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Bundesliga News: Funkel über Belastung, Bayern, Schalke & Mainz

Funkel: Kolasinac-Verpflichtung reicht nicht, um die Klasse zu halten

Friedhelm Funkel spricht über Krise beim FC Schalke 04 und Neuzugang Sead Kolasinac.
Image: Friedhelm Funkel spricht über Krise beim FC Schalke 04 und Neuzugang Sead Kolasinac.  © Imago

Die Bundesliga ist zurück aus der Winterpause. Der ehemalige Trainer von Fortuna Düsseldorf, Friedhelm Funkel, spricht exklusiv im Interview mit skysport.de über den FC Bayern sowie die hohe Belastung der international vertretenen Teams. Zudem äußert er sich zum neuen Schalke-Trainer Christian Gross und den zuvor kursierenden S04-Gerüchten um seine Person.

Sky Sport: Hallo, Herr Funkel! Der FC Bayern ist in der Liga zuletzt acht Mal in Rückstand geraten (gegen Mainz sogar mit zwei Toren). Woran liegt das beziehungsweise wie erklären Sie sich das?

Friedhelm Funkel: Um ehrlich zu sein, kann ich mir das nicht erklären, denn das ist so ungewöhnlich. Vielleicht sind sie ein bisschen zu nachlässig und am Anfang nicht so ganz konzentriert. Dass die Bayern das dann trotzdem immer noch schaffen, diese Spiele auch noch in Siege zu verwandeln, spricht für die Klasse dieser Mannschaft. Wenn Hansi (Anm. d. Red: Hansi Flick) oder die Spieler wüssten, woran es liegt, würden sie es ja sofort abstellen. Das ist manchmal im Fußball so, dass du einige Dinge überhaupt nicht erklären kannst. Ich gehe nicht davon aus, dass die Bayern auf den Platz gehen und sagen, dass sie nicht in Führung gehen wollen. Mir scheint die Konzentration in den ersten Minuten nicht so da zu sein, wie es sein muss, um Tore zu verhindern. Seien wir mal ehrlich: Wenn Manuel Neuer nicht im Tor stehen würde, dann hätten sie noch das eine oder andere Tor mehr bekommen.

Sky Sport: Kostet dieses häufige Hinterherlaufen eines Rückstandes irgendwann zu viel Kraft? Gerade wenn es auch international gegen stärkere Gegner geht?

Funkel: Ja, das kostet natürlich Kraft. Ob es zu viel Kraft kostet, das vermag ich jetzt nicht zu beurteilen. Aber es kostet natürlich zusätzliche Kraft, immer wieder anzulaufen und Rückständen hinterherzulaufen. Und die Bayern sind sowieso die am meisten beschäftigte Mannschaft seit über einem Jahr. Die haben ja kaum mal eine Pause gehabt. Die Spieler werden so hoch belastet wie bei keinem anderen Verein. Da könnte das Kraftproblem vielleicht im Frühjahr oder am Anfang des Sommers kommen. Ich wünsche es den Bayern nicht, und kann es mir auch schlecht vorstellen. Aber diese Belastung für die Spieler, die ja auch in der Nationalmannschaft sind und Champions League spielen, ist schon Wahnsinn. Irgendwann wird in dem einen oder anderen Spiel vielleicht auch mal die Kraft fehlen. Auf Sicht gesehen natürlich nicht.

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Sky Sport: Wie wichtig ist es jetzt auch der Januar für die international vertretenen Teams? Erstmals seit vielen Monaten stehen kaum englische Wochen an, im Februar geht es dann aber wieder Schlag auf Schlag. Muss jetzt im Januar im Training der Grundstein für die kommenden Monate gelegt werden?

