Im Spitzenspiel gegen RB Leipzig feierte Lucas Hernandez nach langer Verletzung sein Comeback beim FC Bayern. Der 80-Millionen-Mann wurde in der zweiten Hälfte eingewechselt und konnte überzeugen. Startet der Weltmeister nun mit Verzögerung endlich beim Rekordmeister durch?
Lange musste Hernandez auf diesen Moment warten. In der 67. Minute wurde der 23-Jährige am Sonntag im Ligagipfel gegen RB Leipzig für Jerome Boateng eingewechselt. Es war Hernandez' erster Pflichtspieleinsatz seit dem 22. Oktober des vergangenen Jahres.
Damals zog sich der Rekordmann im Champions-League-Spiel bei Olympiakos Piräus einen Innenbandriss im Sprunggelenk zu und musste seitdem zusehen. Damit kennt sich der Franzose schon aus, denn der Defensivspieler kam bereits lädiert nach München.
Lob von Salihamidzic
Eine Innnenbandverletzung sorgte dafür, dass Hernandez verspätet in die Sommervorbereitung startete und auch den Saisonstart verpasste. Später musste er auch mit einer Knieprellung pausieren, was zu Unstimmigkeiten zwischen dem FC Bayern und dem französischen Verband führte. Letztlich kam Hernandez in der Hinrunde nur auf sieben Einsätze in der Bundesliga, zwei in der Champions League und einen im DFB-Pokal.
Wirklich fit wirkte der hochgelobte französische Nationalspieler in seinem ersten halben Jahr an der Säbener Straße nur selten, aber gegen Leipzig deutete Hernandez an, dass er zur erhofften Verstärkung werden kann.
"Lucas war gut. Ich bin froh, dass er wieder mitmachen kann. Er muss fit werden und braucht Spielpraxis", erklärte Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach dem Spiel und ergänzte, dass Hernandez "Stabilität reingebracht" hätte. "Seine Kompromisslosigkeit hat uns sehr gut getan", lobte Salihamidzic weiter.
Hernandez betrieb also Werbung in eigener Sache, aber ob er beim nächsten Spiel beim 1. FC Köln (Sonntag, ab 14:00 Uhr live und exklusiv auf Sky) bereits eine Option für die Startelf darstellt, ist unklar. Das Problem: Die auf den ersten Blick naheliegendste Option - Hernandez ersetzt Boateng - birgt einige Risiken.
Drei Linksfüßer in der Kette? Unwahrscheinlich!
Die Viererkette würde in diesem Szenario mit Hernandez, David Alaba und Alphonso Davies aus drei Linksfüßern bestehen. Mehr noch: Die ursprüngliche Position aller drei ist sogar die des Linksverteidigers, so dass Sky Reporter Torben Hoffmann eine solche Konstellation als "äußerst unwahrscheinlich" hält.
"Als Linksverteidiger auf der Position des rechten Innenverteidigers zu agieren, ist eine gewaltige Umstellung in Bezug auf Spieleröffnung, Anlaufverhalten und Zweikampfführung" erläutert der Ex-Profi.
Auch Alaba äußerte sich nach dem Leipzig-Spiel zurückhaltend: "Auf der rechten Seite war es in der zweiten Halbzeit ungewohnt für mich. Das ist mit Sicherheit nicht meine Idealposition", so der Österreicher. Und weiter: "Auf der linken Seite fühle ich mich wohler, aber ich spiele da, wo ich der Mannschaft am besten helfen kann."
Der 27-Jährige wurde damit in seiner Meinung bestärkt, denn erst vor Kurzem erklärte Alaba: "Ich habe auf diesem Niveau noch nicht zwei Linksfüßer in der Innenverteidigung gesehen". Er schob jedoch sofort hinterher: "Mit der Qualität, die wir in unserer Mannschaft haben, ist vieles möglich."
Davies zurück ins Mittelfeld?
Ein weiteres Problem der Innenverteidiger-Kombination wäre aber auch die geringe Körpergröße des Duos. Alaba (1,80 Meter) und Hernandez (1,82) hätten im Luftzweikampf beispielsweise in der Champions League gegen Chelseas Tammy Abraham (1,91 Meter) Nachteile.
Hoffmann ist sicher, dass Hernandez dennoch in den kommenden Wochen seine Einsätze bekommt - nur eben nicht zum Leidwesen von Boateng. Denkbar ist beispielsweise, dass Davies ins Mittelfeld vorrutscht und Alaba auf seine angestammte Position links hinten rückt.
Eine weitere Option könnte sein, dass der kanadische Shootingstar mal eine Verschnaufpause erhält. "Am Ende löst sich so eine Situation gerne mal selbst, weil der ein oder andere ein kleines Zwicken fühlt und Flick dann kein Risiko eingehen wird. Optionen hat er ja jetzt", mutmaßt Hoffmann. Und wird sofort bestätigt, als Davies am Mittwoch das Training abbrechen musste.
Hernandez ist bereit
Klar ist: Hernandez ist bereit. Das machte er nicht zuletzt mit seinem Tweet nach seinem Comeback deutlich, als er seine Fans wissen ließ: "I'm back" - nun liegt es am Trainer, einen Platz für den Rekordmann zu finden, damit dieser endlich durchstarten kann…
