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Schalke 04 News: Eine kommentierende Analyse nach der Niederlage in Stuttgart

Gross "die ärmste Sau": S04-Debakel als Sinnbild einer ganzen Saison

Nach der Spieler-Revolte gegen Trainer Christian Gross hätte der FC Schalke 04 dringender denn je einen sportlichen Aufstand im Tabellenkeller benötigt. Dieser bleibt jedoch abermals aus. Stattdessen gibt das Schlusslicht erneut ein trauriges Bild ab, das dem katastrophalen Saisonverlauf gleicht. Eine kommentierende Analyse.

Hinter dem FC Schalke 04 liegen zum wiederholten Male turbulente Stunden. Nach dem Wirbel um den Spieler-Aufstand gegen Trainer Christian Gross setzte es mit der deutlichen 1:5-Niederlage beim VfB Stuttgart den nächsten großen Rückschlag im Abstiegskampf.

Die Krise spitzt sich zu, ein "Weiter so" scheint schwer vorstellbar. Einen Rücktritt schloss Gross selbst nach der Revolte aber vehement aus: "Nein, nein", sagte der 66-Jährige nach dem Abpfiff bei Sky auf die Frage, ob er hinwerfen würde: "Für mich gibt es kein Aufgeben."

Dabei sind im Spiel gegen den Aufsteiger mehrere Punkte zum Vorschein gekommen, die sich wie ein roter Faden durch Schalkes Seuchensaison ziehen.

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Nach dem 1:5 gegen Stuttgart nimmt Schalkes Trainer Christian Gross Stellung zur Spieler-Revolte gegen seine Person. (Länge: 50 Sekunden)
  • Mangelnde Chancenverwertung

Die Gäste kamen gegen Stuttgart gut ins Spiel und hatten nach nur fünf Minuten die erste große Möglichkeit in Person von Amine Harit, der jedoch aus kurzer Distanz an VfB-Keeper Gregor Kobel scheiterte.

Großchancen dieser Art sind Mangelware bei den Knappen und aus den wenigen, die sie haben, schlagen sie zu wenig Kapital. Von 2070 gespielten Minuten in dieser Bundesliga-Saison lagen die Königsblauen insgesamt nur 145 Minuten in Führung. Woher soll da das Selbstvertrauen kommen?

Auch in der zweiten Halbzeit erspielten sich die Gäste noch einige Chancen, scheiterten aber am glänzend aufgelegten Kobel oder dem eigenen Unvermögen.

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Fazit: Der Auftritt hat schonungslos aufgezeigt, warum das Schlusslicht mit nur 16 geschossenen Toren den schlechtesten Angriff der Liga stellt.

  • Standard-Probleme: Hinten fahrlässig, vorne harmlos

Wataru Endo ist mit einer Körpergröße von 178 Zentimetern eigentlich kein großer Faktor bei Standards. Von Schalkes Defensivspielern wurde er bei zwei halbhoch geschlagenen Ecken allerdings so sträflich allein gelassen, dass er gar nicht mehr anders konnte, als seine ersten beiden Bundesliga-Tore zu erzielen.

Umso bedenklicher aus Schalker Sicht: Vor dem Spiel war Stuttgart in dieser Saison nur ein einziges Mal erfolgreich nach einem Eckstoß. Toreschießen leicht gemacht - sehr zum Ärger von Gross.

"Wir haben eine gemischte Raum- und Manndeckung gewählt. Das hat aber gar nicht funktioniert. Man muss die Bälle besser verteidigen", kritisierte der Coach. Das fahrlässige Verteidigen bei Standardsituationen führte bereits zu 23 Gegentoren - Liga-Höchstwert!

Andersherum macht S04 aus den eigenen ruhenden Bällen zu wenig. Gegen den VfB sorgte nicht eine der neun Ecken für Gefahr, insgesamt sprangen bisher nur drei Tore nach Standards heraus.

Fazit: Wer innerhalb einer Saison selbst nicht dazu in der Lage ist, die eklatante und mehr als offensichtliche Standard-Schwäche in den Griff zu kriegen, hat nicht das Recht die Ablösung des Trainers einzufordern. "Die Mannschaft ist das größere Problem als der Trainer", meint auch Sky Experte Didi Hamann.

