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Löw zur Kritik: "Wenn das alles war, halte ich es aus"

Bundestrainer reagiert gelassen auf Kritik an seiner Person

Bundestrainer Joachim Löw gibt sich auf der Pressekonferenz kämpferisch.
Image: Bundestrainer Joachim Löw gibt sich auf der Pressekonferenz kämpferisch.  © Getty

Endspiel für Joachim Löw: Sollte die deutsche Nationalmannschaft bei Weltmeister Frankreich eine weitere Enttäuschung erleben, könnten die Tage des Bundestrainers gezählt sein.

Joachim Löw schläft schlecht. Die nächtliche Unruhe hat aber nichts mit möglicher Abstiegsangst oder enormem Druck vor einem der wichtigsten Spiele seiner Karriere als Bundestrainer zu tun - der 58-Jährige wird seit Tagen von einer Erkältung geplagt. Vor seinem "Endspiel" in der Nations League am Dienstag (Anstoß um 20:45, im Liveblog auf skysport.de) in Paris bei Weltmeister Frankreich präsentierte sich Löw aber souverän und angriffslustig.

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In diesem Video (1:12 Minuten) spricht Joachim Löw über die unruhige Phase im DFB-Team und seine Person.

Bundestrainer in Angriffsmodus

"Es ist ja klar, dass es massive Kritik gibt. Das blende ich als Trainer aus, damit kann ich gut umgehen. Wenn das alles war, halte ich es aus", sagte Löw im Auditorium des Stade de France und schaltete in den Offensivmodus: "Wir wollen mutig und mit Dynamik nach vorne spielen. Jetzt müssen wir zeigen, dass wir den Charakter haben, den Abstieg zu verhindern."

Dem viermaligen Weltmeister droht bei einer weiteren Pleite der Sturz in die europäische Zweitklassigkeit und Löw möglicherweise in der Stadt der Liebe die Trennung vom DFB. Sein persönliches Schicksal stellt Löw hinten an: "Das Wichtigste ist es, die Spieler wieder aufzurichten."

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In diesem Video (2:36 Minuten) spricht Manuel Neuer über seine Leistung und aktuelle Form im DFB-Trikot.

Neuer: "Wir kennen den Ernst der Lage"

Nach dem Abgesang von Amsterdam beim Erzrivalen Niederlande (0:3) müsse die DFB-Elf "eine Reaktion zeigen", forderte Löw und versicherte, dass "wir die Lehren aus dem Spiel gezogen haben".

Die Situation ist kritisch. Bei einer Niederlage hätte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand. Nach dem WM-Debakel wäre ein Abstieg ein weiterer großer Imageschaden für das Aushängeschild des Verbandes. "Wir kennen den Ernst der Lage", versicherte Kapitän Manuel Neuer. Innerhalb des Teams werde "viel gesprochen".

Die Aufarbeitung der bitteren Niederlage im Johan-Cruyff-Stadion erfolgte am Sonntag in Amsterdam, wo Löw ein Gespräch mit DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte. "Er hat mir das Vertrauen ausgesprochen, das ist gut", sagte Löw. Am Montag wurde die Analyse in der französischen Hauptstadt vor und nach dem einstündigen Abschlusstraining fortgesetzt.

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Löw kündigt "taktische und personelle Änderungen" an

Auto-Fan Löw hatte daher bei der Ankunft am Hotel Molitor nicht einmal einen Blick für den mit Graffiti verzierten Oldtimer im Eingangsbereich. Er trug wie in den vergangenen Tagen einen schwarzen Schal. "Halsweh und Gliederschmerzen" plagten den Bundestrainer nach eigenem Bekunden - trotz besten Wetters.

Doch davon lässt sich Löw nicht ablenken, er tüftelte an den richtigen Maßnahmen für das Rückspiel gegen Frankreich (Hinspiel: 0:0). Löw kündigte "taktische und personelle Änderungen" an. Neuer bleibe aber im Tor, betonte er. Für den verletzt abgereisten Jerome Boateng dürfte sein Münchner Teamkollege Niklas Süle in die Startelf rücken. Zudem drängen Leroy Sane, Julian Draxler und Julian Brandt ins Team. Dem formschwachen Thomas Müller droht die Bank.

"Man hat die Qualität von Leroy Sane gesehen, dass er ein absoluter Unterschiedsspieler sein kann und dass uns sein Tempo absolut gut tut", sagte Joshua Kimmich und forcierte damit Spekulationen über ein Aufbegehren der Jungen gegen die Alten.

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In diesem Video (0:21 Sekunden) reagiert Manuel Neuer auf die Aussagen von Sky Experte Lothar Matthäus.

Hält Löw weiter an Weltmeistern fest?

Die Hauptkritik an Löw lautet, dass er weiter in Nibelungentreue auf eine Achse bestehend aus den Weltmeistern von 2014 setzt. Der nach dem WM-Debakel ausgerufene Neuanfang ist nur ein Umbruch light. "Ich wusste, dass unser Weg nicht sofort auf höchstem Niveau abläuft. Es ist ein Prozess, bei dem man mit Rückschlägen rechnen muss", entgegnete Löw.

Ausgerechnet jetzt geht es auf diesem Weg gegen den vor Selbstbewusstsein strotzenden Weltmeister mit seinen Stars Kylian Mbappe und Antoine Griezmann. "Wir müssen uns schütteln, uns aufrichten, die Köpfe wieder hochnehmen. Es gibt keine andere Option", sagte Toni Kroos. Der zuletzt schwächelnde Neuer forderte: "Es hilft uns nicht, im Negativen rumzudümpeln, wir müssen nach vorne schauen."

Neben einer stabilen Abwehr sind dafür Tore zwingend erforderlich, doch in den vergangenen zwölf Länderspielen erzielte das DFB-Team lediglich zehn Treffer. "Da müssen wir einen anderen Ansatz finden", sagte Löw und sprach damit Draxler aus dem Herzen: "So können wir nicht weitermachen."

DFB droht Negativrekord

Neben dem Abstieg könnte die Nationalmannschaft einen Negativrekord aufstellen. Sechs Niederlagen in einem Länderspieljahr gab es noch nie. Bisher hat die DFB-Auswahl 2018 gegen Brasilien, Österreich, Mexiko, Südkorea und die Niederlande verloren.

Mats Hummels forderte daher einen "Sieg". Alles andere sei "zu wenig für uns". Gegen den Hochgeschwindigkeits-Fußball der Franzosen kommt es für Hummels darauf an, "nicht in Rückstand zu geraten. Sonst können sie ihren Konter-Fußball mit ihren Mopeds vorne noch besser ausspielen." (sid)

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