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Frauen Fußball News: Almuth Schult im Sky Interview

Schults ''Kampf" um Gleichberechtigung: ''Ärgert mich wirklich''

Almuth Schult im Sky Interview.
Image: Almuth Schult im Sky Interview.

Almuth Schult steht seit 2013 als Torhüterin beim VfL Wolfsburg unter Vertrag. Vor der 2. Runde des DFB-Pokal der Frauen spricht die 30-Jährige im Interview bei skysport.de über den Gegner aus Duisburg, die Favoriten im Pokal & der Meisterschaft, das Thema Gleichberechtigung im Frauen-Fußball sowie die aktuelle Situation der Herren-Mannschaft um Trainer Mark van Bommel.

skysport.de: Frau Schult, wie geht es Ihnen? Sie standen nach Ihrer Verletzung wieder im VfL-Tor. Wie sehr wurmt es Sie, dass Sie gegen Duisburg nicht spielen dürfen?

Almuth Schult: Mir geht es gut. Es ist immer schön, wenn man seiner Berufung nachgehen kann und auf dem Platz stehen darf. Mich wurmt es schon sehr, dass ich aufgrund der Roten Karte nicht dabei sein kann, aber so ist der Fußball. Ich habe mich schon die letzten Wochen und Monate damit auseinandergesetzt, dass diese Situation auf mich zukommt. Sollten wir die nächste Runde erreichen, ist dies auch noch der Fall - das muss ich akzeptieren.

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skysport.de: Was erwartet den VfL in Duisburg?

Schult: Zum einen erwartet uns ein hoffentlich besserer Platz als sonst im PCC-Stadion. Wir erwarten uns einen Vorteil davon, dass wir in der großen Arena in Duisburg spielen. Das erste Mal live auf Sky zu spielen und das auch noch unter Flutlicht, ist eine tolle Sache. Auch die Anstoßzeit ist für den Frauenfußball ausgesprochen attraktiv. Ich gehe davon aus, dass uns ein kämpferischer MSV Duisburg erwartet - das ist schon seit Jahren deren Stärke. Gegen den amtierenden Pokalsieger antreten zu dürfen, ist für die Duisburgerinnen zugleich das Spiel der Saison. Da werden sie sicher alles daran setzen, ihre minimale Chance zu nutzen, um uns zu überraschen. Deswegen müssen wir hochkonzentriert an die Aufgabe herangehen, um so hoffentlich einen klaren Sieg mit nach Hause zu nehmen.

skysport.de: Der VfL hat sieben Mal in Folge den Pokal gewonnen. Wie weit kann diese Serie noch gehen?

Schult: Wir haben vorher auch nicht gedacht, dass wir es sieben Mal in Folge schaffen. Wir waren nach dem ersten Erfolg schon froh und dann haben wir eben von Sieg zu Sieg gedacht. Jede Pokalsaison ist neu. In der Zwischenzeit gab es auch genügend knappe Partien mit Verlängerung und Elfmeterschießen, die in die andere Richtung hätten kippen können. Deswegen kann man nie sagen, wie lang eine Serie weitergeht - wir hoffen aber natürlich das Beste.

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skysport.de: Welche Teams zählen zum Favoritenkreis im Kampf um den Pokal und den Meistertitel?

Schult: Um Meister zu werden, braucht es Konstanz. Deswegen kommt man hier an den Bayern und Wolfsburg schwer vorbei. Hoffenheim hat sicher Potenzial, muss aber erst einmal die Dreifach-Belastung wegstecken. Das ist in der ersten Saison, wenn man so viel Spiele zusätzlich hat, doch sehr schwierig. Für den Pokal gibt es immer mehr Kandidaten: Der SC Freiburg, Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen haben schon mehrfach gezeigt, dass sie gute Pokalmannschaften sein können. Auch mit Turbine Potsdam ist immer zu rechnen. Vielleicht gibt es mal wieder eine absolute Überraschung wie 2008, als mit dem 1. FC Saarbrücken ein Zweitligist im Endspiel stand.

skysport.de: Wie stehen die Chancen der Wolfsburgerinnen in der Königsklasse?

Schult: Die Chancen, um den Titel mitzuspielen, sind immer da. Es ist großartig, zum ersten Mal eine Gruppenphase zu spielen und so mehr Champions-League-Partien in einer Saison zu haben. Dort erwarten uns äußerst attraktive Gegner - vorneweg natürlich der FC Chelsea. Juventus Turin und Servette Genf sind zwei Teams, die uns gefährlich werden können, sonst wären sie auch gar nicht so weit gekommen. Wenn wir unsere Leistung abrufen, sollten wir dennoch ins Viertelfinale vordringen. Und hier erwarten uns dann echte Knallerspiele. Um hier weiterzukommen, braucht es in Hin- und Rückspiel ein gewisses Quäntchen Glück. Deswegen hoffe ich, dass der Fußballgott dieses Jahr an unserer Seite steht und wir im Sommer das Endspiel in Turin bestreiten.

