"Hamburger Sorgen-Verein": Der HSV droht zum dritten Mal in Folge die ersehnte Rückkehr in die Bundesliga zu verpassen. Sky Sport nennt drei unbequeme Wahrheiten über den einstigen Branchenriesen.
1.) Der HSV hat den Aufstieg nicht verdient!
Jährlich grüßt das Murmeltier: Wie bereits in den beiden Vorjahren haben die Hamburger eine gute Ausgangsposition leichtfertig verspielt. Die Hinrunde beendete die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune noch als Tabellenerster mit fünf Punkten Vorsprung auf einen Nicht-Aufstiegsplatz.
Die Hanseaten verteidigten den Spitzenplatz trotz einer Schwächeperiode bis zum 23. Spieltag, doch nach einem desaströsen April mit drei Remis und zwei Niederlagen gegen Kontrahenten, die der HSV eigentlich schlagen muss, sind alle Aufstiegshoffnungen so gut wie verflogen. "Im Moment ist alles scheiße", fasste Routinier Rick van Drongelen die missliche Lage zusammen.
Drei Runden vor Saisonende ist die SpVgg. Greuther Fürth auf Rang zwei bereits fünf Punkte entfernt, der Vorsprung auf den viertplatzierten Pokal-Halbfinalisten Holstein Kiel, der noch drei Spiele in der Hinterhand hat, beträgt lediglich zwei Zähler. Der Ex-Meister muss auf Patzer der Konkurrenz hoffen und kann nicht mehr aus eigener Kraft ins Oberhaus zurückkehren.
"Wir müssen uns natürlich Sorgen machen und brauchen erstmal nicht über den Aufstieg sprechen", sagte ein gefrusteter Sven Ulreich. Um ehrlich zu sein: Aufgrund der Leistungen in den vergangenen Wochen hat es das Thioune-Team auch nicht verdient, am Ende einen der ersten drei Plätze zu belegen.
2.) Der HSV hat aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt!
Die leidgeprüften HSV-Fans wissen mittlerweile, wie eine Zweitliga-Saison ihres Vereins abläuft: Auf die Euphorie nach einem starken Saisonstart folgt ein Wechsel von Zwischentiefs und Zwischenhochs, die am Ende in Enttäuschung und Ratlosigkeit münden.
Die Qualität im aktuellen Kader ist nicht überdurchschnittlich gut, doch die Verantwortlichen haben bei ihrer Analyse im vergangenen Sommer vor allem einen schweren Fehler begangen: Trotz erfahrener Neuzugänge wie Torhüter Sven Ulreich oder Torjäger Simon Terodde besteht weiterhin ein Vakuum an zentralen Führungsspielern, die in schwierigen Phasen die Last des Aufstiegsdrucks tragen können.
"Gerade in der Innenverteidigung und auf der Sechs mangelt es an Führungsspielern. Toni Leistner kann diese Rolle zwar ausfüllen, jedoch fiel er lange Zeit verletzt aus", analysiert Sky Reporter Jurek Rohrberg die Lage. Viele Akteure sind mit der Situation überfordert, meistens schaltet sich schon beim ersten kleinen Rückschlag im Spiel der Kopf ein. In dieser Art und Weise schlägt sich die Mannschaft oft selbst und wirkt phasenweise sogar mutlos.
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"Sie wissen auch, wie es in der Vergangenheit abgelaufen ist und machen sich selbst Druck. Damit kommt das Team nicht klar", meint Rohrberg. Neben der mentalen Verfassung scheint es auch körperliche Defizite zu geben. Anders ist ein Auftritt wie in Sandhausen, das trotz Quarantäne in vielen Aktionen deutlich spritziger wirkte, nicht zu erklären.
Es sind die bekannten Muster, die bereits früh in der Rückrunde absehbar waren. Die Verantwortlichen um Sportvorstand Jonas Boldt haben jedoch zu lange tatenlos zugesehen und sich zu lange die Realität schön geredet. Spätestens Ende Februar nach dem spielerischen Offenbarungseid bei der 2:3-Niederlage gegen das abgeschlagene Schlusslicht aus Würzburg wären Klartext und Maßnahmen angebracht gewesen.
Ulreichs schonungslose Aufarbeitung nach dem 1:1 gegen den KSC ("Grundtugenden haben nicht gestimmt") kommt wohl zu spät, zumal sein Trainer den Eindruck nicht teilte. "Da widerspreche ich meinem Torhüter", sagte Thioune. Der HSV muss aber endlich der Realität ins Auge schauen und daraus die richtigen Schlüsse für die Zukunft ziehen.
3.) Der HSV wird ein normaler Zweitligist!
Einst galt der Verein als unabsteigbar, manche Spötter behaupten nun, er wäre unaufsteigbar. Das erneute Verpassen des Saisonziels würde für die Norddeutschen abermals einschneidende Konsequenzen nach sich ziehen - auf allen Ebenen. Aufgrund der finanziellen Einbußen müssten das Budget sowie die Gehälter angepasst werden, auch die Kader-Struktur würde sich erheblich verändern. Und für das Image würde ein viertes Jahr in der 2. Bundesliga bedeuten: Der HSV wäre endgültig ein normaler Zweitligist.
Und wie geht es für Thioune weiter? Nach dem KSC-Spiel machte der sonst so energiegeladene und kämpferische Coach einen resignierenden und niedergeschlagenen Eindruck. Ein Trainerwechsel zum jetzigen Zeitpunkt würde wohl nur wenig Sinn ergeben und eher für mehr Unruhe als für einen positiven Effekt sorgen. "Wie und ob es für Thioune an der Elbe weitergeht, wird eine interne Analyse im Sommer ergeben", prognostiziert Rohrberg.
Der Auftrag an den HSV-Trainer war aber auch für diese Spielzeit klar formuliert: Rückkehr in die Bundesliga. Dafür braucht es nun schon ein kleines Wunder.