Funkel: Ich glaube nicht, dass man jetzt, wie es früher der Fall war, Grundlagen im Ausdauerbereich erarbeiten kann. Dafür sind die Spieler schon auf einem guten Level. Die haben ja keine Pause gehabt. Die Trainer werden wissen, dass man jetzt nicht zu viel trainieren kann. Für die Bayern ist es ja nur diese eine Woche. Da musst du ein paar taktische und spielerische Dinge einstudieren, aber alles andere kannst du nicht machen. In der nächsten Woche steht schon das Pokalspiel in Kiel an, und dann fangen die englischen Wochen fast schon wieder an. Man muss jetzt keine großartigen Grundlagen legen, weil sie ja einfach da sind. Die Jungs haben ja nur vier Tage Pause gehabt und in den letzten Wochen und Monaten viel gespielt. Das Wichtigste ist, die richtige Dosierung in den nächsten Wochen zu finden, vor allem für die Top-Vereine. Für die anderen Vereine ist das überhaupt kein Problem. Die spielen Samstag auf Samstag und haben dann vielleicht eine oder zwei englische Wochen. Darüber kann sich keiner beklagen. Wer sich darüber beklagt, der soll aufhören, Fußball zu spielen. Aber für die Top-Vereine, die in der Champions League oder der Europa League spielen, sind diese Belastungen wahnsinnig groß. Neben den Spielen kommen ja auch die Reisen dazu, die ebenfalls strapaziös sind. Das wollen viele nicht wahrhaben, dass das auch schlaucht. Das müssen die Mannschaften in den Griff kriegen. Es gibt Spieler bei jedem Verein, die einfach nicht zu ersetzen sind, obwohl der Kader unglaublich gut ist. Diese Spieler müssen gesund bleiben. Wenn ich da bei den Bayern an Kimmich, Lewandowski oder Neuer denke. Bei Kimmich hat man das gesehen: Der kommt zurück, und bereitet das Tor zum 2:1 in Leverkusen vor. Jetzt in der ersten schlechten Halbzeit gegen Mainz hat Hansi super umgestellt, und ihn auf die rechte Seite gestellt. Kimmich mosert nicht und meckert nicht. Der stellt sich dahin, weil er weiß, dass das in den 45 Minuten das Beste für den FC Bayern ist. Das sind Spieler, die du dich nicht ersetzen kannst. Wenn diese Spieler gesund bleiben, dann hast du immer die Möglichkeit, auch darum herum zu wechseln.

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Sky Sport: Schalke 04 hat einen neuen Trainer. Dort hat Christian Gross den Posten übernommen. Ist er der Richtige für die Mission Klassenerhalt?

Funkel: Das weiß ich nicht, aber er macht einen guten Eindruck. Die Interviews, die er vor und nach dem Spiel gegeben hat, waren richtig gut. Er ist eine Respektperson. Das ist für diese Mannschaft ganz wichtig, dass da jemand hinkommt, der schon vieles erlebt und erfolgreich gestaltet hat. Er stellt was dar. Und wenn er was sagt, dann hört die Mannschaft auch zu. So empfinde ich das, aber natürlich weiß ich das auch nicht zu 100 Prozent. Ich glaube, dass Schalke mit ihm einen guten Trainer verpflichtet hat, der in dieser Situation mit der Mannschaft Spiele gewinnen muss. Aber ich glaube, dass das machbar ist. Der Abstand ist noch nicht so groß. Sechs Punkte zum Relegationsplatz sind in den verbleibenden 20 Spielen aufzuholen. Aber sie müssen irgendwann mal anfangen zu gewinnen. Sie spielen jetzt zu Hause gegen Hoffenheim, dann in Frankfurt und danach zu Hause gegen Köln. Dann ist die erste Serie vorbei, und dann starten sie mit einem Mammutprogramm gegen Bayern, Leipzig und Dortmund. Sie müssen in den drei Spielen jetzt punkten, wenn sie sich ihre Möglichkeiten offenhalten wollen.

Sky Sport: Was kann der Transfer von Sead Kolasinac bewirken? Steigen dadurch die Chancen auf den Klassenerhalt?

