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Herrlich erklärt die BVB-Probleme und Wagners Erfolgsrezept

Herrlich vor dem Revier-Derby im exklusiven Interview mit skysport.de

Heiko Herrlich spricht über das anstehende Revierderby.
Image: Heiko Herrlich spricht über das anstehende Revierderby.  © Getty

Der ehemalige BVB-Profi Heiko Herrlich spricht im Exklusiv-Interview über die Startschwierigkeiten von Borussia Dortmund. Zudem äußert sich der 47-Jährige zu Wagners Erfolgskonzept bei Schalke 04.

Sky Sport: Herr Herrlich, welche Erinnerungen haben Sie an die Revier-Derbys gegen Schalke?

Herrlich: "Schöne Erinnerungen. In meiner zweiten Saison, als wir später die Champions League gewonnen haben und Schalke den UEFA-Cup geholt hat, haben wir 2:1 auf Schalke gewonnen und ich habe ein Tor gemacht."

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Sky Sport: Wann waren Sie zuletzt in Dortmund im Stadion?

Herrlich: "Gegen Barcelona war ich im Stadion, das Spiel hätte statt 0:0 auch 3:0 für den BVB ausgehen können. Dortmund hat durch Reus zwei Großchancen vergeben und einen Elfmeter verschossen. Vielleicht hätte ein Sieg der noch relativ jungen Mannschaft einen riesigen Schub gegeben, dass man auch gegen solche Teams gewinnen kann."

Sky Sport: Sie haben für Mönchengladbach und Dortmund gespielt. Haben Sie das Duell ihrer Ex-Klubs gesehen?

Herrlich: "Natürlich, es war ein absolutes Spitzenspiel, das Dortmund etwas glücklich gewonnen hat. Der Sieg war zwar nicht unbedingt souverän, aber es war sehr wichtig für Dortmund, den Dreier zu holen. Sie haben ja in den vergangenen Spielen viel liegengelassen."

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Man kann keinem, der Bundesligaspieler geworden ist, die Mentalität absprechen.
Heiko Herrlich

Sky Sport: Warum hatten die Dortmunder zuletzt so große Probleme in der Bundesliga?

Herrlich: "Sie schaffen es nicht, ihr Spiel durchzubringen. Wenn man sich noch einmal das zweite Gegentor beim 2:2 in Frankfurt anschaut, das die Mentalitätsdiskussion ausgelöst hat, hat das schon etwas mit Mentalität zu tun. Man kann keinem, der Bundesligaspieler geworden ist, die Mentalität absprechen. Aber es gibt da noch einmal Unterschiede, ob du am Ende auf Platz eins oder Platz vier landest. Das hat etwas damit zu tun, ob du bereit bist, noch einmal mit deinem Gegenspieler mitzugehen oder nicht."

Sky Sport: Kann man sagen, dass Dortmund, was das Selbstverständnis in solchen Situationen angeht, noch ein Stück zum FC Bayern fehlt?

Herrlich: "Absolut. Am Ende sind es die Kleinigkeiten, die einem zum Titel fehlen. Ich kann mich an die Saison 1995/96 erinnern, ich war neu in Dortmund und wir waren am Ende Meister, da haben wir fünf Spieltage vor Schluss 0:5 in Karlsruhe verloren. Können Sie sich vorstellen, wie Matthias Sammer damals die Mannschaft unter der Woche zusammengefaltet hat? Er hat eingefordert, dass alle den Fleiß leben und mitarbeiten."

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Sky Sport: Am Samstag muss der BVB zum Derby nach Schalke. Wie sehen Sie die Entwicklung bei S04 unter David Wagner und was halten Sie von ihm?

Herrlich: "Ich kenne David schon lange, er ist mein Jahrgang und wir haben zusammen in der Jugend-Nationalmannschaft gespielt. Später war ich Trainer beim DFB-Nachwuchs und hatte auch zwei Spieler aus seiner U-19-Mannschaft in Hoffenheim. Ich habe auch viele Spiele seiner Dortmunder Reservemannschaft gesehen. Er hat eine sehr angenehme Art und legt sehr viel Wert auf den Teamgedanken. Vor den Aufstiegsspielen mit Huddersfield ist er mit der Mannschaft und den Familien nach Portugal geflogen, um den Zusammenhalt noch mehr zu stärken. Seine angenehme Art und seine Professionalität zeichnen ihn aus. Das spiegelt sich jetzt auch bei seiner Arbeit auf Schalke wider, er hält die Mannschaft gut in der Spur."