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skysport.de: Welchen Spielerinnen gehört die Zukunft - nicht nur in den Vereinswettbewerben, sondern auch im DFB-Team?

Schult: Es gibt viele junge Spielerinnen, denen die Zukunft gehört. Speziell bei uns kann man Lena Lattwein, Lena Oberdorf oder Tabea Waßmuth nennen. Auch in anderen Vereinen gibt es vielversprechende Akteurinnen, wie Klara Bühl oder Giulia Gwinn. Das sind alles gut ausgebildete Spielerinnen. Grundsätzlich sind diese Talente auf einem ganz anderen Stand als noch vor zehn oder 20 Jahren. Jetzt müssen wir aber noch mehr meinungsstarke Spielerinnen, die dann auch eine Mannschaft mitreißen, kreieren. Ich freue mich darüber, dass ich diesen Prozess begleiten darf.

skysport.de: Die Männer haben unter Mark van Bommel einen starken Start hingelegt. Können die Wölfe ihre Form die ganze Saison unter ihm halten? Was ist drin in BL und CL?

Schult: Eine Saison ist sehr, sehr lang. Da kann einiges passieren. Der VfL hat einen guten und breiten Kader zusammen, der bisher die Eindrücke bestätigen konnte. Ich wünsche den Männern, dass sie eine konstante Saison spielen und sich belohnen. In der Männer-Bundesliga gibt es eine hohe Leistungsdichte - was am Ende rauskommt, darauf bin ich sehr gespannt.

skysport.de: Sie waren während der EM TV-Expertin und haben für Ihre Arbeit viel positive Resonanz bekommen. Was hat Sie am meisten gefreut? Gab es auch Kritik, die Sie geärgert hat?

Schult: Ich habe mich mit Kritik von außerhalb kaum beschäftigt. Das Wichtigste war, wie wir innerhalb unseres Teams, zusammen mit den Verantwortlichen der ARD, agiert haben. Das Miteinander war geprägt von einer tollen Atmosphäre, die mir großen Spaß gemacht hat. Kevin-Prince Boateng, Alexander Bommes, Stefan Kuntz und ich haben zusammen funktioniert. Nur so konnte es gut und authentisch werden. Damit bin ich sehr zufrieden. Und weil das alles gestimmt hat, brauchte ich mich auch über nichts ärgern.

skysport.de: Erkennen Sie Fortschritte im ''Kampf" um Gleichberechtigung? Wie könnte der Frauenfußball besser wahrgenommen werden?

Schult: Ich erkenne den Weg, dass es dorthin gehen kann. Ich sehe aber auch immer wieder Rückschläge. Dass mir vor meiner Expertentätigkeit die Frage gestellt wurde, ob ich mir das überhaupt zutraue, ärgert mich wirklich. Dabei ging es nicht um Kompetenzen, sondern darum, dass ich jetzt eine Frau bin, die als Expertin für Männerfußball auftritt. Das sollte aufhören. Viele Männer fordern, dass es um diese Kompetenzen geht und keine Quote greift. Dies soll dann aber bitte auch in der Praxis angewendet werden. Ich plädiere dafür, dass jeder, der in seinem Verantwortungsbereich über Frauen im Fußball entscheiden kann, sich damit befasst. Macht man dies mit dem nötigen Respekt, werden solche Entscheidungen in der Zukunft leichter von der Hand gehen, man wird mehr Leute kennen lernen und die Dinge sich zum Positiven wenden.

skysport.de: Es gibt Schiedsrichterinnen, die BL- und CL-Spiele bei den Männern pfeifen, es gibt Frauen, die Männerteams trainieren. Vielleicht auch bald in der Bundesliga oder beim DFB?

Schult: Es soll nach Kompetenz gehen und ich sehe sehr viele talentierte und kompetente Trainerinnen. Warum denn nicht? In anderen Sportarten, wie im amerikanischen Basketball, ist das ja schon möglich. Spricht man mit Regionalliga- oder Oberligamannschaften, die schon einmal von einer Frau trainiert wurden, geht es nicht um das Geschlecht, sondern um die Qualität der Trainerin. So wie der Fußball sich in internen Strukturen gibt, wird es aber schwierig, jemanden zu finden, der den Mut hat, eine Frau einzustellen.

skysport.de: Könnten Sie sich eine Tätigkeit in dieser Richtung oder als Vollzeit-Funktionärin beim DFB vorstellen?

Schult: Ich kann mir alles vorstellen, was dem Fußball hilft und ihn ein Stück besser macht. Das ist aber nicht meine Motivation. Es geht darum, was der Fußball möchte. Sollte es viele Menschen geben, die meinen, dass ich auf einem gewissen Posten richtig wäre, dann kann ich mich davon überzeugen lassen. Ich werde mich aber niemals hinstellen und das machen, weil ich das möchte und gegen alle anderen ankämpfen. Der Fußball ist eine Gemeinschaft. Die Entscheidung sollte also auch genauso zum Vorteil von allen fallen.

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