Funkel: Also die Chancen sind nicht schlechter geworden. Er ist ein sehr guter Spieler, aber kann ein Linksverteidiger so spielentscheidend sein? Er wird nicht viele Tore machen. Er wird die Mannschaft mitreißen, überhaupt keine Frage. Aber die Mannschaft braucht jemanden, der Tore macht. Sie haben ja erst acht Tore geschossen. Solch einen Spieler brauchen sie, nur die sind wahnsinnig schwierig zu bekommen, die zum Beispiel zehn Tore in 20 Spielen machen. Dann hilft Kolasinac noch mehr. Aber er alleine kann auf der linken Seite keine Spiele entscheiden. Das ist eine sehr gute Verpflichtung, aber sie alleine reicht nicht aus, um die Klasse zu halten.

Sky Sport: Auch Ihr Name kursierte als möglicher S04-Coach in den Medien. Gab es Kontakt zu Königsblau?

Funkel: Nein, es gab keinen Kontakt zu Schalke.

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Sky Sport: Kommen wir zum nächsten neuen Trainer in der Bundesliga. Bo Svensson übernimmt in Mainz den Trainerposten. Der Ex-Spieler der 05er kommt von einem österreichischen Zweitligisten. Aus Ihrer Sicht die richtige Wahl?

Funkel: Wenn man Christian Heidel vertraut, dann ja. Ihm muss man vertrauen, weil er in seiner Ära in Mainz einige Trainer aus dem Hut gezaubert hat. Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel sind heute Welttrainer, die vorher keiner kannte. Er scheint ein gutes Gespür für Trainer zu haben, die zu Mainz 05 kommen. Beim jetzigen Trainer ist es so, dass er dort sechs, sieben, acht Jahre Spieler war und dann auch im Nachwuchsbereich gearbeitet hat. Er kennt den Verein und die Vorgesetzten, und andersherum genauso. Die Bosse können ihn gut einschätzen und sie glauben daran, es mit ihm zu schaffen. Er macht einen sehr sympathischen Eindruck. Das alleine zählt aber nicht, das weiß jeder. Aber ich glaube, das ist typisch Mainz, jemanden zu holen, der noch nicht in der Bundesliga gearbeitet hat. Gerade was Mainz anbelangt, hat Christian immer richtig gelegen. Wer hätte damals gedacht, dass er den Spieler Klopp zum Trainer macht? Das musst du erstmal machen. Dafür scheint er das richtige Gespür zu haben, und die Mannschaft hat am Wochenende gezeigt, zu was sie zu leisten im Stande ist. Die sind richtig gut aufgetreten, und wenn er diesen Ansatz in seine Arbeit aufnimmt, dann hat Mainz auch eine Mannschaft, die sich retten kann.

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Sky Sport: Das Thema Christian Heidel haben Sie eben ja auch schon aufgegriffen. Auch Martin Schmidt ist zurück in Mainz, allerdings als Sportdirektor. Bei den Rheinhessen wurde das Motto „vorwärts zu den Wurzeln" ausgerufen. Wie sehen Sie die das neue Duo bei Mainz 05?

Funkel: Wichtig wird sein, dass Martin Schmidt seine Rolle als Sportdirektor findet. Das ist ganz wichtig. Er war bis vor kurzem Trainer. Ob er sich da auch dementsprechend zurücknimmt, und dem Trainer, der jetzt da ist, den Rücken stärkt, ist ganz wichtig. Er ist mit Herz und Seele Trainer gewesen. Das ist jetzt was Anderes und er hat andere Aufgaben. Und das muss sich finden. Ich halte Martin aber für so schlau, dass er das eben auch macht und in die neue Rolle reinwächst. Mit der täglichen Trainingseinheit hat er nichts mehr zu tun. Das ist Sache des Trainers und da sollte er sich zwischendurch immer wieder daran erinnern, wie er das empfunden hätte, als er Trainer war. Das wird spannend, weil das nicht einfach ist. Christian und Martin kennen Mainz. Sie müssen den Trainer arbeiten lassen und im Hintergrund die Dinge richten. Für Mainz wird das jetzt schon am Wochenende mit dem Derby gegen Frankfurt spannend. Die Eintracht schnuppert nach dem Sieg gegen Leverkusen an Platz sechs. Das wird schon nicht so einfach.

Das Interview führte Florian Poenitz

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