trippier erhielt. Den Titel für den Spruch des Abends hatte er damit sicher, doch Szenen wie diese unterstreichen einmal mehr seinen Stellenwert.
Müller ist der unumstrittene Leader auf dem Platz. Einer, der immer vorangeht. Dem kein Laufweg zu viel und kein Zweikampf zu schade ist. "Er weiß, welche Räume er besetzen muss und wo er stehen muss. Er coacht auch die Mannschaft, was wir auch von zentralen Spielern verlangen", lobte Flick bei Sky seinen Spielmacher, der kürzlich von einem englischen Fußball-Magazin zum derzeit besten Zehner der Welt gekürt worden ist.
Müller ist Flicks "verlängerter Arm"
Auf seiner Schokoladenposition durfte Müller gegen die Madrilenen aber nicht ran, stattdessen ersetzte er Gnabry auf der rechten Außenbahn. Doch auch von dort schallten seine Pressing-Kommandos über den ganzen Platz.
"Thomas pusht die Mitspieler und ist immer anspielbar. Ich bin sehr zufrieden und wenn man es so sagen will, ist er der verlängerte Arm des Trainers auf dem Feld", sagte Flick. Müllers Qualitäten als "Spielertrainer" machen ihn neben seinen sportlichen Fähigkeiten für jeden Trainer unverzichtbar. Zumindest für fast jeden.