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Kolumne: Matthäus über DFB-Team, Baustellen, WM-Chancen und Musiala

Matthäus: Flick wird bei WM mit Neuner überraschen

''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.
Image: ''So sehe ich das'' - die Sky Kolumne von Lothar Matthäus.  © Sky

In seiner Kolumne "So sehe ich das" schätzt Sky Experte Lothar Matthäus die Lage bei der deutschen Nationalelf ein und erklärt, warum er keine Sorgen vor der WM in Katar hat. Von einem Youngster schwärmt er besonders und fordert einen dauerhaften Stammplatz.

Ich mache mir auch nach diesen beiden Länderspielen keine allzu großen Sorgen um die WM. Wir haben noch Zeit, einen sehr guten Trainer und viel Qualität in unseren Reihen. Ja, die Performance war sowohl bei der Niederlage gegen Ungarn, als auch beim 3:3 in England nicht so, wie man sich das von der deutschen Nationalelf wünscht.

Andere Top-Nationen haben auch Probleme

Aber: Die anderen Länder, mit ähnlichen Zielen, kämpfen alle mit denselben Problemen. Spanien, Frankreich, England, Kroatien, Belgien. Bei wenigen läuft es bereits jetzt so, wie es soll. Fakt ist aber: Wenn wir unser Ziel, und das sollte mindestens das Halbfinale sein, erreichen wollen, muss einiges besser werden.

Wir müssen dominanter werden, mehr Chancen kreieren und vor allem vollstrecken, hinten besser stehen und das Spiel machen. Wenn Spieler mit ihren Bundesliga-Klubs in einer Krise stecken, dann ist das etwas, das regelmäßig vorkommt. Spieler aus Dortmund, Leipzig oder anderen Vereinen, sind das gewohnt, weil es dort immer mal wieder schwierige Phasen gibt.

Bayern-Krise wirkt sich auf DFB-Team aus

Für die Bayern-Spieler ist dies eher die Ausnahme. Erst recht in den letzten Jahren. Sie kommen selten mit schlechter Laune, einem Formtief oder gar vier nicht gewonnen Spielen in Folge zum Bundestrainer. Und natürlich hat das Auswirkungen. Es fehlt an Selbstbewusstsein oder positiver Energie, die dann ja auch ansteckend ist. Ein Serge Gnabry grübelt mehr als sonst, weil er öfter auf der Bank sitzt.

Bei Leroy Sane sind es öfter Hochs und Tiefs. Joshua Kimmich oder Thomas Müller hatten natürlich auch schon bessere Tage. Wobei ich die beiden explizit rausnehmen möchte. Sie bringen seit Jahren regelmäßig großartige Leistungen und haben schon sehr viel für ihre Teams geleistet. Aber die Bayern-Krise wird nicht ewig dauern und im Turnier wird auf sie Verlass sein.

Matthäus glaubt an Sturm-Überraschung durch Flick

Ich bin sicher, dass Hansi Flick einen Mittelstürmer mit zur WM nehmen wird, den man noch nicht auf dem Zettel hat. Wir brauchen einen, den man zumindest einwechselt und der immer für ein Kopfball-Tor gut ist. Er kann sich aber einen Weltklasse-Stürmer nicht schnitzen. Wir haben nun mal keinen Gerd Müller, Rudi Völler, Karl-Heinz Rummenigge oder Jürgen Klinsmann in unserem Land.

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Timo Werner fehlt momentan das Selbstvertrauen und das Glück vor dem Tor. Kai Havertz hat es gegen England sehr gut gemacht und ist ein fantastischer Fußballer, aber kein klassischer Mittelstürmer. Und deshalb haben wir hier schon ein Problem. Die Engländer haben uns ehrlich gesagt auch zwei Tore geschenkt. Und bei einer WM sollte man sich lieber nicht darauf verlassen, dass einem Tore geschenkt werden.

Probleme auf den Außenpositionen in der Abwehr

Auch hinten auf den Außenpositionen sehe ich momentan Schwierigkeiten. David Raum ist aktuell auch nicht in der Verfassung, in der er sein müsste, um absolute Höchstleistung zu bringen. Eventuell denkt er zu viel nach und hat deshalb die Leichtigkeit verloren.

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DFB-Team: Remis gegen England hinterlässt viele Fragezeichen - vor allem in der Defensive. Nico Schlotterbeck hat in fünf Spielen drei Elfmeter verursacht.

Und ob sein Spiel, also auch zu flanken, zu diesem Team passt, weiß ich noch nicht ganz genau. Denn aktuell sind wenige da, die ihre Stärke in der Luft haben. Raum und Gosens haben so ihre Probleme, wenn sie in der Viererkette agieren müssen. Zudem ist Gosens bei Inter Mailand nicht die allererste Wahl. Kehrer macht seine Sache ordentlich und ich würde auf keinen Fall den Freiburger Günter vergessen.

Kein Platz für Hummels

Mit unserer Innenverteidigung und den aktuellen Spielern, bin ich eigentlich zufrieden. Vor zwei Jahren hat man gesagt, dass Mats Hummels zu langsam sei und jetzt soll er die Lösung sein. Stand heute würde ich ihn nicht mitnehmen, weil ich von den anderen Innenverteidigern überzeugt bin. Hinzu kommt: Wenn ich einen Hummels mitnehme, dann muss er auch von Beginn an spielen. Und ich glaube nicht, dass man ihm das versprechen kann.

