Der FC Schalke 04 liegt auch nach dem 19.Spieltag auf dem letzten Tabellenplatz und wartet im Jahr 2023 weiter auf den ersten Dreier. Die letzten Partien gegen Köln und Gladbach machen dennoch Hoffnung, dass es mit dem Klassenerhalt klappt, denn einige Neue und Rückkehrer überzeugen direkt.
Am Ende stand auch beim Gastspiel bei Borussia Mönchengladbach - wie auch in der Woche zuvor zu Hause gegen Köln - vorne wieder einmal die Null. Dabei war der FC Schalke 04 in beiden Begegnungen dem Tor näher als der Gegner, aber in acht Bundesligaspielen unter Thomas Reis blieb S04 nun fünf Mal ohne eigenen Treffer. Insgesamt erzielten die Gelsenkirchener nur drei Treffer durch Dominick Drexler, Simon Terodde und Soichiro Kozuki.
Remis gegen Köln und Gladbach machen Mut
Dennoch machten die beiden Remis Mut. Zum einen, weil Schalke dadurch immerhin zwei Zähler auf die vor ihnen platzierten Teams von Hertha BSC und den VfB Stuttgart aufholte und zum anderen weil es den Knappen zum zweiten Mal in Folge auch selbst gelang, keinen Gegentreffer zu fangen. Für die klar schwächste Defensive der Bundesliga ein völlig neues Gefühl. Zuletzt spielte Schalke im Oktober 2018 in zwei Bundesligaspiele in Folge zu Null (1:0 gegen Mainz, 2:0 bei Fortuna Düsseldorf, Anm. d. Red.).
Besonders positiv: Gegen den Effzeh musste Torhüter Ralf Fährmann keinen einzigen Ball halten, im Borussia Park flogen auch nur vier Schüsse auf sein Tor. Diese neu gewonnene Stabilität ist eng mit einem Neuzugang verknüpft: Moritz Jenz. Der 23-Jährige kam im Winter leihweise vom FC Lorient, spielte aber zuletzt für Celtic Glasgow. Als der schottische Rekordmeister die Leihe mit dem Hünen vorzeitig abbrechen wollte, schlug Schalke zu und scheint endlich den passenden Nebenmann für Routinier Maya Yoshida gefunden zu haben.
Der gebürtige Berliner überzeugt durch seine aggressive Spielweise, gutes Kopfballspiel und bringt auch die nötige Schnelligkeit mit, um Fehler noch zu korrigieren. Beispielhaft eine Szene in Mönchengladbach, als er den enteilten Marcus Thuram noch einholte und mit einer spektakulären Grätsche am Torschuss hinderte.
Jenz als Stabilisator
Jenz verleiht der Schalker Defensive durch seine Ruhe am Ball und seine präzisen Aufbaupässe zudem auch eine Sicherheit, die man auf Schalke zuletzt selten erlebte. Kurzum: Wenn Jenz die Eindrücke aus seinen ersten beiden Partien im Königsblauen Dress bestätigen kann, ist er ein absoluter Hoffnungsträger auf den Klassenerhalt.
Doch damit steht der 1,90-Meter-Mann nicht alleine da. In Mönchengladbach und Köln machten noch weitere Neuzugänge oder Rückkehrer auf sich aufmerksam. Eder Balanta zum Beispiel: Der erste Kolumbianer auf Schalke rückte nach wenigen Trainingseinheiten mit dem Team bei der Borussia direkt in die Startelf und deutete an, dass er als Soforthilfe dienen kann. Zwar wandelte der bullige Mittelfeldspieler aufgrund einer frühen gelben Karte nach rigorosem Ellbogeneinsatz gegen Jonas Hofmann latent am Platzverweis, aber demonstrierte Eigenschaften, die der Schalker Kader sonst nicht hergibt.
Balanta räumt rigoros auf
Reis ließ den 29-Jährigen als einzigen Sechser bei den Fohlen ran und Balanta räumte mit seiner rauhen Spielweise direkt auf, eroberte Bälle und fand oft Mitspieler, um Angriffe zu initiieren. "Wir wollten aggressiv sein. Ich war überzeugt, dass es mit Eder in der Startelf funktionieren kann - und es hat funktioniert", war auch Trainer Reis absolut zufrieden mit dem Debüt des Stabilisators.