  • Gute Phasen sind nicht ausreichend

Trotz des 0:3-Rückstandes nach 34 Minuten gaben sich die Gäste nicht auf, Kampfgeist und Willen kann man dem Tabellen-Letzten nicht absprechen. Die Knappen zeigten offensiv phasenweise eine ansprechende Leistung und spielten mutig nach vorne, doch mit Auftritten dieser Art reichte es in den vergangenen 40 Bundesliga-Spielen nur zu zwei (!) Siegen.

"Im Moment ist es so, dass wir noch mehr machen müssen, noch mehr versuchen müssen, um Spiele zu gewinnen", sagte Winter-Neuzugang Shkodran Mustafi bei Sky. Eine Erkenntnis, die nicht neu ist in Gelsenkirchen. Allerdings werden die Gelegenheiten für die praktische Umsetzung dieses Vorhabens von Woche zu Woche weniger ...

Fazit: Schalke ist auch aus physischen Gründen nicht dazu in der Lage, über die kompletten 90 Minuten eine konstant gute Leistung abzurufen. 16 Gegentore allein in der Schlussviertelstunde sind ein deutliches Zeichen.

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Trainer Christian Gross zeigt sich mit der kämpferischen Leistung seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit beim 1:5 gegen Stuttgart zufrieden. (Länge: 23 Sekunden)
  • Schalke verpasst den Anschluss

Nabil Bentaleb hätte in der 73. Minute per Elfmeter nochmal auf 2:3 verkürzen können, doch der kürzlich begnadigte Spielmacher scheiterte an Kobel. "Es war unglücklich, dass wir den Elfmeter nicht verwandelt haben, das hätte uns vielleicht noch einen Schub gegeben", sagte Gross.

Aber auch diese Szene ist passend zum bisherigen Saisonverlauf: Schalke hatte zwischenzeitlich immer mal wieder die Möglichkeit, den Anschluss an die Konkurrenten herzustellen, doch in Spielen wie gegen Mainz (2:2), Augsburg (2:2), Bielefeld (0:1), Köln (1:2) oder Bremen (1:1) versagten den Protagonisten die Nerven.

Fazit: Die Mannschaft hat in den vergangenen Monaten zu viele Rückschläge einstecken müssen. Die labile Psyche ist in den ausstehenden elf Spielen kaum mehr zu stabilisieren.

  • Der Trainer ist "die ärmste Sau" auf Schalke

Huub Stevens ausgeklammert (war interimsweise nur für ein Bundesliga-Spiel an der Seitenlinie), haben es weder David Wagner, Manuel Baum oder nun Christian Gross geschafft, aus einem offensichtlich inhomogenen Konglomerat an Einzelspielern eine für den Abstiegskampf geeignete Mannschaft zu formen. Die vielen individuellen Fehler gleichen und wiederholen sich im Wochenrhythmus.

"Wenn wir so verteidigen, dann ist der Trainer die ärmste Sau", fasste Torhüter Michael Langer die Situation am Sky Mikro treffend zusammen. Auch Hamann zeigte Mitgefühl für den erfahrenen Schweizer.

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Sky Experte Dietmar Hamann analysiert die prekäre Situation auf Schalke. (Länge: 32 Sekunden)

"Ich glaube, dass er von einigen Spielern im Stich gelassen und hintergangen wurde. Die Mannschaft hatte heute auf dem Platz die Chance zu zeigen, was für Typen sie sind nach dem Motto: 'Wir regeln das irgendwie, mit oder ohne Trainer.' Das haben sie nicht gemacht und deswegen muss man den Charakter einiger Spieler in Frage stellen."

Fazit: Christian Gross trifft die geringste Schuld an der aktuellen Situation. Die Spieler stehen in der Pflicht und müssen sich selbst hinterfragen, was sie persönlich ändern können. Für Schalke geht es in den kommenden Spielen darum, auf dem Platz so viel zu investieren, dass es im Zweifel zumindest mit Ehre und Würde nach unten geht.

Mehr zum Autor Robin Schmidt

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