Sky Sport: Wagner hat ja fast die gleiche Mannschaft wie seine Vorgänger Domenico Tedesco und Huub Stevens in der vergangenen Saison. Was ist Wagners Erfolgsrezept?

Herrlich: "Man sieht, dass der eine oder andere Spieler jetzt mehr Vertrauen vom Trainer spürt und aufblüht. Die Mannschaft ist im Umschaltspiel sehr stark und defensiv gut organisiert. Da er kennt man schon eine Handschrift."

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Sky Sport: Wagner scheint genau der Trainer zu sein, nach dem man sich auf Schalke gesehnt hat. Lucien Favre hat es in Dortmund mit seiner Art schwerer, die Herzen der Fans zu erobern. Wie beurteilen Sie Favres Arbeit beim BVB?

Herrlich: "Favre hat in der vergangenen Saison viele junge und neue Spieler integriert. Er hat es phasenweise sehr gut hingekriegt und Hoffnungen geweckt, aber im Februar hat Dortmund dann alles verspielt. Dennoch hat Favre einen guten Job gemacht. Leistungen wie die gegen Barcelona waren gut. Dann gab es auch Spiele wie das 2:2 in Frankfurt, die man aber nicht nur am Trainer festmachen kann. Da stehen auch die Spieler in der Verantwortung."

Sky Sport: Marco Reus hat beim 1:0 gegen Mönchengladbach das Siegtor erzielt. Das Champions-League-Spiel in Mailand hat er wegen einer Erkältung verpasst, Dortmund hat 0:2 verloren. Wie wichtig ist er für den BVB?

Herrlich: "Sehr wichtig. Man hat auch in der vergangenen Saison gesehen, dass die Mannschaft ohne Reus weniger Qualität hatte und weniger Punkte geholt hat."

Sky Sport: Ein Ausfall im Derby wäre für Dortmund bitter…

Herrlich: "Man muss jetzt abwarten. Am vergangenen Samstag hat er mit einer Erkältung gespielt und das entscheidende Tor erzielt. Vielleicht kriegt er die Kurve ja bis zum Derby."

Sky Sport: Reus wirkt als Kapitän relativ ruhig. Muss Mats Hummels noch mehr die Führungsrolle übernehmen?

Herrlich: "Dafür hat man ihn ja geholt, als erfahrenen Spieler und die Persönlichkeit, die der jungen Mannschaft in schwierigen Situationen Halt geben kann. Seine Leistung bringt er bisher, wenn er jetzt noch mehr Einfluss auf die anderen Spieler hat, wird das auf jeden Fall nicht schaden."

Ich weiß nicht, ob die Beziehung zwischen Löw und Hummels noch einmal funktionieren könnte.
Heiko Herrlich

Sky Sport: Es wird gerade viel darüber diskutiert, ob Hummels in die Nationalmannschaft zurückkehren soll. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Herrlich: "Auf der einen Seite hat der Bundestrainer die Richtung vorgegeben, dass er auf junge Spieler setzt, auf der anderen Seite fehlt jetzt Niklas Süle. Ich weiß nicht, ob die Beziehung zwischen Löw und Hummels noch einmal funktionieren könnte. Wenn Löw ihn jetzt zurückholt, könnte es sein, dass er an Glaubwürdigkeit verliert. Andererseits geht es nicht um Jogi Löw oder irgendwelche Beziehungen und Befindlichkeiten. Wenn Hummels die Bereitschaft erklärt, wieder im DFB-Team spielen zu wollen und die Nationalmannschaft davon profitiert, muss Joachim Löw vielleicht mal über seinen Schatten springen. Andererseits muss aber auch klar sein: Wenn Löw seinen Weg beibehalten will und Spieler wie Tah heranführen will, muss man offen darüber sprechen, ob Hummels den Weg mitgehen würde. Das sind lauter Detailfragen, die der Bundestrainer beantworten muss."

Sky Sport: Was erwarten Sie für das Spiel am Samstag?

Herrlich: "Ich erwarte zwei Mannschaften, die bis unter die Haarspitzen motiviert sind. Auch für beide Fanlager ist es das wichtigste Spiel im Jahr. Es geht nicht um den Tabellenplatz, sondern darum, dass man den Nachbarn bezwingt. Es wäre für Dortmund ein Riesenschritt nach vorn, wenn man das Spiel für sich entscheiden könnte."

Das Interview führte Thorsten Mesch

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