Die Krise auf Schalke könnte kaum größer sein - vorne erzielt die Mannschaft keine Tore, hinten ist sie offen wie ein Scheunentor. Bei Sky90 - die Unibet Fußballdebatte erklärt Sky Experte Didi Hamann die Gründe der Dauermisere.
Die Stimmungslage auf Schalke ist seit Monaten mehr als angespannt. Das deutliche 0:3 im Derby gegen den übermächtigen Erzrivalen Borussia Dortmund hinterlässt aber weitere schmerzvolle Spuren bei Spielern, Verantwortlichen und Fans. Auch für Sky Experte Didi Hamann ist die Lage bei Königsblau besorgniserregend.
"Ich glaube, dass jeder Fußball-Fan Angst um Schalke hat. Es ging ja schon in der Rückrunde der letzten Saison los und da schließen sie übergangslos an. Man muss natürlich - auch trotz der 21 sieglosen Spielen in Folge - etwas Positives suchen. Aber ich tue mich schwer, wenn ich sehe, dass Schalke 45 Minuten mit zehn Mann am eigenen Strafraum nur verteidigt. Sich einfach zurückzuziehen und den Riegel aufzubauen und dann sagen: 'Wir haben 45 Minuten ausgehalten', dass kann nicht der Anspruch von Schalke sein."
Auf Schalke fehlt die Identifikation der Mannschaft
Spaß am Spiel, sich als Einheit präsentieren, Führungsspieler gehen voran - all das lässt die Mannschaft vermissen. Was viele Fans seit langer Zeit sehen, bringt Hamann auf den Punkt: "Scherbenhaufen!"
Die Gründe für die dauerhafte Misere in Gelsenkirchen sind für den 47-Jährigen offensichtlich: "Beispiel Gehaltsverzicht: Es ist immer schwer Solidarität einzufordern. Nur wenn die Mannschaft geschlossen sagt: 'Nein, wir machen das nicht', dass lässt schon auf eine fehlende Identifikation schließen. Und das ist ja ein bekanntes Problem auf Schalke."
Hamann wird konkreter und zählt die Missstände auf: "Sie haben mit Fährmann, Naldo und Höwedes Leute weggeschickt - und nun hast du die Identifikation nicht mehr. Dann hast du immer wieder neue Trainer. Der Einfluss von außen stimmt nicht mehr. Clemens Tönnies, der immer helfen wollte, ist auch nicht mehr da. Er hat dem Verein immer emotional und finanziell unter die Arme gegriffen."
Hamann ergänzt: "Es ist eine Situation, in der sich ein Verein schnell selbst auflösen kann - ich glaube, an dem Punkt sind sie jetzt angekommen. Schalke hat eine Mannschaft, die nicht zu hundert Prozent die Identifikation zum Verein hat. Es gibt keine Typen mehr auf Schalke - nicht in der Mannschaft und auch nicht drum herum."
Fehler wurden bereits im Sommer gemacht
Fehler wurden nicht erst seit dieser Saison gemacht. "Schalke ist zurzeit ein Verein, wo gefühlt keiner sein will. Es gibt keinen Zusammenhang mehr. Jetzt hast du acht Spieler, die schon im Sommer weg wollten - es ist eine fatale Situation", sagt Hamann.
Dieser Situation Herr zu werden, ist für den neuen Trainer Manuel Baum eine sportliche Herausforderung und wahrscheinlich eine Mammutaufgabe. "Das einzig Positive ist, dass sie schon gegen Bayern, Leipzig und Dortmund gespielt haben. Sie haben jetzt zwei Aufgaben (VfB Stuttgart, Mainz 05, Anmerk. d. Red.), wo sie Möglichkeiten zum Sieg haben. Wenn der Knoten mal platzt, kann es natürlich auch sein, dass sie zwei, drei, vier Spiele am Stück gewinnen - aber man weiß nicht, wann das passiert."
Hamann hat weder die Mannschaft noch den ganzen Verein aufgegeben - die größten Sorgenfalten bleiben dennoch.