Alle Kolumnen von Matthäus im Überblick
Alle Kolumnen von Matthäus im Überblick

Rekordnationalspieler und Sky Experte Lothar Matthäus analysiert jede Woche exklusiv in seiner Kolumne "So sehe ich das" aktuelle Themen der Fußballwelt auf skysport.de

Um Niklas Süle gibt es immer die gleichen Diskussionen. Ich möchte mich an diesen nicht beteiligen. Ich weiß, weil ich ihn kenne, dass er sich in den nächsten acht Wochen in Form bringen und fit sein wird. Er braucht die regelmäßige Spielpraxis und dann ist er ein sehr guter Innenverteidiger. Zusammen mit Antonio Rüdiger sind wir da top aufgestellt.

Dahinter sehe ich Matthias Ginter, der in der Liga und der Europa League klasse spielt für Freiburg, sowie Nico Schlotterbeck, von dem ich auch eine ganze Menge halte. Er muss einfach noch etwas ruhiger und abgeklärter werden und keine unnötigen Elfmeter provozieren. In Situationen, in denen er nicht zu 100 Prozent sicher ist, auch klären zu können, muss er vor allem im Sechzehner weg bleiben. Aber er ist noch jung, seit kurzem bei einem noch größeren Klub und muss eben das ein oder andere lernen. Allerdings bin ich ein Fan von ihm und somit hätten wir vier richtig gute Innenverteidiger.

WM 2022: Die WM-Fakten zur deutschen Nationalmannschaft

  • Gruppe: Gruppe E
  • Gruppengegner: Japan, Spanien, Costa Rica
  • Trainer: Hansi Flick
  • Kapitän: Manuel Neuer
  • WM-Teilnahmen: 19
  • Weltmeistertitel: 4 (1954, 1974, 1990, 2014)
  • Letzte WM-Platzierung: Vorrunden-Aus (2018)
  • WM-Bilanz: 67 Siege, 20 Unentschieden, 22 Niederlagen
  • WM-Rekordtorschütze: Miroslav Klose (16 WM-Tore)
  • WM-Rekordspieler: Lothar Matthäus (25 WM-Spiele)

Matthäus fordert Stammplatz für Unterschiedsspieler Musiala

Ein weiterer Grund zur Freude ist wie immer Jamal Musiala. Er ist aktuell DER Unterschiedsspieler beim FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft. Für mich muss er in seinen beiden Mannschaften immer von Anfang an auf dem Platz stehen. Es müssen auch nicht immer 90 Minuten sein, aber von Beginn an. Wie er die englischen Spieler schwindlig gespielt hat, um dann noch den gefährlichen Pass an den Mann zu bringen, großartig.

Er kann Dinge, die so in dieser Mannschaft keiner kann. Wie er jetzt auch noch defensive Zweikämpfe gewinnt und nicht wie die üblich den Ball quer oder nach hinten spielt, sondern sofort nach vorne bringt, ist einmalig. Das ist ein riesengroßes Talent und wir können froh sein, dass er für Deutschland und die Bayern spielt. Er kann auf der Zehn, Acht oder auf dem Flügel agieren. Es muss auch nicht Musiala oder Müller heißen, denn beide können sehr gut zusammen agieren.

WM 2022: Wann spielt die deutsche Nationalmannschaft?

  • Gruppe: Gruppe E
  • Gruppengegner: Japan, Spanien, Costa Rica
  • 1. Spiel: Deutschland – Japan (Anpfiff: 23. November 2022, 14 Uhr)
  • 2. Spiel: Spanien – Deutschland (Anpfiff: 27. November 2022, 20 Uhr)
  • 3. Spiel: Costa Rica – Deutschland (Anpfiff: 01. Dezember 2022, 20 Uhr)
  • Mögliche Achtelfinalgegner: Belgien, Kanada, Marokko, Kroatien

Goretzka hat knapp die Nase vorn vor Gündogan

Im Tor müssen wir uns ohnehin keine Gedanken machen. Die Engländer wären froh, wenn sie einen unserer beiden Ersatz-Keeper hätten. Im zentralen Mittelfeld würde ich bei einem 4-2-3-1-System für Kimmich und Goretzka plädieren, weil sie von ihren Fähigkeiten so gut zusammenpassen.

Auch Gündogan hätte verdient dort zu spielen und es gäbe nichts zu meckern. Ein super Spieler. Ich tendiere nur deshalb zu Goretzka, weil er zusammen mit Kimmich mehr Facetten abdeckt, die mir wichtig wären.

Unterm Strich, waren die beiden Spiele nicht das, was wir alle von Deutschland erwarten. Aber von WM-Alarm bin ich weit entfernt. Die Bayern-Krise könnte mit einem Sieg gegen Leverkusen schon einmal kleiner geworden sein und wenn dann auch noch gegen Dortmund gewonnen wird, wie so oft in den letzten Jahren, dann spricht keiner mehr davon, ob Nagelsmann noch der Richtige ist. Ich bin weiterhin von ihm und seiner Klasse als Trainer überzeugt und glaube, dass er noch eine ganze Weile in München auf der Bank sitzen wird.

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