Nach dem 2:0-Auftakterfolg gegen Mönchengladbach schien Schalke die starke Hinrunde fortführen zu können. Seitdem zeigt die Formkurve stark nach unten. Haben die Knappen in der Hinrunde überperformed oder stecken die Schalker aktuell in einem Formtief? Sky Sport vergleicht für Euch die Statistiken.
Die Hinrunde beendeten die Schalker mit 30 Punkten auf Rang fünf - punktgleich mit dem Erzrivalen aus Dortmund und mit Außenseiterchancen im Rennen um die deutsche Meisterschaft. Nach 23 Spieltagen klafft eine Neun-Punkte-Lücke zum BVB und S04 muss um die Teilnahme am europäischen Geschäft bangen. Doch was ist passiert?
Ergebnisse wie ein Abstiegskandidat
Die Ausbeute seit dem Sieg gegen Gladbach: drei Punkte aus fünf Spielen bei einem Torverhältnis von 1:11. Zehn der elf Gegentore setzte es gegen Mannschaften (Bayern 0:5, Leipzig 0:5) mit denen man - zumindest - mithalten wollte. Die übrigen Gegner in der bisherigen Rückrunde: eine harmlose Hertha (0:0), Abstiegskandidat Nummer eins SC Paderborn (1:1) und schwache Mainzer (0:0).
Nach dem Saisonstart hatte Königsblau gegen dieselben Gegner noch eine Bilanz von 13 Punkten bei einem Torverhältnis von 13:6 - darunter ein beachtlicher 3:1-Sieg bei RB.
Wo liegen die Gründe für den Schalker Durchhänger?
Die blanken Statistiken verraten einiges darüber was bei den Knappen anders läuft als noch vor dem Jahreswechsel. Dabei ist die Bewegung das richtige Stichwort: während die Schalker in der Hinrunde noch 116 Kilometer* zurücklegten, sind es in der Rückserie nur noch 113 Kilometer. In jedem der ersten sechs Saisonspiele lief S04 den Gegner in den Boden - in den bisherigen Partien in diesem Kalenderjahr war das nur gegen Gladbach und in Mainz der Fall.
Ein weiterer eklatanter Unterschied zu den Hinrundenspielen ist die Chancenverwertung. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Großchancen wurden in der Hinserie noch im gegnerischen Gehäuse untergebracht, bei "normalen" Chancen waren es ebenfalls starke 18 Prozent.
Offensiv ohne Fortune, defensiv zahnlos
In der Rückserie flatterten den königsblauen Angreifern dagegen deutlich öfter die Nerven: nur nach 14 Prozent der Großchancen durften die Anhänger jubeln, die allgemeine Chancenverwertung lag bei unterirdischen sieben Prozent - nur die abstiegsbedrohten Bremer sind hier noch fahrlässiger (Fünf Prozent).
Die Konsequenz: in der Hinrunde erzielte S04 noch durchschnittlich 1,7 Tore pro Spiel, in der bisherigen Rückserie sind es lediglich 0,5 Tore. Knappe Partien können momentan nicht mit der Effizienz der Hinrunde zu Siegen veredelt werden.
Das Schalker Problem lässt sich aber nicht nur auf die Angriffsreihe begrenzen - auch die Defensive agiert unter dem Hinrunden-Niveau. Die Abwehr lässt pro Spiel drei Schüsse mehr auf den Kasten zu als zu Saisonbeginn. Auch hier ist die Konsequenz eine logische: statt nur 1,2-mal muss Alexander Nübel seit dem Jahresbeginn 1,8-mal den Ball aus dem Netz holen.
Unter dem Strich bedeutet das auf dem Punktekonto, dass Schalke statt starken 1,8 Punkten nur noch ein Pünktchen pro Partie holt - eher die Ausbeute eines Absteigers als eines Anwärters auf Europa.
Schlüsselspieler außer Form
In der Hinrunde überzeugten die Schalker Leistungsträger nahezu restlos. Amine Harit zeigte seine offensive Vielseitigkeit und unterstrich diese mit zehn Scorerpunkten (sechs Tore, vier Assists). In der Rückrunde blieb der 22-jährige Marokkaner bei fünf Einsätzen allerdings noch ohne Torbeteiligung. Schoss der Freigeist vor der Winterpause noch 1,5-mal pro Partie in Richtung des gegnerischen Tores, waren es seit dem Jahreswechsel lediglich 0,6 Abschlüsse pro 90 Minuten.
Wenig besser sieht es bei Offensiv-Kollege Benito Raman aus. So zeigte sich der Belgier in der Hinrunde noch äußerst effizient (24 Prozent Chancenverwertung) und erzielte bei elf Einsätzen vier Tore und assistierte zweimal. In den letzten fünf Partien konnte der 25-Jährige - ebenso wie Harit - noch keinen Treffer erzielen. Ein Stürmer ist aber oft nur so gut, wie das Mittelfeld, das ihn füttert. Das rückt den in der Hinserie überragenden Suat Serdar in den Fokus der Ursachenforschung.
Ist die Sturmflaute mittelfeldgemacht?
Serdar war vor dem Jahreswechsel das Herz der Schalker Mannschaft. Die Qualitäten des Mittelfeld-Motors sprachen sich sogar bis zu Jogi Löw herum - die Belohnung war die Einladung zur Nationalmannschaft. Oft fungierte der 22-jährige Ex-Mainzer als Dosenöffner für die Knappen - sechsmal netzte der zentrale Mittelfeld-Akteur zu einer Schalker Führung ein.
Aber selbst Serdar kommt in der Rückrunde noch nicht richtig in Tritt - auch, weil er von einer Verletzung ausgebremst wurde und bei den Remis gegen Paderborn und in seiner alten Heimat Mainz, zusehen musste.
Dauerbrenner im Leistungstief
Bastian Oczipka konnte im Vergleich zur Hinrunde nur eine Statistik aufrechterhalten: der Außenverteidiger steht bei immer noch 100 Prozent absolvierter Spielminuten. In allen anderen - für einen Verteidiger relevanten - Statistiken ließ der 31-Jährige nach.
Die Zweikampfquote sank um vier Prozent (Hinrunde: 59 Prozent), bei 100 versuchten Dribblings kann der ehemalige Frankfurter nur noch 45 (Hinrunde: 55) erfolgreich abschließen und auch nur noch jede sechste Flanke (17 Prozent) findet einen Mitspieler - vor dem Jahreswechsel ermöglichte noch jede vierte Hereingabe eine Chance.
Schalke zum Topspiel bei formstarken Kölnern
Bei Schalke scheint derzeit alles zusammen zu kommen - in allen Mannschaftsteilen kränkelt es gewaltig. Die Stürmer treffen nicht, das Mittelfeld scheint kopflos und selbst die Defensiv-Dauerbrenner Oczipka läuft seiner Form hinterher. Bekommen Schalke und Trainer David Wagner die Probleme nicht bald in den Griff, könnte in Gelsenkirchen bald große Unruhe einkehren und selbst die Europa-League-Quali in Gefahr geraten.
Aber ausgerechnet jetzt muss Königsblau mit dem Auswärtsspiel in Köln (ab 17.30 Uhr live und exklusiv auf Sky Bundesliga 1 HD) zum "Rückrunden-Schalke", das sich nach einer schwachen Hinrunde aktuell in bestechender Form befindet.
*Daten: Opta