Durch die tiefere Positionierung Balantas konnte Alex Kral in Gladbach etwas offensiver agieren und nutzte die neu gewonnenen Freiheiten sofort aus. Der agile Tscheche - 2023 nach seinen Rückenproblemen erstmals in der Startformation - war überall auf dem Platz zu finden. Er fing Pässe des Gegners ab, leitete eigene Offensivaktionen ein und stieß auch hin und wieder in den gegnerischen Strafraum vor. Mit Kral, Balanta und dem ebenfalls sehr auffälligen Tom Krauß hat Schalke jedenfalls ein Mittelfeld, das Erstligaansprüchen genügt.
Rückkehrer Zalazar macht Lust auf mehr
Die Gelsenkirchener haben zudem zwei weitere Hoffnungsträger, die in Gladbach keine oder nur eine Nebenrolle gespielt haben. Zum einen Rodrigo Zalazar, der zwar im Borussia Park 90 Minuten auf der Bank saß, aber eine Woche zuvor gegen Köln nach Einwechslung direkt Lust auf mehr machte: Der 23-Jährige zeigte nach langer Verletzungspause, dass er einer der ganz wenigen offensiven Unterschiedsspieler im Schalker Kader sein kann. Zalazar kann jederzeit durch erfolgreiche Dribblings die Statik eines Spiels verändern und entweder selbst torgefährlich werden oder seine Mitspieler durch Steckpässe entscheidend in Szene setzen.
Mit jeder Trainingseinheit rückt der Uruguayer näher an die Startelf. Interessant wird dabei aber sein, für wen Zalazar in die erste Elf rückt: Gegen Gladbach wollte Reis sein Mittelfeld-Trio Balanta, Krauß und Kral nicht sprengen: "Wir wollten die Statik nicht verändern. Ohne Rodri zu nahe treten zu wollen, aber: Das kann er noch nicht. Natürlich hätte er spielerisch vielleicht einen Akzent setzen können, aber auch ohne ihn hätten wir diese Akzente setzen können. Nur ist es uns leider nicht gelungen", zitiert die WAZ den Übungsleiter.
Schalke braucht Ouwejans Standards
Möglicherweise stellt Reis für Zalazar sein System auch auf zwei Spitzen und einen Zehner um oder Zalazar rückt auf einen Flügel und ersetzt die zwar fleißigen, aber mitunter unglücklich agierenden Kozuki oder Tim Skarke. Klar scheint nur, dass Reis früher oder später auf die Qualitäten des Edeltechnikers nicht verzichten kann.
Gleiches trifft mit Thomas Ouwejan auf einen weiteren Rückkehrer zu. Der Niederländer war einer der Hauptgründe, warum Schalke vergangene Saison als Zweitligameister der direkte Wiederaufstieg gelang. Der Linksverteidiger würde Schalke vor allem durch seine extrem gefährlichen Standards helfen. Für eine Mannschaft wie S04, die sich äußerst schwertut, hochwertige Chancen zu erspielen, weil meistens der letzte Pass nicht ankommt oder die falsche Entscheidung im letzten Drittel getroffen wird, wären Standards eigentlich eine gute Option, zu eigenen Treffern zu kommen.
In der vergangenen Zweitligasaison klappte dies auch hervorragend: Die Kombination Ouwejan-Terodde war gefürchtet im Unterhaus. Nach einer hartnäckigen Innenbandverletzung scheint der 26-Jährige nun endlich wieder eine Option für Reis zu sein. Gegen Gladbach durfte er beim Comeback immerhin zwölf Minuten ran.
Fünf Hoffnungsträger für den Klassenerhalt
Sollten Ouwejan, Zalazar und auch Kral dauerhaft fitbleiben, sollte Schalke in Zukunft deutlich mehr Torgefahr entwickeln, mit Balanta und Jenz müsste zudem auch die Abwehr die nötige Stabilität besitzen. Die Knappen haben also zumindest wieder fünf echte Hoffnungsträger, auch wenn die Aufgabe natürlich mit jedem Spiel ohne Sieg nicht leichter wird.