Schalke 04 befindet sich in einer tiefen sportlichen Krise - es geht um nichts anderes als den Klassenerhalt. Personell griff der Verein - sowohl auf Funktionärsebene als auch beim Kader - durch. Ex-Coach Mirko Slomka sieht aktuell vor allem zwei Probleme.
Am 17. Januar 2020 - also vor rund zehn Monaten - gelang Schalke 04 der letzte Sieg in der Bundesliga. Dies bedeutet für den Gelsenkirchener Klub eine Durststrecke von mittlerweile 24 Spielen ohne Erfolg. Nach der jüngsten Niederlage gegen Wolfsburg zog der Verein Konsequenzen: Das Tabellenschlusslicht trennte sich von seinem Kaderplaner Michael Reschke und Stürmer Vedad Ibisevic. Nabil Bentaleb und Amine Harit wurden suspendiert.
Mirko Slomka war von 2006 bis 2008 Cheftrainer des Ruhrpottklubs und äußert sich bei Sky Sport News zur aktuellen Situation seines Ex-Klubs.
Slomka vermisst Führungsspieler
Der 53-Jährige beschreibt die aktuelle königsblaue Situation als "irritierend" und sieht das elementare Problem im "Innenleben" der Mannschaft. Slomka vermisst Spieler im Kader, die disziplinlosen Mannschaftskollegen auch mal eine Ansage machen.
"Wo sind die Typen in der Mannschaft, die sagen: 'Hey Harit, beweg' deinen Arsch, sonst gibt's richtig Stress im Training!", moniert Slomka. Solche Ansagen sollten nicht "immer von außen" kommen müssen. Probleme müssen "auch mal aus der Mannschaft, aus dem Innenleben" gelöst werden.
Slomka: Tönnies fehlt "als Gesicht des Klubs"
Nicht nur in der Mannschaft vermisst der ehemalige Bundesliga-Trainer die richtigen Charaktere, sondern scheinbar auch in der Führungsetage.
Angesprochen auf Ex-Präsident Clemens Tönnies, den Slomka als "großartigen Typen" beschreibt, kommt Slomka ins Schwärmen: Es sei zwar klar, dass Tönnies "Fehler gemacht" habe, dennoch habe der Unternehmer alles verkörpert, "was man sich als Trainer wünscht. Er hat gepusht, uns in schlechten Zeiten unterstützt", so Slomka weiter. Tönnies fehle unter dem Strich "als Gesicht des Klubs", fasst der aktuell vereinslose Trainer zusammen.
Würde Schalke einen Abstieg verkraften?
Mit dem derzeit 18. Tabellenplatz werden die Sorgen um einen tatsächlichen Abstieg im Umfeld des Vereins immer größer. Andreas Jour, Vorstand des FC Schalke 04 Supportersclub, sieht im Falle eines Abstiegs den Super-GAU: "Wenn sie absteigen, geht es ganz tief runter bis zur Insolvenz. Ob es sie dann im nächsten Jahr überhaupt noch gibt, stelle ich in Frage."
Für Mirko Slomka ist zumindest eines klar: "Die Fans würden weiter zu Schalke stehen." Der geborene Hildesheimer hält zudem "nichts davon, zu sagen, es wäre gut abzusteigen", um dem Verein einer "Reinigung" zu unterziehen.
"Wir sehen das beim HSV. Es ist total schwer, aus der zweiten Liga hochzukommen. Man muss versuchen, jetzt den Turnaround zu schaffen." betont Slomka.
Trendwende mit Youngster Calhanoglu?
Für Sky Reporter Dirk große Schlarmann könnte dieser Tournaround mit frischen Kräften gelingen. So sieht der Schalke-Experte beispielsweise Kerim Calhanoglu im "tipico Topspiel der Woche" gegen Borussia Mönchengladbach (ab 17:30 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport Bundesliga 1) in der Startelf.
Der Cousin des Milan-Stars Hakan Calhanoglu könnte im Alter von 19 Jahren sein Bundesliga-Debüt feiern. Außerdem könnte Alessandro Schöpf zurück ins Team kommen. Da zudem einige Stammspieler auszufallen drohen, könnte Coach Manuel Baum folgende Startformation ins Rennen gegen die "Fohlen" schicken:
Rönnow - Schöpf, Kabak, Nastasic, Calhanoglu - Mascarell, Serdar - Skrzybski, Raman - Bozdogan - Uth
Obwohl der Gegner vom Niederrhein in der momentanen Verfassung überlegen zu sein scheint, könnte dem kriselnden Schalke zumindest eines Mut machen: Der letzte Sieg in der Bundesliga wurde ausgerechnet gegen Gladbach eingefahren ...